Ein Film gibt Hoffnung
Der Film «Des hommes et des dieux» erzählt die wahre Geschichte von den Tappistenmönchen, die im algerischen Tibhirine friedlich mit der muslimischen Bevölkerung zusammenleben. In ihrem Kloster im Atlasgebirge erhält die Bevölkerung medizinische Hilfe, Unterstützung in ihrem Alltag und Beistand in seelsorgerlichen Fragen.
Seit 1993 forderte die islamistische «Front islamique du salut» alle Fremden auf, das Land binnen Monatsfrist zu verlassen, denn sonst würden sie ermordet. Am 24. Dezember 1993 drangen die islamistischen Freischärler ins Kloster ein und verlangten, den Vorsteher zu sehen. Vorerst gelang es dem Prior Chistian, die Scharfmacher davon zu überzeugen, dass ihr Kloster ein «Haus des Friedens» sei, in dem keine Waffen geduldet würden.
Mönche wählen ihr Schicksal
Sie akzeptierten diese Bedingung und so verhandelten sie vor dem Kloster. Mit den Worten «Sie haben keine Wahl!» wurden die Mönche aufgefordert, das Land zu verlassen. «Doch, wir haben die Wahl!», widersprach Prior Christian. Er gab den Freischärlern zu bedenken, dass es der Heilige Abend sei – der Tag, an dem Jesus Christus der «Friedensfürst» geboren wurde. Ein solcher Überfall gezieme sich an einem solchen Tag nicht. Daraufhin entschuldigte sich der Terroristenchef und die bewaffnete Truppe zog vorerst ab.
In der Nacht vom 26. auf den 27. März 1996 wurden sieben Mönche von den islamistischen Partisanen trotzdem entführt. Die wenigen Zurückgebliebenen, die die Eindringlinge übersehen hatten, schlugen Alarm. Später wurden die Leichen der Mönche gefunden. Ihr Tod löste damals in Algerien und in Frankreich ein enormes Echo aus. «Man kann sieben Blumen zertreten, aber man kann den Frühling nicht hindern, wieder aufzublühen», schrieb ein Unbekannter an der Gedenkfeier in Paris ins Trauerbuch.
Hoffnung in den Psalmen
Sehr eindrücklich zeigt der Film «Des hommes et des dieux» (Von Menschen und Göttern) den schwierigen Entscheidungsprozess der Mönche und die Zeit vor ihrer Entführung und Ermordung. Ein ruhiger Film, der auf die in Hollywoodfilmen übliche Action verzichtet. Die «Filmmusik» besteht aus den liturgischen Gebeten der Mönche. Sie geben dem Film eine Struktur, die einen Gegenpol zur unverständlichen Gewalt der Islamisten bildet. Es sind die biblischen Psalmen, die von der Rettung aus tiefer Not sprechen. Sie zeigen, dass es ein Leben jenseits der Gewalt und eine Hoffnung gibt, die über den Tod hinausweist.
In seinem Testament schreibt Klostervorsteher Christian: «Wenn ein ‚Hin-zu-Gott‘ ins Gesichtsfeld tritt… Wenn es mir eines Tages widerführe – und das könnte heute sein -, Opfer des Terrorismus zu werden, der jetzt anscheinend alle in Algerien lebenden Fremden mit-betreffen will, so möchte ich, dass meine Gemeinschaft, meine Kirche, meine Familie sich daran erinnern, dass mein Leben Gott und diesem Land hingegeben war.» Die Feindesliebe lebt er nach dem Vorbild von Jesus. Der Feind heisst nicht einmal so, sondern «Freund der letzten Minute», und dankbar blickt Prior Christian auf sein Leben angesichts des bevorstehenden Todes: «Und du auch, Freund der letzten Minute, der du nicht weisst, was du tust. Ja, auch für dich will ich dieses Danke sagen und dieses ‚Zu-Gott-hin‘ annehmen, das du für mich ins Auge gefasst hast. Möge es uns geschenkt sein, dass wir beiden Schächer uns im Paradies wiederfinden…»
Sein Feind, bzw. sein «Freund der letzten Minute», ist wie er auf die Vergebung angewiesen. «Heute wirst du mit mir im Paradiese sein», hat Jesus dem Schächer am Kreuz versprochen. Diese Versprechen erbittet Klostervorsteher Christian in seinem Testament für seine Mörder.
Drei Millionen Zuschauer
Der sehenswerte Film «Des hommes et des dieux» von Xavier Beauvois gewann an den 63. Filmfestspielen von Cannes bereits den Grossen Preis der Jury sowie den Preis der Ökumenischen Jury. Zudem ist er für den Oscar nominiert. In Frankreich zog der Film vergangenen Herbst über drei Millionen Zuschauer ins Kino. Seit dem 16. Dezember 2010 läuft er auch in der Deutschschweiz.
Datum: 04.01.2011
Autor: Markus Döbeli
Quelle: Livenet