Steffi Gautschi

«Der Zettel brannte in meiner Tasche»

Steffi Gautschi, 46 Jahre, wohnt in Thun
Steffi Gautschi ist schon als Kind hungrig nach Übernatürlichem. Ihre Grossmutter erzählt ihr von Jesus und den Wundern, die er tat. Als junge Frau sucht Steffi nach Erfüllung in esoterischen Praktiken – bis sich ihr Leben in England um 180 Grad kehrt und sie um ein Haar unter ein Auto gerät.

«Meine Grossmutter erzählte mir biblische Geschichten und meine Mutter betete mit uns jeden Abend das Vaterunser», erzählt Steffi Gautschi, 46, aus Thun. Ihre Familie besucht damals hin und wieder einen Gottesdienst der reformierten Kirche. So ist es für Steffi als Kind ganz natürlich, mit Jesus zu reden und zu spüren, dass er da ist. Zum Beispiel, wenn sie nicht schlafen kann oder Angst hat. Als Teenager faszinieren sie immer stärker esoterische Praktiken: «Ich habe Engelskarten gezogen und ab und zu ein Medium besucht», erzählt Steffi. Doch zur Ruhe kommt sie bei ihren Experimenten mit Übersinnlichem nicht. Wenn sie grosse Fragen hat, ruft Steffi bei Mike Shivas Hotline an. Die Antworten der Berater überzeugen sie jedoch nicht: «Jeder erzählte etwas anderes».

Matura vermasselt

1998 rasselt Steffi am Gymnasium in Thun durch die Matura-Prüfung. An der Heilpädagogischen Schule und in der Jugendarbeit versucht sie es mit einem Praktikum, wird aber nicht glücklich dabei. Zwei Jahre später beschliesst sie, sich nochmals der Prüfung zu stellen und büffelt erneut, diesmal am Gymnasium Muristalden in Bern. Als mündlichen Schwerpunkt im Fach Religion, wählt sie das Thema «Jesus als Person». Steffi spürt: «Er ist kein gewöhnlicher Mensch, über ihn darf man nicht spotten.» Die junge Frau meistert ihren Abschluss und beginnt zu studieren. Als Lehrerin geht sie auf in ihrem Beruf. Jesus und christliche Belange sind in ihrem Leben kein Thema mehr.

«Ich habe Engelskarten gezogen und ab und zu ein Medium besucht.»

Jesus statt Reiki?

2008 erzählt ihr langjähriger Jugendfreund Domenico, er habe Jesus in sein Leben eingeladen. Die beiden wohnen im selben Haus. Domenicos neuer, christlicher Musikstil, «Worship», ist nicht zu überhören. Ständig redet der junge Mann von Jesus, verteilt Bibelverse und lädt Steffi ein, mit ihm den Gottesdienst zu besuchen. «Er ging mir so richtig auf die Nerven», stellt sie klar. Trotzdem beginnt sie anfangs 2009 wieder zu beten – und Tagebuch zu schreiben. Darin drückt sie ihre Sehnsucht nach Gott aus, sagt rückblickend: «Ich spürte, dass ich mich mit der Esoterik auf dem Holzweg befand». Auch Steffis Vater warnt: «Hör auf mit Reiki! Es ist nicht gut!» Er hatte nach der Scheidung eine Reiki-Meisterin kenngelernt und realisiert, dass diese sich auf gefährliche Mächte einliess.

«Ich spürte, dass ich mich mit der Esoterik auf dem Holzweg befand.»

Zweifel und Vorurteile

Im April begleitet Steffi Domenico in den Abendgottesdienst seiner Freikirche. Es gefällt ihr sehr, sie fühlt sich willkommen und frei. Trotzdem zweifelt sie: «Das wäre ja schräg, wenn ich in eine solche Kirche gehen würde ... Wie würden meine Leute darauf reagieren? Ich weiss nicht ...» Vorerst hat Steffi Ferienpläne. Sie will ihren Schwager besuchen, der in England als Testpilot stationiert ist. Er empfiehlt ihr, nach Bath zu reisen. «Da fühlst du dich wie in Italien! Die Römer haben warme Wasserquellen entdeckt und es sieht vieles noch so aus wie damals.» Als Steffi in Bath aus dem Zug steigt, kann sie die Begeisterung ihres Schwagers nicht teilen. Sie beschliesst, sich umzusehen und dann nach Bristol weiterzureisen.

Sydney und Steffi Gautschi

Flammen in der Tasche

Dort, vor der Kathedrale, bieten Christen an, für Heilung zu beten. Fasziniert beobachtet Steffi das Geschehen eine Weile, findet: «Die Leute machten einen ganz normalen Eindruck.» Schliesslich sagt sie sich: «Wenn es Gott gibt, werde ich sicher aufgefordert, mich auf einen dieser Stühle zu setzen»! Dies geschieht nicht, doch bevor sie den Platz verlässt, bekommt Steffi einen Flyer in die Hand gedrückt. Sie stopft ihn in ihre Tasche. Dort scheint das Papier zu brennen: «Er –Jesus – will, dass ich zu diesen Christen gehe ...» Sie zögert, besucht erst die Kathedrale, dann ein Museum. Aber dieser Zettel in ihrer Tasche, die Einladung zum Gebet, lässt sie nicht los. «Die sind sicher nicht mehr da», vermutet sie. Schliesslich hält sie die Spannung nicht länger aus und kehrt zur Kathedrale zurück.

Ankommen und Aufatmen

Die Fahnen mit der Aufschrift «Healing» flattern immer noch im Wind. Steffi geht auf einen der Christen zu. Der Mann bittet sie, Platz zu nehmen und geht vor ihr in die Knie. «Wofür soll ich beten?», fragt er die Schweizerin. Diese fühlt sich plötzlich eingehüllt in eine starke Liebe. «Hier bin ich richtig», weiss sie und beginnt zu weinen. «Ich möchte so gern an Gott glauben, aber ich kann es einfach nicht», erklärt die junge Lehrerin. Anhand einiger Symbole erzählt ihr Joy, eine der Beterinnen, dass Jesus für die Verfehlungen der Menschen gestorben sei. Sie erklärt Steffi: «Damit ist der Weg zu Gott frei. Wer dieses Geschenk von Jesus annimmt, wird Gottes Kind und kann in Beziehung mit ihm leben.» Steffi lässt die Worte auf sich wirken, wägt Für und Wider ab. Dann nimmt sie im Gebet die Einladung von Jesus an. Freude erfüllt ihr Herz.

«Ich möchte so gern an Gott glauben…»

Übernatürliches

Zurück in Salisbury überquert Steffi die vierspurige Strasse. Aus dem Augenwinkel nimmt sie wahr, dass ein Auto auf sie zurast. Sie kann nicht reagieren, doch im nächsten Moment wird sie ruckartig nach hinten gezogen. Steffi weiss: Gott hat sie gerettet und ihr erneut seine Gegenwart bewiesen. «Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir» – dieser Bibelvers aus Psalm 139, Vers 5 erinnert Steffi fortan an ihre Bewahrung. Überglücklich ruft sie noch am selben Tag Domenico an, lacht, erzählt von ihrem Erlebnis. «Ich klang wohl als wäre ich betrunken, aber er hat mich bestens verstanden». Wieder zuhause erfährt Steffi, dass an jenem Abend der Himmel über Thun leuchtend rot gebrannt habe.

Neues Leben zu zweit

Steffi hat sich von allen esoterischen Praktiken und daraus entstandenen Bindungen gelöst. Heute ist sie mit einem angehenden Theologen glücklich verheiratet. Das Paar erlebt Gott oft im Alltag ; sei das in der Schule, in der Kirche, beim Sport oder Zuhause. Ohne Jesus an ihrer Seite wollen beide nicht mehr leben. (mf)

Zur Person

Einer meiner Lieblingsplätze in Thun:
Das Strämu Beizli

Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen:
Mit meinem Mann unter einem grossen Regenschirm spazierengehen.

Meine Lieblingsmusik:
Englischer Worship, z. B. «Bethel- Music»

Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten:
WhatsApp und MeteoSwiss

Datum: 12.10.2022
Autor: Mirjam Fisch
Quelle: HOPE-Regiozeitungen