"Macht aus dem Staat Gurkensalat!" lautet ein Wandspruch auf der Titelseite von Daniel Reglis Buch "Die 68er-Falle". Dem willigen Gourmet beschreibt er darin, was es dazu braucht: unverkennbar rote Zutaten, angereichert mit viel feingeriebenem Grünzeug und pikantem Nachgeschmack. Wir sprachen mit dem Historiker Daniel Regli über sein Buch. Livenet.ch: Daniel Regli, was ist das, die "68er-Falle"? Tun und lassen, was man will - was ist daran nicht gut? Sie sprechen in Ihrem Buch von den "Neulinken". Sind Sie "neurechts"? Haben es die Christen nicht einfach verpennt, ihre Werte anziehend zu repräsentieren? Sie sprechen von 50 Millionen Abtreibungen pro Jahr - was hat das mit den Linken zu tun? Sie schreiben auch über den deutschen Politiker Volker Beck, der "Sex mit Kindern entkriminalisieren" will. Inwieweit gehört Pädophilie mit zu jener Falle? Sie sprechen von einem Desaster - wie sieht dieses aus? Sie sprechen auch von Gutem innerhalb dessen, was Sie "Die 68er-Falle" nennen ... Das 68er-Ideal ist nicht zu Ende gedacht. Es ist ein Trugbild. Sartre sagte, der andere Mensch sei die Hölle. Sein Idealbild war, dass jeder für sich alleine ist. Das ist kein Gesellschaftsentwurf. Das ist nur Individualethik und führt in die Einsamkeit. Die Neue Linke spricht von Menschenrechten und hält sie nicht. Man akzeptiert Genozide und totalitäre Regime, die ihre Völker zu Grunde richten, wie zum Beispiel in Nordkorea, im Sudan oder in Simbabwe. Die Forderung, dass alle tun und lassen können, was sie wollen, führt nicht in die Freiheit. Als der italienische Politiker Buttiglione oder der schwedische Geistliche Ake Green ihre Meinung zum Thema Homosexualität in einer "freien" Welt frei sagten, wurden sie geächtet. Es sollte doch Freiheit werden, nun hat man sie nicht. - Ich habe mir überlegt, ob ich das alles so schreiben soll. Es ist hart, aber das sind historische Fakten. * * * Regli diagnostiziert: Zerfall von Ehen und Familien, vereinsamte Kinder, wachsende Arbeitslosigkeit sowie explodierende Sozialkosten, die er als "Pfründenjägerei" bezeichnet. Verantwortlich macht er die Politik der 68er-Bewegung. In kurzer Zeit errichtete die neulinke Politik eine egoistische, antiautoritäre Anspruchsgesellschaft. Familie und Autorität seien Stück für Stück zerlegt worden. Die Eiterbeule sei geplatzt und der Sozialstaat inzwischen mit 250 Milliarden Schweizer Franken verschuldet. Die nachfolgenden Generationen werden kleiner. Die AHV steht am Rande des Abgrundes. Mit Blick auf die christliche und bürgerliche Vergangenheit der Schweiz fordert Regli zum Ausbruch aus der "68er-Falle" und zur Neuordnung von Familie, Gesellschaft und Staat auf. "Der bekannte Rom-Historiker Edward Gibbon (1737 - 1794) erwähnte in seinem Buch ‚Der Untergang des Römischen Reiches' fünf Kriterien, die das untergehende Reich kennzeichneten: - die Zurschaustellung von Wohlstand und Luxus Nun, die Zeichen unseres Niedergangs wären unübersehbar. Trotzdem glauben die Massen noch immer den Schalmeien vom Neuen Linken Paradies. ... Neben den Ungeborenen und den Alten hat der Zeitgeist neue Risikogruppen ins Visier genommen. So den schwedischen Pfarrer Ake Green, dem sechs Monate Gefängnis angedroht wurden, weil er sich in seiner Predigt gegen die Homosexualität geäussert hat. Oder die brandenburgische Lehrerschaft, die sich ewig hüten muss, den türkischen Völkermord an 1,5 Millionen armenischen Christen im Schulzimmer zu erwähnen." Daniel Regli ist 47jährig, verheiratet und Vater von drei Kindern. Er ist Historiker und PR-Agent, präsidiert dem Quartierverein in Zürich-Affoltern, ist Mitglied der reformierten Kirche und engagiert sich im Gebet eine erneuerte Schweiz.
Datum: 07.01.2006
Daniel Regli: Im Jahr 1968 erreichte das seine Breitenwirkung, was sich neulinke Vordenker seit den 1930er Jahren ausgemalt hatten. Die Gedanken elitärer Kreise wurden nun von breiten Massen aufgenommen. Der zentrale Leitwert lautete: Jeder soll tun und lassen können, was er will, ohne Rücksicht auf jegliche Autoritäten.
Das Tun mag einfach sein. Das Lassen aber nicht. Nicht jede Handlung führt zur Freiheit. Falsche Handlungsmuster ziehen Abhängigkeiten nach sich. Nehmen wir das Rauchen. Anfangen ist leicht, das Lassen nicht mehr.
Die sexuelle Revolution ist ein wichtiger Teil der 68er-Bewegung. Die Familie wird ausgebremst. Jeder tut und lässt, was er will. Man kann aber nicht gleichzeitig alles ausleben und eine erfüllende Beziehung aufbauen. Das Exzessive führt in die Vereinsamung.
Ich denke, man kann mich nicht so schubladisieren. Mein Herz schlägt sozial und manche meiner Zielsetzungen tönen durchwegs links. Ich bezeichne mich als "bürgerlich", und ich bin Christ. Früher war ich in der CVP. Nach einem Leserbrief hat man mich aber aus dem Vorstand der Kreispartei rausgeworfen. Jetzt bin ich in der SVP.
Ich bin zum Beispiel für Nothilfe, aber gegen Missbräuche. Und diese sind nicht von der Hand zu weisen. Die 68er-Bewegung hat den Staat so geprägt, dass Missbräuche auf Kosten der Steuerzahler sehr einfach sind. Unser Staat hat 250 Milliarden Franken Schulden. Paulus sagte: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!" Anstatt die Hand aufzuhalten, sollen Menschen selbstverantwortlich den Gürtel enger schnallen. Das ist meine Meinung. Darum stellt man mich in die rechte Ecke.
Es gibt zwei Seiten: Vorleben und Sprechen. Tue Gutes und sprich darüber. Da und dort gab es sicher gute Beispiele. Aber es wurde zu wenig rübergebracht. Katholiken und Freikirchler versteckten sich zu stark hinter Kirchenmauern und förderten christliche Eliten zu wenig. Die reformierte Landeskirche verbündete sich leider über weite Strecken mit dem Links-Liberalismus.
Es ist die Umsetzung von dem, was der Philosoph Jean-Paul Sartre sagt: Der Mensch müsse sich immer wieder selbst entwerfen. Das sei der Sinn des Lebens. Was in den Weg kommt, muss weg. Wenn es ein Kind ist, dann muss das eben eliminiert werden. Eine traurige Sache, denn ein Mensch, der sich immer wieder selbst entwerfen muss, hat kein Fundament.
Wenn sich alle entfalten können, dann fühlt sich der Pädophile zu kurz gekommen. Er sagt dann: "Alle dürfen das, nur ich nicht." Diejenigen, die die sexuelle Revolution orchestrierten, sprachen von sexuellen Bedürfnissen von Kindern, zum Beispiel Sigmund Freud und Wilhelm Reich. Man verkennt jedoch, dass diese Sexualisierung der Kinderseele extrem schadet. Man redet über den Körper und momentane Empfindungen. Doch die tragischen Folgen werden ausgeblendet.
Wirtschaftlich schlägt sich das in der Staatsverschuldung nieder und beziehungsmässig in Ehe und Familie. Zum einen höhlt die Politik der massenhaft aufgehaltenen Hand die Staatsfinanzen aus. Zum andern zerfällt und schrumpft durch die Veränderung der Sexualnorm die Bevölkerung. Schrumpfprozesse gab's schon in früheren Jahrhunderten. Einige Völker haben sich von solchen Problemen erholt. Andere, wie die Mayas oder die Azteken, sind zerfallen. Ob unser Volk immer weiter abnimmt und durch Zuwanderer ersetzt wird, wird sich zeigen. Auch das Römische Reich wurde durch die Völkerwanderung aufgelöst.
Gut war, dass falsche Autoritäten hinterfragt und bekämpft wurden. Zum Beispiel in der Frauenbewegung. Das war an der Zeit. Es kann nicht sein, dass Männer ihr Regiment durchführen. Der Feminismus schiesst dann aber wieder über das Ziel hinaus. Gleich wie die Schule. Heute machen wir aus den Kindern erst Konsumtrottel, dann Leistungstrottel, dann IV-Trottel. Sie werden völlig auf die Wirtschaft getrimmt, nicht mehr auf das Menschsein. Ein totalitäres System, gleich wie in den Romanen "1984" oder "Schöne neue Welt".Zum Inhalt von Reglis Buch
Im Jahr 1968 sei die Saat der linken Elite in eine breite Bewegung übergegangen.
Als neulinke Ideologen nennt der Autor die Denker Jean-Paul Sartre, Max Horkheimer, Theodor Adorno, Herbert Marcuse und im christlichen Bereich den Psychologen Erich Fromm. Sie hätten das Gedankengut von Marx und Freud zur Revolution werden lassen, unterstützt durch die Arbeit von Hermann Hesse, der Frauen-Ideologin Simone de Beauvoir und dem Schweizer Psycho-Philosophen Carl Gustav Jung.Leseprobe
- eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich
- eine exzentrische Sexualität
- eine groteske, wunderliche Kunst, die sich als originell ausgab
- ein zunehmendes Verlangen, auf Kosten des Staates zu leben.
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch
Sie wollten Freiheit und das Gute. Doch aus der Sicht von Daniel Regli mündeten die guten Vorsätze aus links-liberalem Haus in ein Desaster. Seine Gedanken dazu hat er im Buch "Die 68er-Falle" zusammengefasst.