Christliche Botschaft «gibt allen die gleiche Chance»
In der Mission reiben sich religiöse Welten. Umso bedeutsamer ist laut Geoff Tunnicliffe, dass der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), die Katholiken und die von der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) vertretenen evangelischen Christen im neuen Dokument zu einer «gemeinsamen Sprache gefunden haben». Theologen des ÖRK hatten nach 1972 ein Moratorium für Mission gefordert. Mittlerweile ist klar, so Tunnicliffe gegenüber Livenet, dass Mission weiterzuführen ist. «Denn wir leben in einer globalisierten Welt mit einer weltumspannenden Kirche. Mission wird nicht mehr vom Westen in die anderen Teile der Welt getragen, sondern die ganze Kirche weltweit betreibt Mission.»
Einsatz für Gerechtigkeit und Evangelisation verbinden
Die Akzente der ökumenischen Bewegung einerseits und der Evangelikalen anderseits werden zunehmend als Ergänzung zueinander gesehen. Der Kampf für globale Gerechtigkeit, den sich der ÖRK auf die Fahnen schrieb, ist laut Tunnicliffe auch für Evangelikale wichtiger geworden. Sie setzen jedoch den Akzent auf persönliche Glaubenserfahrung. «Weiterhin betonen wir das Heil des Einzelnen in Christus. Heil kommt nicht durch erneuerte Institutionen, sondern durch erneuertes Leben. Doch gilt: Auch Institutionen bedürfen der Erneuerung.»
Für Tunnicliffe haben die Empfehlungen «nicht einengenden, sondern ermächtigenden Charakter». In Europa und auch in seiner Heimat Kanada werde Glaube ins Private abgedrängt. Doch das Evangelium verdiene Gehör in der Öffentlichkeit. Es habe zwar einen «einzigartigen Anspruch, indem es zum Glauben einlädt – zugleich ist es eine Botschaft, die allen die gleiche Chance gibt» (equal opportunity message).
Für Arme und Verwundete sorgen
Die Weltweite Evangelische Allianz ist ein Netzwerk von 128 Evangelischen Allianzen, die schätzungsweise 600 Millionen Christinnen und Christen vertreten. Geoff Tunnicliffe, ihr internationaler Direktor, sucht auch den Kontakt zu führenden Vertretern des Islam. «Muslime haben uns, haben mich persönlich aufgefordert, ein Moratorium christlicher Mission in islamischen Gebieten auszugeben. Wenn ich das könnte, würde ich es doch nicht tun, weil die Gute Nachricht für alle ist.» Man werfe evangelischen Christen vor, sie nutzten die Not von Armen und Bedürftigen aus. «Doch es ist gerade ein Pfeiler unseres Glaubens, dass wir für Arme und Verwundbare sorgen!»
Mit dem Imam vor die Medien
Als Terry Jones in Florida eine Koranverbrennung ankündigte, verurteilte Tunnicliffe das Vorhaben sogleich scharf, nahm mit Imamen Kontakt auf und trat mit ihnen vor die Medien, um Schaden von Christen und Westlern im islamischen Raum abzuwenden. Mit dem im März ermordeten pakistanischen Minister Shahbaz Bhatti pflegte der WEA-Leiter engen Kontakt. «Wir planten eine Reise nach Pakistan, um Bhatti den Rücken zu stärken. Er schrieb mir ein Mail in der Sache – am anderen Morgen wachte ich auf mit der Nachricht, dass er ermordet worden war.»
Was kann für die Minderheiten in Pakistan getan werden? «Gebet ist ganz wichtig. Daneben gilt es viel anzugehen. Mit persönlichen Beziehungen zu führenden Politikern und Religionsvertretern möchten wir ihnen helfen zu verstehen, dass Religionsfreiheit ihrem Land tatsächlich helfen wird.»
Website:
Weltweite Evangelische Allianz
Datum: 08.07.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch