Türkei

Evangelische Christen fordern mehr Religionsfreiheit

Die evangelischen Kirchen in der Türkei haben eine Stärkung der Religionsfreiheit in der geplanten neuen Verfassung gefordert. Dazu gehöre auch das Recht auf Ausrichtung von Gottesdiensten und auf Ausbildung von Priesternachwuchs, hiess es in einem Papier, das der Verband Protestantischer Kirchen am 30. April dem Parlamentsausschuss zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung in Ankara vorlegte.
Die Kirche St. Gregory in Any, Türkei

Verbandschef Zekai Tanyar sagte nach einem Bericht der Online-Ausgabe der Zeitung «Hürriyet», die Religionsfreiheit solle auch für Ausländer in der Türkei gelten. Der überparteiliche Ausschuss soll bis zum Jahresende den Text einer neuen türkischen Verfassung erarbeiten. Der Entwurf wird anschliessend einer Volksabstimmung vorgelegt.

Der Ausschuss hatte in den vergangenen Monaten die Vorschläge von mehreren tausend Verbänden, Gruppen und Experten gesammelt. Auch Vertreter christlicher Gemeinschaften wie der griechisch-orthodoxen und aramäischen Christen hatten im Ausschuss vorgesprochen. In der Türkei mit ihren mehr als 70 Millionen Menschen bilden die rund 3'000 Protestanten eine kleine Minderheit.

Ende des verpflichtenden Islam-Unterrichts

In seinem Positionspapier zur Verfassungsdebatte verlangt der protestantische Kirchenverband auch eine Änderung der Regeln für den Religionsunterricht. Die verpflichtende Teilnahme am sunnitischen Islam-Unterricht müsse beendet werden. Zudem fordern die Protestanten eine Neuordnung des türkischen Religionsamtes. Nach Meinung vieler Kritiker ist diese Behörde trotz des Anspruches, für alle Religionen zuständig zu sein, faktisch ein Verwaltungsapparat für die sunnitische Bevölkerungsmehrheit.

Auch Vertreter der katholischen Kirche hatten im Verfassungsausschuss mehr Religionsfreiheit und eine rechtliche Anerkennung ihrer Glaubensgemeinschaft gefordert.

Datum: 03.05.2012
Quelle: Kipa

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