Im Dienst für Menschen
Fritz Perren lebt mit seiner Ehefrau Edith in St. Stephan. Sie haben vier Kinder und eine wachsende Schar an Enkelkindern, die sie gerne an ihrem Leben teilhaben lassen. «Bis heute bedeutet es mir viel, mit jungen Menschen Zeit zu verbringen», erklärt Fritz. «Sie brauchen jemanden, an dem sie sich orientieren können, um ihre Identität zu finden.»
Engagement in der Jugendarbeit
Seit der neunten Klasse engagierte sich Fritz voller Elan in der damals neu gegründeten Jugendarbeit der Landeskirche St. Stephan. «Zusammen etwas zu unternehmen, war mir wichtig.» Der christliche Glaube gehörte als zentraler Bestandteil dazu. In Aeschi bei Spiez, wo Fritz bei einer Bauernfamilie sein zweites Lehrjahr zum Landwirt absolvierte, erwachte bei ihm neues Interesse dafür. «Dort wurde der Glaube echt gelebt. Das prägte mich.» Hatte er bisher noch geglaubt, mit seinem Verhalten den «Frommen» in nichts nachzustehen, so erkannte er nun, dass es um viel mehr ging als um einen guten Lebenswandel.
Durch Jesus Christus eine reale Beziehung mit Gott haben zu können, begeisterte ihn. Diese Gottesbeziehung war ein Geschenk, das er gerne annahm. Als Fritz die Verantwortung der Jugendarbeit übernahm, war er froh, dies mit Edith tun zu können – die beiden heirateten 1985. Gerade durch die Beziehung mit Edith wurde es Fritz zusätzlich wichtig, sein Leben klar nach dem christlichen Glauben auszurichten. Bis Mitte 30 engagierten sie sich in verschiedenen Jugendarbeiten. Parallel dazu machte Fritz die Meisterprüfung als Landwirt und in den 90er-Jahren begann er damit, Lehrlinge auszubilden. Edith und er gaben auch wiederholt Pflegekindern ein Zuhause.
Engagement für Landwirte
Viele Bauern waren unsicher, wie sie die neuen Anforderungen an die Buchhaltung erfüllen konnten und waren froh um Unterstützung. Fritz half gerne und so öffnete sich sogar ein beruflicher Nebenerwerb. «Als Bauern zunehmend Direktzahlungen erhielten, wurde die Erhebung der Daten wichtiger, aber auch komplexer.» Fritz erhielt von der Gemeinde ein Mandat, als Erhebungsstellenleiter die Landwirte zu unterstützen. Durch das eingebrachte Fachwissen half Fritz vielen Landwirten, was auch der Gemeinde St. Stephan in Form von Steuergeldern zugutekam. «Viele Fälle mussten aufgearbeitet werden. Tausende von Franken wurden anfänglich nicht ausgezahlt, weil die Erhebungen nicht stimmten. In den allermeisten Fällen steckte keine Mutwilligkeit dahinter, sondern schlichtweg Überforderung.» Das Defizit wurde auch vom Kanton erkannt. So wurde Fritz angefragt, bei GELAN, einer Plattform zur Erhebung landwirtschaftlicher Daten, mitzuwirken.
Glaubwürdigkeit zahlt sich aus
«Wer zusätzliche Beiträge durch Falschangaben erschleichen will, ist bei mir an der falschen Adresse. Es ist mein Bestreben, alle jährlichen Direktzahlungen auszulösen, die dem Landwirt auch zustehen. Aber nur diese.» Glaubwürdigkeit war Fritz immer wichtig. «Das schafft Vertrauen und zahlt sich letztlich aus.» Um die Jahrtausendwende wurde Fritz in den Gemeinderat von St. Stephan gewählt. Nach acht Jahren Gemeinderat folgten sechs Jahre als Gemeinderats- und Gemeindepräsident. «Diese Arbeit bereitete mir viel Freude», blickt er zurück. «In der Politik war es mir immer wichtig, jedem auf Augenhöhe zu begegnen, den Mitmenschen zu achten und seine Sichtweise wahrzunehmen.»
Enttäuschungen und Rückschläge
Es ist nicht so, dass Perrens nur ein Leben auf der Sonnenseite verbracht haben. Gerade in ihrem Engagement mit Pflegekindern hatten sie Rückschläge zu verarbeiten. «Wir erlebten viele Enttäuschungen und wurden wiederholt hintergangen.» Trotzdem hält Fritz mit Nachdruck fest: «Es ist besser, jemandem Vertrauen entgegenzubringen und dann enttäuscht zu werden, als Menschen überhaupt nicht zu vertrauen.» Durch ihren Glauben und die Unterstützung anderer Menschen schöpften Edith und Fritz immer wieder die nötige Kraft zum Weitermachen.
Diagnose Krebs
Vor gut drei Jahren traten bei Fritz gesundheitliche Probleme auf. Ein Bluttest weckte den Verdacht auf Prostatakrebs, der nach weiteren Untersuchungen bestätigt wurde. Der Krebs war schon fortgeschritten, das Skelett mit Ablegern durchdrungen. Eine Hormontherapie schien der richtige Weg, um den Krebs vorübergehend in Schach zu halten. Bald waren erste Erfolge sichtbar. Nachdem sich die Blutwerte stark verbessert hatten, entwickelte sich der Verlauf wieder negativ. Seit zwei Jahren wird eine Chemotherapie mit Tabletten fortgeführt, auf die Fritz lange Zeit gut ansprach. Die Blutwerte waren in Ordnung, die Nebenwirkungen hielten sich in Grenzen.
Leider steigen die Krebswerte seit Frühjahr 2023 wieder. Die Ungewissheit bleibt. «In dieser Zeit war und bin ich immer wieder berührt von der Anteilnahme vieler Menschen. Zu spüren, wie die Gebete von Mitmenschen mich tragen, ist eindrücklich. Darin steckt eine enorme Power.»
Zur Person
Mein Lieblingsplatz in St. Stephan:
Mit meiner Familie auf der Terrasse bei der Alphütte Reulisen Wagetmoos in St. Stephan
Mein Lieblingsbuch:
Die Bibel
Meine Lieblingsbeschäftigung:
Lesen, Arbeiten, Mountainbike fahren, im Winter Langlaufen
Dafür bin ich dankbar:
Für meine Familie, die christliche Gemeinde und weitere liebe Mitmenschen
Datum: 19.10.2023
Autor:
Markus Richner-Mai
Quelle:
Hope Regiozeitungen