Fraser, zweiter Vorsitzender der Menschenrechtsorganisation "Stolen Generations Alliance", warf der konservativen Regierung von John Howard am Donnerstag in Melbourne vor, Gelder nur für Projekte auszugeben, die Wählerstimmen versprechen. Die Forderung eröffnet eine politische Debatte zum zehnten Jahrestag des "Bringing Them Home"-Berichts, der am 26. Mai 1997 vorgelegt wurde. Der Regierungsbericht machte erstmals die jahrzehntlange Praxis öffentlich, australischen Ureinwohnern (Aborigines) zwangsweise ihre Kinder zu entreissen, um sie in Missionsschulen nach "weissen Werten" zu erziehen. Die katholische Kirche hatte sich als eine der ersten gesellschaftlichen Institutionen Australiens nach Veröffentlichung des Berichts offiziell für ihre Rolle bei den Aborigines entschuldigt. Die zu Anfang des 20. Jahrhunderts begonnene "Australien-nur-für-Weisse"-Politik war bis zum Beginn der 1970er Jahre gängige Praxis. Der amtierende Ministerpräsident Howard verweigert bislang eine General-Entschuldigung im Namen der australischen Regierung bei den Leidtragenden. Die heutigen Australier seien nicht verantwortlich für das Unrecht der Vergangenheit. Die "Australien-nur-für-Weisse"-Politik ging davon aus, dass Aborigines eine "minderwertige" Rasse seien. Als "lebenswert" wurden nur Kinder mit einem weissen Elternteil angesehen. Solche Mischlingskinder wurden per Gesetz ihren Eltern weggenommen und in Missionsschulen untergebracht. Fraser verwies auf das positive Beispiel Kanada. Dort habe die Regierung vor kurzem Entschädigungszahlungen für jene Ureinwohner angekündigt, die als Kinder zwangsweise ihren Eltern weggenommen wurden. Er warf der Regierung vor, keine der Empfehlungen aus dem "Bringing Them Home"-Bericht zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Situation der Aborigines umgesetzt zu haben.Verantwortung und Vergangenheit
Beispiel Kanada
Datum: 28.04.2007
Quelle: Kipa