Im Land der Reizüberflutung
Wir leben in einer Zeit der Reizüberflutung. Fast immer und überall werden wir berieselt durch Musik, Bilder, Werbung, Filme, Farben, Gerüche usw. Die heutigen Kommunikationsmittel ermöglichen, dass wir immer und überall erreichbar sind und mit allen wichtigen (und unwichtigen) Meldungen versorgt werden können. Mehrere Dinge gleichzeitig zu tun ist populär. Wir alle sind gefordert, mit dieser Reizüberflutung angemessen umzugehen oder sie auch zu vermindern.
Folge von Reizüberflutung: körperliche und psychische Symptome
Gerade für hochsensibele Menschen sind Geräusche, Gerüche, grelles Licht, intensive Farben oder auch Berührungen eine ganz besondere Herausforderung. Ein hochsensibles Kind beispielsweise kann mit einem ganz normalen Schulalltag mit all den Geräuschen, Eindrücken und Ansprüchen überfordert sein. Oder eine Frau sitzt in einer Veranstaltung und wird in ihren Gefühlen überrollt von dem ganzen Trubel, den Menschen und deren Stimmungen, die sie sehr intensiv wahrnimmt. Oder ein Mann zerbricht fast an der Not dieser Welt, weil ihm das Schicksal einzelner Menschen so nahe geht. Nicht selten sind diffuse körperliche Symptome wie Bauchschmerzen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Verspannungen usw. die Folge. Aber auch Symptome im psychischen Bereich sind möglich und diese können zu Schulverweigerung, Panikattacken, Schlafstörungen, Depressionen usw. führen.
Die meisten Menschen nehmen nicht alle Reize wahr. Zum Glück nicht! Wem aber diese Wahrnehmungsfilter fehlen, der kann in dieser lauten und grellen Welt ganz schnell ins Schleudern geraten. Besonders dringlich wird da die Frage: Was kann ich gegen die Reizüberflutung tun?
Merken, wann es genug ist
Jesus kannte da ein gutes Rezept. Er hat sich den Nöten der Menschen angenommen. Er hat Kranke geheilt, hat Menschen befreit, hat sich ihre Nöte angehört und er hat ganze Menschenmengen gelehrt. Diese Tage waren ganz schön anstrengend. Es war laut, Gerüche gab es ganz bestimmt nicht immer nur die besten und die Vielzahl an Anliegen und Schicksalen war erdrückend. Es heisst in der Bibel, dass Jesus mit den Menschen mitgelitten hat. Er schaute über die Menge und hatte Mitleid. Doch Jesus merkte, wann es genug war. Dann zog er sich in eine einsame Gegend zurück und suchte die Ruhe bei seinem himmlischen Vater. Er wusste, dass es ein «Genug» gibt, dass Zeiten der Ruhe wichtig sind, dass er die Reize begrenzen muss.
Davon können wir lernen. Gott ist da und er wartet nur darauf, dass wir in seine Gegenwart treten. Bei IHM kommen wir zur Ruhe. Bei IHM werden wir nicht überfordert von Reizen. Da ist nur seine Liebe und sein Friede. An uns liegt es, ob wir dieses Angebot nutzen und uns stärken, um in dieser Reizwelt überleben zu können.
Ruhebilder als kleine Oasen
Doch was ist, wenn wir mitten drin sind in den Reizen und von Gottes Ruhe wenig zu spüren ist? Dann hilft uns ein Ruhebild, das wir uns innerlich in Erinnerung rufen können! Was ist für dich Geborgenheit? Findest du dazu ein Bild? Für den einen kann das ein Schäfchen in den Armen seines Hirten sein, für jemand anderen ist es das Bild eines ruhigen Bergsees, für den Dritten ist es eine Tonfigur zu einer Hand geformt, in der sich eine Figur birgt.
Findest du für dich ein Bild? Wenn du so ein Bild hast, kannst du dieses überall vor dein inneres Auge holen. Ein Beispiel: Du stehst mitten in der Stadt. All die Eindrücke, Farben und Geräusche beginnen dich zu überrollen und du befürchtest, dass sich diese bis zur Panikattacke steigern. Nun schliesst du kurz die Augen und denkst an dein Ruhebild. Es sagt dir: «Ich bin geborgen in den Armen meines Schöpfers. Er ist mir ganz nah. Bei ihm bin ich geborgen.» Damit wirst du einerseits von den Reizen abgelenkt, andererseits rufst du dir die Realität Gottes ins Bewusstsein.
Fünf Schritte zur Reizverminderung
1. Suche bewusst die Ruhe bei Gott, dem himmlischen Vater. Sprich mit ihm und stärke dich.
2. Suche dir ein Ruhebild (am besten auch sichtbar auf einer Karte, Foto, Figur) und erinnere dich in herausfordernden Situationen daran.
3. Es gibt Reize, die du steuern kannst. Nutze dies! Einige Beispiele: Handy nicht immer auf sich tragen; Fernseher, Radio und Musik nicht nebenher laufen lassen, sondern nur bewusst konsumieren; Geräusche im Haushalt dezimieren; ein extra leiser PC, Glühbirnen mit angenehmem Licht usw.
4. Übe Methoden ein, um Sinneseindrücke nicht in dein tiefes Bewusstsein eindringen zu lassen. Zum Beispiel Entspannungsübungen oder Ablenkung durch bewusste andere Gedanken.
5. Bewusste ruhige Zeiten und Dosierung der Reize sind ein «Muss»! Doch kompletter Rückzug ist nicht die Lösung, sondern bringt nur zerstörerische Isolation!
In unserer Gesellschaft ist Macht und Stärke gefragt. Wer möchte nicht gerne eine «Powerfrau» oder ein «Powermann» sein und sein Leben voll im Griff haben! Ein feines, sensibles und manchmal auch schnell verletzliches Wesen ist oft nicht gefragt.
Das feine Gespür zum Guten nutzen
Sind denn die sensiblen Sensoren dieser Menschen eine Fehlkonstruktion des Schöpfers? Bei Weitem nicht! Gott hat ganz bewusst einen Teil der Menschen mit sensiblen Sensoren ausgestattet. Er möchte diese Menschen gerade eben mit ihrem feinen Gespür gebrauchen. Auch in der Bibel finden wir diese hochsensibelen Menschen. Es war insbesondere die Gruppe der Priester und Leviten. Sie waren für die ganze Gemeinschaft enorm wertvoll, ja sogar unverzichtbar. Auch heute finden wir hochsensible Menschen besonders in sozialen und künstlerischen Berufen.
Denkst du, dass auch du mit besonders sensiblen Sensoren ausgestattet bist? Dann lass dir zurufen: Du bist gut so, wie du bist! Gott hat sich etwas mit dir gedacht! Er hat dich wunderbar geschaffen. Er möchte sich mit dir auf den Weg machen, in deiner Hochsensibilität eine echte Gabe zu entdecken! Lerne mit deiner Veranlagung umzugehen und aus der vermeintlichen Last wird ein echter Segen, für dich und für andere.
Test: Bin ich hochsensibel? Hier kannst du testen, wo du in Sachen Hochsensibilität stehst: www.hochsensibel-test.de
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Datum: 16.12.2015
Autor: Ursula Blatti
Quelle: Livenet