Heimlich Geld gesammelt

Bischof kauft 226 Geiseln in Syrien frei

Assyrische Christen feiern ihren Bischof wie einen Heiligen, nachdem bekannt wurde, dass er heimlich Geld sammelte und damit 226 Geiseln vom «Islamischen Staat» im Khabur-Tal freikaufte. 
Bischof Mar Afram Athneil mit den befreiten Geiseln
Bischof Mar Afram Athneil

Am 23. Februar 2015 hatten die Terroristen 25 christliche Ortschaften gleichzeitig angegriffen und hunderte von Menschen entführt. Diejenigen, die fliehen konnten, konnten ihre Verwandten im Westen über die Angriffe informieren. Niemand wusste genau, wie viele entführt wurden, aber alle waren sicher, dass sie sterben müssten.

50'000 Dollar pro Kopf

Nach einer Woche gaben die Terroristen bekannt, dass 17 Männer, die aus dem Dorf Tal Goran stammten, freigelassen werden könnten. Vier Frauen sollten bleiben. Die Extremisten sandten einen Mann, der die Botschaft dem Bischof in Hassakeh brachte.

ISIS verlangte 50'000 Dollar für jede Person in der Gruppe. Das hätte über 11 Millionen Dollar für alle Entführten bedeutet. Ursprünglich hatten die Militanten nach einem Bericht von Newsweek sogar 100'000 Dollar pro Kopf gefordert.

Einige der Gefangenen wurden freigelassen, nachdem Bischof Mar Afram Athneil den Terroristen antwortete. Er initiierte geheime Verhandlungen, um auch die anderen zu befreien. Die Nachricht über das geforderte Lösegeld verbreitete sich über die sozialen Medien, und die Gemeinschaft der Assyrer begann, Geld für die Befreiung der verbleibenden Geiseln zu sammeln.

Mord-Video hat Wirkung

In den folgenden Monaten liess ISIS immer wieder Menschen frei, aber im September 2015 veröffentlichte die Terrorgruppe ein Video, in dem drei Männer von Khabur erschossen wurden. «Als das geschah, begann das Geld von überall zu fliessen. Die Assyrer haben keine Armee, die für sie kämpft. Sie haben keine Einsatzteams und keine Spezialeinheiten. Das einzige, was sie tun können, ist, Lösegeld zu zahlen», erklärte der assyrische Filmemacher Sargon Saadi. Er hielt fest, dass die Bezahlung von Lösegeld nicht einfach sei, denn es ist in vielen Ländern illegal. Dennoch: «Es gab keine Versuche von irgendeiner Regierung, das Fundraising zu behindern, aber genauso wenig versuchte irgendein Land, die Geiseln zu befreien.»

Monatelange Verhandlungen

Ab November 2015 liess ISIS alle zwei Wochen Geiseln frei. Am 22. Februar 2016 erhielt der Bischof eine letzte Liste von 43 verbleibenden Geiseln. Aber in Hassakeh kamen nur 42 an. Es brauchte einen weiteren Monat von Verhandlungen, bevor ISIS auch die 16-jährige Maryam David Talya freiliess.

Niemand ausser Bischof Atheil weiss genau, wie viel den Jihadisten bezahlt worden ist. Er wird nicht nur dafür gelobt, dass alle Geiseln befreit wurden, sondern auch für die Rettung vieler anderer Assyrer, die aus der kriegsgeschüttelten Region geflohen sind.

Aneki Nissan, die geholfen hat, in Kanada Geld zu sammeln, kommentierte: «Dieser Mann ist ein Heiliger wegen all dem, was er getan hat und wegen der Opfer, die er gebracht hat, um diesen Leuten zu helfen. Er weigert sich, Syrien zu verlassen, bis all seine Leute in Sicherheit sind.»

Zum Thema:
Der «jüdische Schindler»: Er rettete 128 Christen und Jesiden aus den Händen der ISIS
Unter grosser Gefahr: Kirche kauft Frauen und Kinder von IS frei

Datum: 12.12.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Times

Werbung
Livenet Service
Werbung