Obama und der Islam

Verminderter Einsatz für die Religionsfreiheit?

«Freedom of worship» statt «freedom of religion»? Kult- statt Religionsfreiheit? Die neue Wortwahl aus dem Weißen Haus beunruhigt Experten und engagierte Christen in den USA.
Religionsfreiheit

Zwei von drei Menschen weltweit leben in Ländern, die religiöses Leben unterdrücken. Nicht nur Staaten missachten die Religionsfreiheit. Auch die Gesellschaft und diverse soziale Milieus setzen harte Schranken. Dies hat das US-amerikanische Pew-Forum im vergangenen Dezember in einer Studie aufgezeigt.

Umso bedeutsamer erscheint das Ringen um Religionsfreiheit, das grundlegende Menschenrecht. Die neue Redeweise von Obama, Clinton und ihren Sprechern deutet jedoch auf einen Politikwechsel hin. Er könnte ein Einknicken im Einsatz für diese Religionsfreiheit bedeuten.

Was zur Religionsfreiheit gehört

Dieses Grundrecht beschränkt sich bei weitem nicht auf die Möglichkeit, Gottesdienste abzuhalten. Laut Nina Shea gehört dazu viel mehr: zum Beispiel «das Recht, Kinder im Glauben zu erziehen, das Recht auf religiöse Literatur, das Recht, sich mit anderen Gläubigen zu treffen, das Recht, Geldmittel zu sammeln, das Recht, eigene geistliche Leiter zu ernennen oder zu wählen, karitative Aktivitäten durchzuführen, zu evangelisieren und religiöse Erziehung oder theologische Ausbildung zu geben».

Nina Shea leitet das Zentrum für Religionsfreiheit und Mitglied der amtlichen Kommission, die jährlich einen Bericht über die weltweite Religionsfreiheit erstellt. Zahlreiche Regierungen gehen heute gegen machtlose christliche Minderheiten vor. Sie stellen sich damit mit dem sowjetischen Diktator Stalin in eine Reihe, der 1929 fast alle christlichen Aktivitäten verbot, die über den Gottesdienst hinausgingen.

Das US-Aussenministerium betrachtet seit neustem die beiden Begriffe worship und religion als austauschbar - für Thomas Farr, Religionsprofessor an der Georgetown University nahe Washington D.C., eine beunruhigende Entwicklung. Obama zudem kürzlich die Botschafterin für internationale Religionsfreiheit im State Department herabgestuft, sagte Farr dem Onlinedienst von «Christianity Today».

Kurzsichtig

Carl Esbeck von der University of Missouri vermutet, dass sich Obama gegenüber der islamischen Welt zurückhaltend zeigen und nach dem offensiven Kurs seines Vorgängers deutlich machen wolle, dass sich die USA nicht innere Angelegenheiten islamischer Länder einmischten. Für Esbeck ist das ein Rückschritt, denn bisher seien die USA als globale Vorkämpfer für die Religionsfreiheit aufgetreten.

Farr teilt diese Befürchtungen: Wenn Obama mit solchen begrifflichen Änderungen Rücksichtnahme ausdrücken wolle, sei das «schrecklich kurzsichtig» und ohne Aussicht auf Erfolg. «Es wird nicht funktionieren und künftig die Einflussnahme einfach erschweren.» Shea warnt davor, durch solche vermeintlichen Brückenschläge die Politik für Religionsfreiheit aufzuweichen. «Es ist entscheidend für westliche, besonders amerikanische Politiker, die Religionsfreiheit energisch zu verteidigen.»


Zum Thema:
Der Bericht 2010 der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (382 Seiten)

Datum: 29.06.2010

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