Strenge Ägypter fordern Religionspolizei
Gegenwärtig läuft in Ägypten die dritte Wahl-Etappe. In den ersten beiden Abschnitten triumphierten die Muslimbrüder und die Salafisten mit zusammengezählt 65 Prozent der Stimmen. Laut der Zeitung «Die Welt» wollen nun Radikale eine Religionspolizei nach saudischem Vorbild gründen. Bereits seit Dezember kündigten die Salafisten an, gegen knappe Badekleider und Alkohol vorgehen zu wollen.
Die «Polizisten» werden dem Dunstkreis der salafistischen «Partei des Lichts» zugerechnet.
Salafisten dementieren ein bisschen
Bei Ehab Mousa, einem Vertreter der ägyptischen Tourismusindustrie, läuten die Alarmglocken: «Wir sind hier weder in Iran noch in Saudi-Arabien!» Die Salafisten-Partei distanziert sich laut der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» von der Forderung nach einer Religionspolizei, gleichzeitig mit dem Dementi sorgt Partei-Sprecher Nader Bakar aber bereits für die nächste Aufregung. Seine Partei werde darauf bestehen, dass die Hauptquelle der künftigen Rechtsprechung die Scharia sei.
In der aktuellen Verfassung steht «Prinzipien» (mabadi) und nicht «Bestimmungen» (ahkam). Bakar sieht darin eine Verstümmelung des Religionsgesetzes.
Bakar will, dass die derzeit nicht angewandten «Rechte Gottes» (Hudud-Strafen) bei Vergehen wie Unzucht, Diebstahl und Alkoholkonsum geahndet werden – was auch körperliche Strafen beinhalten. Der frühere ägyptische Grossmufti Nasser Farid Wassil warnt. Würde der Term «Bestimmungen» in den Verfassungstext aufgenommen, wäre dies eine erhebliche Veränderung. Für islamische Rechtsgelehrte wären sie rechtlich verbindend, nichts würde der vollständigen Anwendung der Scharia im Wege stehen.
Keine Koalition mit Liberalen
Yasser Borhamy, ein religiöser Führer der Salafisten-Partei sagt laut der ägyptischen Zeitung «Al-Masry Al-Youm», dass es keine Koalition mit liberalen Gruppen gebe. «Wir können nur mit Parteien zusammenarbeiten, welche auf die Scharia bauen und nicht mit Liberalen und Demokraten, die westlichen Normen folgen und unkontrollierte Freiheit gewähren.»
Auch rät er, Christen während ihren religiösen Feiertagen nicht zu grüssen. «Wir sollen nicht an den Festen der Ungläubigen teilnehmen. Aber wir sollen sie auch nicht töten.»
Nach dem Erfolg in der ersten Wahlrunde im November 2011 betonten die Salafisten, die Christen Ägyptens müssten entweder die von der alten islamischen Ordnung vorgeschriebene Kopfsteuer für Nicht-Muslime, die Jizya, zahlen oder das Land verlassen.
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Datum: 06.01.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch