(k)ein Thema für Christen?
In den letzten Wochen und Monaten wurden wir wieder in aller Deutlichkeit auf aktuelle Umweltprobleme aufmerksam gemacht: Hochwasserkatastrophen, Wirbelstürme, sintflutartige Regenfälle ... Mehr und mehr Argumente sprechen dafür, dass diese Ereignisse nicht zufällig stattfinden, sondern in erheblichem Umfang von uns Menschen mit verursacht und ausgelöst werden. Doch was geht das uns Christen an? Umwelt- und Naturschutz - ist das nicht nur ein Thema für «Grüne Spinner» und «Alternative»?
Ich denke nicht. Bewahrung der Schöpfung ist eine zentrale Aufgabe auch für uns Christen. Lassen Sie mich fragen: Nehmen wir als Christen den biblischen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung ernst?
Für mich gibt es keinen Zweifel: Gott ist der Schöpfer des Himmels und der Erde (das bekenne ich regelmäßig im Glaubensbekenntnis), und damit ist es meine Verantwortung, mit dieser Erde, die nicht durch einen Urknall, sondern durch Gottes Schöpferhand entstanden ist, sorgsam und pfleglich umzugehen. Natürlich finden sich entsprechende Hinweise in der Bibel selbst:
Unsere Erde - Gottes gute Schöpfung
1 Mose 1,2-4a erzählt, wie Gott aus dem lebensfeindlichen Chaos in sieben Tagewerken ein geordnetes Ganzes herstellt. Er gibt der Welt eine zeitliche Ordnung; Sonne und Mond, Tag und Nacht erhalten ihren Platz, Tiere und Pflanzen ihre Lebensräume. Der Mensch aber ist Ebenbild Gottes. Er soll dafür Sorge tragen, dass die heilige Schöpfungsordnung Gottes bewahrt wird. Wichtig dabei auch am Ende jeden Schöpfungstages der Hinweis: «Und siehe, es war gut!», am letzten Schöpfungstag sogar: «Es war sehr gut!»
In 1 Mose 2,4b-24 wird die Erschaffung des Menschen im Detail ausgeführt: Mitten in der lebensfeindlichen Wüste legt Gott einen Garten an. In diesen Garten setzt er Menschen und Tiere, die er aus Ton formt und denen er den Lebensatem einbläst. Ganz konkret erhält hier der Mensch die Verantwortung übertragen, diesen Garten «zu bebauen und zu bewahren» (V 15).
Wir wissen, dass dieser Idealzustand nicht lange vorgehalten habt. Schon bald schickt Gott die große Flut als Folge der menschlichen Bosheit. Doch die Geschichte der Menschheit endet nicht mit der Vernichtung allen Lebens. Gott, der Liebhaber allen Lebens, schließt einen Bund mit Noah: «Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht!» (1 Mose 8,22)
Die Beispiele, dass Gott das Leben und seine Schöpfung liebt, lassen sich in den Schriften des Alten Testamentes fortsetzen und finden ihre logische Fortführung im Neuen Testament. Als Jesus vierzig Tage in der Wüste fastet, kommen die wilden Tiere und dienen ihm (Mk 1,13). Mit dem Kommen Jesu wird der paradiesische „Urzustand“ wiederhergestellt; Jesus ist sozusagen der «neue Adam». In ihm ist das Reich Gottes unter uns angebrochen. Es ist angebrochen - aber noch nicht vollendet. Daher sehnt sich die ganze Schöpfung danach, von den Leiden und Schwierigkeiten dieser Welt befreit zu werden (vgl. Röm 8,19-24) - denn hier auf dieser Erde werden wir das Paradies nicht mehr erleben.
Jeder engagierte Christ ein engagierter Umweltschützer?
Leider war und ist für viele Christen damit die Konsequenz verbunden, sich aus den Dingen «dieser Welt» völlig zu verabschieden und nur auf das kommende Reich Gottes hin zu leben und zu arbeiten. Dabei hat sich am Auftrag Gottes, seine gute Schöpfung zu bewahren, bis heute nichts geändert. Aus diesem Grund müsste eigentlich jeder engagierte Christ auch ein engagierter Umweltschützer sein – und darin besteht heute mehr denn je unsere Aufgabe.
Zu biblischen Zeiten waren die menschlichen Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Natur noch sehr beschränkt, die Konsequenzen noch überschaubar. Heute tragen die Abgase aus dem Straßenverkehr und den Heizungen unserer Häuser zum Treibhauseffekt bei und kein Wissenschaftler bestreitet mehr, dass es auf der Erde wärmer wird und dass klimabedingte Katastrophen zunehmen. Heute werden Flüsse begradigt, Regenwälder großflächig abgeholzt, Müllberge produziert. Rohstoffquellen, die in Jahrmillionen entstanden sind, werden mit einer Geschwindigkeit verbraucht, als gäbe es beliebig Nachschub.
Wer meint, dies alles bliebe ohne Folgen, der hat sich noch nie klar gemacht, wie kunstvoll und genial unser Schöpfer die Vorgänge der Natur miteinander verknüpft und voneinander abhängig gemacht hat. Unser Verhalten kann nicht ohne Auswirkungen bleiben; aber wir entscheiden, welcher Art diese Auswirkungen sind. Und letztlich wird unser Verhalten auch Einfluss darauf nehmen, wie die enormen technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit eingesetzt werden - ob zum Schaden oder zum Nutzen der Umwelt.
Konkret
Für mich als entschiedenen Christen heißt das aber für mein alltägliches Leben im Umgang mit den mir anvertrauten Dingen:
Ich gehe mit den Vorräten und Rohstoffen sorgsam und sparsam um und lebe nach der Überzeugung, dass wir nur so viel verbrauchen dürfen, wie erneuert und regeneriert werden kann. Wer braucht denn wirklich an Weihnachten Erdbeeren, die mit dem Flugzeug aus Südafrika eingeflogen werden müssen?
Mein Lebensstil zielt darauf, die fossilen Energieträger (Öl, Gas, Kohle), deren Verbrennung die klimaschädlichen Treibhausgase produziert, durch erneuerbare Energien wie Wind, Sonne (Solarenergie, Photovoltaik (1)), Erdwärme (Geothermie (2)) oder Biomasse (3) abzulösen. Außerdem halte ich es für wichtig, zur Bindung der Treibhausgase weltweite Aufforstungsprojekte zu unterstützen. Beim Einkauf achte ich auf Produkte aus der Region und kaufe keine Artikel, die schon eine Weltreise hinter sich haben – das spart Energie und unterstützt gleichzeitig die Landwirtschaft in meiner Umgebung (vgl. auch nebenstehender Kasten).
Ich will damit nicht sagen: „Machen Sie alles ganz genau so wie ich!“ Bestimmt gibt es auch noch andere Ansatzpunkte und bestimmt ist nicht jedem alles möglich. Aber es ist mir ein Anliegen, dass Sie sich Gedanken machen und wie ich erste Schritte tun auf dem Weg, als Christ ganz bewusst mit den guten Gaben Gottes zu leben und zu handeln - in Verantwortung für seine Schöpfung und für die Menschen, die nach uns kommen.
- Unsere Familie hat folgende konkreten Maßnahmen umgesetzt:
- Wärmedämmung von Dach und Fassade unseres Hauses (Ersparnis an Erdgas in den letzen zehn Jahren: 45 Prozent)
- teilweise Erneuerung der Fenster (Wärmeschutzglas)
- Einbau von Energiesparlampen und energiesparenden Geräten
- Installation einer Solaranlage zur Warmwasserbereitung mit Anschluss von Wasch- und Spülmaschine (Stromersparnis: 50 Prozent)
- Umstellung des Autos von Diesel auf Pflanzenöl
- das Auto mit einer befreundeten Familie teilen
- Einbau einer Photovoltaik1-Anlage (erzeugt fast unseren Jahresbedarf an Strom)
- Wechsel zu einem Anbieter von «Grünem Strom» (4)
- Versuch, beim Einkauf möglichst auf regionale Produkte zu achten
- Vermeidung von aufwendig hergestellten Produkten (weniger Müll)
- Umstellung von weißem Papier auf Recyclingpapier
- aktive Beteiligung an Aufforstungsaktionen und Naturpflegemaßnahmen (Förderung von Vielfalt und Artenschutz)
(1) Energiegewinnung aus Sonnenlicht.
(2) Energiegewinnung aus Wärmeströmen innerhalb des Erdkörpers.
(3) Lebendiges, also nachwachsendes Material. Beispiele für Energieträger auf der Basis von Biomasse: Pflanzenöl, Hackschnitzel, Holzpellets u. a.
(4) Strom, der garantiert aus erneuerbare Energiequellen (Wasser, Windkraft, Solarenergie, Biomasse) stammt.
Datum: 28.04.2005
Autor: Hans Köhler
Quelle: come