Über ihren ersten Kontakt mit dem Evangelium sagte sie: «Eine christliche Gruppe besuchte das Gefängnis. Ich ging nur aus Neugier zum Treffen. Als ich durch die Tür kam, fiel mir die Kinnlade runter. Ich empfand etwas, das ich noch nie zuvor empfunden hatte. Heute weiss ich, dass es die Gegenwart Gottes war. Diese Menschen hatten einen Frieden und eine Freude!» Als der Gottesdienst vorüber war, schnappte sie sich eine Bibel und begann zu lesen. Wie lange, weiss sie nicht mehr, aber irgendwann bat sie Gott weinend, in ihr Herz zu kommen und ihr zu vergeben, was sie getan hatte. «Ich erinnere mich nicht, ob ich in diesem Moment schon spürte, dass mir vergeben war, aber ich empfand Liebe. Und es war auch der Moment, wo das ganze Gewicht dessen, was ich getan hatte, über mich hereinbrach. Zum ersten Mal begriff ich, dass ich zwei Menschen brutal ermordet hatte und dass meinetwegen Menschen litten und trauerten.» Trotzdem war ihr, als sagte Gott: «Ich liebe dich.» Im Januar 1998 schrieb sie dem Begnadigungsausschuss sowie dem damaligen Gouverneur von Texas, George W. Bush: «Wenn ich sage, dass ich in der Nacht, in der ich auf brutale Weise zwei Menschen ermordete, unter Drogen stand, ist mir bewusst, dass ich die Entscheidung traf, diese Drogen einzunehmen. Die Menschenleben, die ich genommen habe, kann ich nicht wieder zurückbringen. Aber ich kann, wenn es mir gestattet wird, mithelfen, Menschenleben zu retten. Ich weiss, dass Recht und Gesetz mein Leben verlangen für die beiden unschuldigen Menschen, die ich ermordete. Wenn meine Hinrichtung die einzige Möglichkeit ist, der endgültige Akt, der die Forderung nach Sühne und Gerechtigkeit erfüllen kann, dann akzeptiere ich das. Ich werde den Preis für meine Tat bezahlen, wie auch immer unser Gesetz es verlangt.» Der Glaube an Jesus Christus veränderte Karla grundlegend. «Bevor ich den Herrn kennen lernte, war es mir egal, was andere Leute empfanden oder dachten. Als der Herr in mein Leben kam und mich veränderte, begriff ich, dass ich den Preis meines eigenen Lebens nicht scheuen durfte.» Dazu auch Linda Strom, die Karla Tucker elf Jahre lang als Gefängnisseelsorgerin begleitete: «Karla wich der Realität ihrer Hinrichtung nicht aus; sie stellte sich ihr voller Mut und trat den Gedanken der Furcht entgegen. Sie versuchte nicht, Leute dazu zu bringen, dafür zu beten, dass ihr Leben verschont würde; statt dessen forderte sie uns heraus, dem Herrn die Ehre zu geben, was immer auch geschehen werde.» Sie rang mit Gott nicht um ihre Hinrichtung. «Mein Leben liegt in Gottes Händen. Wenn es sein Weg ist, mich nach Hause zu rufen, dann müssen wir das akzeptieren. Wir müssen auch damit unseren Frieden haben. Wenn ich hier fortgehe, werde ich bei Jesus sein.» Ihr Begnadigungsgesuch wurde abgelehnt. Das Todesurteil wurde im Februar 1998 vollstreckt. Danny Garret starb im Gefängnis an einer Lebererkrankung. Zusammengestellt auf der Grundlage des Buches von Linda Strom, Karla Faye Tucker – Himmel in der Todeszelle, Brunnen Verlag Basel und Giessen. Autorin: Brigitte Eggemann
Datum: 16.09.2003
Quelle: Christliches Zeugnis