Was soll ich bloss schenken?
Mark Twain (1835-1910) sagte einmal: «Von einem guten Kompliment kann ich zwei Monate lang leben.» Die meisten Leute werden dem berühmten Schriftsteller beipflichten. Jeder Mensch braucht Lob und Anerkennung. Ehrlich gemeinte Komplimente sind deshalb das beste Futter – quasi Vollwertkost – für die Seele. Dies bestätigt Fredy Staub. Als Pfarrer und Seelsorger möchte er die Menschen animieren, sich gegenseitig mehr zu gratulieren und Komplimente zu machen.
Wunde Punkte und bunte Schals
«Wir sind so schnell im Kritisieren und halten oft am Negativen fest. Dabei übersehen wir das Gute und Schöne an unseren Mitmenschen», klagt Staub. Gerade in Gesprächen mit älteren Menschen sei ihm aufgefallen, dass es manche bereuen, primär für ihr eigenes Wohl gelebt zu haben. Das klinge dann so: «Hätten wir einander doch bloss ein bisschen mehr Freude bereitet …»
«Ich bin Seelsorger», sagt Fredy Staub. «Als Seelsorger ist es meine Aufgabe, für die Seele der Leute zu sorgen.» Und der Mangel an aufbauenden und herzlichen Worten ist in vielen Seelen ein wunder Punkt.» Dabei brauche man nicht weit zu suchen: Die neue Frisur der Arbeitskollegin, der bunte Schal des Nachbarjungen, das sorgfältig verpackte Geschenk der Verkäuferin, das gelungene Menü des Ehepartners – im Alltag gebe es zig Möglichkeiten, dem Nächsten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, erklärt Fredy Staub.
Und was die quälende Geschenkfrage punkto Weihnachten betrifft: Wie wäre es, statt Kugelschreiber Nummer neun oder Kaschmirschal Nummer drei zu kaufen, einmal in aller Ruhe über die zu beschenkende Person nachzudenken, lobende Worte aufzulisten und diese auf individuelle, persönliche Art mitzuteilen?
Geburtshilfe fürs Gratulieren
Wer zum Gratulieren und Komplimente verteilen etwas Inspiration braucht, dem sei Fredy Staubs neue CD empfohlen «Gratulation – Wie man mehr aus sich macht». Auf der musikuntermalten Scheibe lässt Staub neben Zirkuspfarrerin Katharina Hoby und Pfarrer Ernst Sieber auch Eiskunstläuferin Sarah Meier, Alt-Bundesrätin Elisabeth Kopp und TV-Mann Kurt Aeschbacher zu Wort kommen. Der beliebte Moderator hat wohl nicht unrecht wenn er sagt: «Es fällt vielen Schweizern schwer, anderen zu gratulieren. Vielleicht weil sie sich selber mit dem eigenen Ehrgeiz im Weg stehen.»
Vom Funken zum Feuer
«Was Aeschbacher erzählt, berührt mich sehr, sagt Fredy Staub. «Er ermutigt auch, zufrieden zu sein, mit dem was man hat. Und das ist doch der Schlüssel. Dann stellt sich Dankbarkeit ein. Wir werden fähig, uns mit anderen zu freuen und ihnen dies auch zu mitzuteilen. So können Funken springen, die ein Feuer entfachen, das Aufschwung bringt – ganz sicher in unseren Herzen, und wer weiss, vielleicht auch in der Wirtschaft.»
Zur Person Fredy Staub:
Der freischaffende Pfarrer wirbelt mit originellen Aktionen immer wieder Staub auf und kennt keine Tabuthemen. So sorgte er vor einigen Jahren nach einem Gottesdienst in der Zürcher Wasserkirche für verdutzte Gesichter, als er den Besuchern Geld schenkte – sinnbildlich für den Reichtum, den ihm sein Glaube schenke. Und statt sich über die alljährliche Love-Parade in Zürich aufzuregen, organisierte Fredy Staub kurzerhand eine «Laugh-Parade». Er lockte die Leute in die Helferei des Grossmünsters, liess sie laut lachen und sich des Lebens freuen.
Datum: 07.12.2011
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Jesus.ch