Interview mit Andrea Nahles

Die kämpferische Politikerin spricht über Weihnachten

Bekannt ist die deutsche SPD Generalsekretärin Andrea Nahles als kämpferische Repräsentantin des linken SPD-Flügels. Weniger bekannt ist, dass die Politikerin sich dezidiert zu ihrem christlichen Glauben bekennt.
Andrea Nahles

In einer Grundsatzrede zur Armut in Deutschland sagte die SPD-Generalsekretärin kürzich: «Meine Quelle für Gerechtigkeit ist der Glaube, weil er den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ich halte es da mit dem früheren Bischof Franz Kamphaus, der gesagt hat: «Mach’ es wie Jesus, werde Mensch.»- Das ist für mich die kürzeste Zusammenfassung dessen, was Christsein und christliche Verantwortung ausmacht. Darin ist mir Jesus ein Vorbild. So wie Jesus Christus mich ansieht, so will ich die Menschen ansehen.»
 
Andrea Nahles erlebte in der Eifel eine klassisch katholische Sozialisation: Katholische Eltern, die sich bis heute in der Gemeinde engagieren - Messdienerin – als 14jährige besuchte sie einen ökumenischen Jugendkreis – zu einigen aus dem Kreis pflegt sie bis heute engen Kontakt. In dem Buch «Frau-gläubig-links. Was mir wichtig ist“» (Pattloch-Verlag, München 2009) beschreibt Andrea Nahles ihre christliche Einstellung und biographische Stationen.
 
Wichtig ist ihr das positive Bekenntnis zum Glauben. Suspekt sind ihr diejenigen, die sich nur dann zum Glauben äussern, wenn sie sich gegenüber anderen, zum Beispiel Moslems, abgrenzen wollen.

Interview

Livenet: Was ist für Sie eine zentrale Aussage der Bibel?

Andrea Nahles: Wenn Jesus sagt, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Das verbinde ich mit einem Mosaik in der Kirche Maria Laach, in der Jesus mit ausgebreiteten Händen und diesem Wort dargestellt ist. Es ist dieser freundliche, der einladende und positive Jesus, den ich hier sehen kann.
 
Wie feiern Sie Weihnachten?
 
Es ist für mich und meinen Mann vor allem das Zusammensein mit der Familie. Wichtig ist mir auch der gemeinsame Besuch in der Kirche. Weihnachten – das sind für uns vor allem Tage mit Freunden und Verwandten.
 
Und, es ist das erste Weihnachtsfest mit ihrer Tochter Ella Maria.
 
Ja! Wir machen uns schon mächtig Gedanken, welche Kugeln reisst sie uns vom Weihnachtsbaum? (lacht).
 
Gibt es etwas, was für Sie untrennbar mit Weihnachten verbunden ist?
 
(lacht) Ja, das kann ich sehr genau sagen: Wenn nach der Messe in der Kirche das «O du fröhliche» angestimmt wird, dann ist für mich Weihnachten. Wenn die Gemeinde dieses Lied singt und die Bläser dazu schmettern (lacht), dann ist für mich Weihnachten.
 
Warum sprechen Sie erst seit kurzem über ihren Glauben?
 
Ich habe mich immer wieder dazu geäussert, aber es wurde kaum wahrgenommen.
 
Vermutlich verbindet man den Glauben nicht so sehr mit einer linken Politikerin.
 
Ja, das ist wohl so. Ich habe mich über die Jahre darüber geärgert, dass man mich nie auf meinen Glauben angesprochen hat; es passte wohl nicht ins gängige Schema. Seit meinem Buch «Frau-gläubig-links» ist das anders geworden.
 
Wie wichtig ist es Ihnen, als Christin wahrgenommen zu werden?
 
Ich habe meinen Glauben nie vor mir hergetragen. Das ist für mich etwas, womit ich nicht hausieren gehen muss - und möchte. Aber es gibt Fragen, wo ich mich als Christ definitiv auch über die Fraktionsgrenzen hinweg positioniere, bei der Stammzellendiskussion oder bei der Frage, ob ein Gottesbezug in die EU-Verfassung soll. Das sind Punkte, bei denen ich mir sage: Hier bekenne ich mich als Christ. Andererseits trage ich ungern meine christliche Verankerung auf der Fahne durch die Gegend, weil ich finde, dass Politik einem auch viel an Privatheit und Ressourcen zur eigenen Stärkung nimmt: Ich habe wenig Zeit, den Akku auch mal wieder aufzuladen. Dabei hilft mir der Glaube. Und deshalb möchte ich daraus für mich persönlich nicht allzu sehr eine öffentliche Angelegenheit machen.
 
Sie haben Jesus einmal als Ihr Idol bezeichnet.

Ja, ich habe mich mit keinem so auseinander gesetzt wie mit ihm. Dabei sehe ich: Es ist nicht leicht, Christus zu folgen, er ist absolut anspruchsvoll, dieser Mann, und nebenbei - er ist auch ziemlich radikal, was die Gerechtigkeitsfrage angeht.
 
Wenn Sie die Chance hätten, den Christen etwas zu sagen, was Ihnen auf dem Herzen liegt. Was wäre das?
 
Dass sie sich stärker in die Dinge in der Gesellschaft einmischen sollten; dass sie sich nicht zurückziehen, sondern verantwortlich und solidarisch handeln und für ihre Überzeugungen einstehen.

Andrea Nahles - Kurz gesagt

Ohne meinen Glauben wäre mein Leben ...
... unvorstellbar.
 
Dass mir manche meinen Glauben nicht abnehmen, weil ich eine Linke bin finde ich ...
... kurzsichtig.
 
Wenn Sie jemandem das Wichtige des christlichen Glaubens erklären müssten, Von was würden Sie sprechen?
Davon, dass wir durch Jesus angenommen sind.
 
Am liebsten rede ich mit Jesus über ...
... Das mache ich mit Jesus aus.

Datum: 23.12.2011
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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