Teenager wegen Blasphemie hinter Gittern
Der grimmige Stern der Muslimbruderschaft ist über Ägypten aufgegangen. «Wenn jemand einen islamkritischen Artikel schreibt, wandert er ins Gefängnis», bilanziert der Journalist und Menschenrechtler Medhat Klada gegenüber livenet.ch. Äussert sich jemand gegen das Christentum, kann er dies jedoch problemlos tun.
«Als die Proteste gegen das Mohammed-Video vor zwei Wochen ihren Siedepunkt erreichten, zerriss der Imam Abu Islam, dem eine islamische TV-Station gehört, in einer Sendung eine Bibel und zündete sie an. Und er drohte, wenn Mohammed wieder beleidigt werde, uriniere er nächstes Mal auf eine Bibel.» 2100 Christen und Muslime klagten gegen den Imam. In einer Zeitung behauptete er, dass es keine echte Bibel gewesen sei, sondern eine Kopie. Er ging straffrei aus. Christen hingegen kommen hinter Gitter, wenn nur schon der Verdacht besteht, dass sie den Islam beleidigt haben könnten.
Klagen wie in Pakistan
Zum Beispiel die Geografie-Lehrerin Niveen Gad: Die hochschwangere Koptin wurde aus dem Nichts heraus verhaftet. Ein Junge, dessen Vater ein Salafist ist, behauptete, sie habe Mohammed gelästert. Für zwei Tage sass sie im Gefängnis, bis der Anwalt herausfand, dass der Junge an besagtem Tag nicht einmal in der Schule war. Sie kam wieder frei, gedroht hätten ihr zwei Jahre Haft. Vergleichbare Fälle häufen sich.
Viele Christen wurden angeklagt, so etwa der 16-jährige Gamal Abdou Massoud, der inzwischen im Gefängnis sitzt. Geht es nach dem Gericht, soll er noch für 2,5 Jahre dort bleiben, wegen angeblicher Beleidigung des Islam. Fanatische Muslime trachteten nach seinem Leben und verbrannten zudem in seinem Heimatdorf sieben Häuser von Christen.
Kinder im Gefängnis
In Ägypten sei es wie in Pakistan, schrieb Medhat Klada in seinem Facebook-Acount. Er denkt dabei auch an Makram Diab Said, einen Schulsekretär, der für sechs Jahre hinter Gitter soll oder an Bishoy Kameel Kamel, einen Lehrer, der zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde – vor dem Gerichtsgebäude hatte ein Mob seinen Tod gefordert.
Selbst Kinder und Jugendliche erwischt der lange Arm der neuen Regierung. Die beiden Jungen Nabil Nagi Rezk (10) und Mina Nady Farag (9) spielten auf der Strasse, einer der beiden ist Analphabet. Sie pinkelten draussen, wie es in ihrer Gegend üblich ist. Ein Muslim behauptete, sie hätten dies auf einen Koran getan. Die beiden landeten im Gefängnis. «Viele Stimmen aus dem Westen protestierten. Aufgrund des Drucks, namentlich der Unicef, kamen sie wieder frei.»
Medhat Klada ärgert sich: «Christen kommen sofort bei einem Verdacht ins Gefängnis. Wenn ein Muslim im Fernsehen eine Bibel verbrennt und 2100 Menschen klagen, geschieht nichts.»
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Datum: 09.10.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch