Warum der Prophet so aggressiv verteidigt wird
In Kairo rechnet die führende, jetzt von den Muslimbrüdern kontrollierte Tageszeitung «Al-Ahram» mit anhaltendem, «tödlichem Muslimzorn» gegen alle, die dem Koran und seinem Propheten nicht die gebührende Ehrfurcht erweisen.
Ägypten will UN-Resolution gegen Lästerung des Propheten
Der zentrale Tahrirplatz und die zur US-Botschaft führende Strasse sind inzwischen von den letzten Freitagsdemonstranten und ihrer wüsten Hinterlassenschaft an Steinen, Knüppeln, antiamerikanischen Spruchbändern und verbrannten Sternenbannern geräumt. In der Verfassunggebenden Versammlung ging jedoch am Sonntag die Lästerungsdebatte weiter. Radikale Abgeordnete forderten international eine UN-Resolution zum Schutz der Heiligkeit von allem Islamischen auf der ganzen Welt und in Ägypten eine noch strengere Gesetzgebung gegen jede Blasphemie zu Lasten Mohammeds und seiner Familie.Wie strikt diese ohnedies schon ist, haben Kairoer Korrespondenten erfahren, als sie die Moschee von «Sitt Safija», einer der jüdischen Frauen Mohammeds, in Wort und Bild als Stätte arabisch-israelischer Begegnung vorstellen wollten. Sie wurden als Prophetenbeleidiger verhaftet. Denn in Ägypten ist es verboten, sich mit dem «Harem» des Propheten, d.h. seinen Frauen, irgendwie, nicht einmal positiv zu beschäftigen.
Im oberägyptischen Sohag steht der christliche Lehrer Bischoi Kamel vor Gericht: Er soll im Facebook Zweifel an Mohammeds tadellosem Lebenswandel geäusssert haben. Und in Kairo wurde Anfang der Woche ein 25-jähriger Kopte, Albert Saber Ayad verhaftet, weil er den neuesten Lästerungsfilm angeschaut und davon erzählt hat.
Ängst vor neuen «Lästerungen»
Die Tatsache, dass es sich bei Mohammed nicht nur um den Begründer des Islam, sondern auch um einen Macht- und Lebemenschen gehandelt hat, macht ihn für despektierliche Kritik verwundbar. Daher hat ihn das islamische Recht mit besonders strengen Verboten und Strafen gegen jede Verunehrung abgesichert.Mit diesen kamen im späten 18. Jahrhundert die Juden im libyschen Tripolis in Konflikt. Ihre «Lästerzungen» wurden an die Synagogentüren genagelt. Der amerikanische Konsul berichtete das, und die jungen USA entsandten zur Bestrafung ihre ersten Kriegsschiffe an Libyens Küste. Seit damals singen die Marine-Infanteristen in einem ihrer Marschlieder «bis an den Strand von Tripolis». Aber auch die islamische Welt hat den Amerikanern diese frühe Intervention zugunsten von Beleidigern ihres Propheten nicht vergessen. Was im heutigen Muslimzorn wieder mit hoch kommt.
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Datum: 17.09.2012
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet