Unsere Meinung ist nicht höchster Lebensinhalt
Unsere Gesellschaft wendet sich immer mehr vom Christentum ab – und damit zunehmend auch von den Werten, welche Europa seit Jahrhunderten geprägt haben. In den Krisen dieser Zeit zeigt sich nun das Vakuum, welches daraus entstanden ist. Es scheint fast so, als würde die Gesellschaft um eine vorherrschende Ersatzreligion ringen – etwas, das ihrem Leben Halt und Sinn verleiht.
Von Klima über vegane Ernährung bis Winnetou
Es ist erstaunlich, worüber Debatten heute mit grosser Heftigkeit geführt werden. Während viele Millionen von Menschen mit extremer Armut und Hunger kämpfen, ereifern wir uns über Rastalocken, Winnetou oder gendergerechte Sprache. Ansichten über komplexe Themen, wie beispielsweise den Klimawandel, werden als absolute Wahrheit gewertet und Andersdenkende mit abschätzenden Worten beschrieben – doch mal ganz ehrlich: Wahrscheinlich verstehen die wenigsten von ihnen, wie der Ausstoss von CO2 und die globale Klimaerwärmung zusammenhängen.
Genauso verhält es sich bei der Auflösung des traditionellen Geschlechterverständnisses. Im Glauben, dass diese aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnis geschehe, schliessen sich viele dem «zeitgemässen Verständnis» an, ohne wirklich zu verstehen, wie sich ein Geschlecht, welches weder Mann noch Frau ist, genau bestimmen lässt. Eine Weltanschauung wird übernommen und konsequent verteidigt, ohne diese wirklich zu verstehen. Das erinnert fast schon etwas an die alten Glaubenskriege, als Menschen einander wegen der Religion des anderen bekämpften.
Interessant ist, wie Ansichten, die vor zehn Jahren noch kaum Beachtung gefunden haben, heute von grossen Bevölkerungsteilen mit Vehemenz vertreten werden. Vor wenigen Jahren hat kaum jemand gedacht, welches Interesse vegane Ernährung, das Verbot von Plastikhalmen oder kulturverachtende Inhalte von Winnetou wecken können.
Gute Anliegen oder Religionsersatz
Sorge zur Umwelt zu tragen oder sich für den Schutz diskriminierter Personen einzusetzen, kann nicht falsch sein. Die Wichtigkeit derartiger Themen muss aber auch unterschiedlich bewertet werden dürfen. Es hat den Charakter von Religion, wenn die eigenen Überzeugungen als allein seligmachende Wahrheit propagieren.
Noch vor wenigen Jahren schien die Ansicht vorherrschend, dass es die Wahrheit überhaupt nicht gäbe. Alle durften ihre Überzeugungen haben – solange es für ihn stimmte. Jeder beliebigen Meinung wurde eine gewisse Berechtigung eingeräumt. Doch nun, wo die Menschen verunsichert oder gar verängstigt sind, brauchen sie feste, unumstössliche Werte. Doch woher sollten diese genommen werden? Bei den Religionen bedienen sich nur noch wenige und so ist der Griff zu irgendwelchen «zeitgemässen» Ideologien naheliegend. So werden veganes Leben, Klimaschutz oder Gleichheit aller Menschen zur höchsten Lebenswahrheit und damit zur Religion. Doch ganz egal, als wie gut und wichtig diese Themen gewertet werden: Sie verleihen weder inneren Frieden noch ein erfülltes Leben.
Zurück zu Jesus
Christen haben das Privileg, die Quelle des wahren Lebens gefunden zu haben: Jesus Christus. In der Gemeinschaft mit ihm finden sie inneren Frieden und in einem Leben der Nachfolge anhaltende Lebensfülle. Leider verlassen manche diese Quelle und suchen in den Ersatzreligionen der Gesellschaft einen Lebensanker für die Stürme der Zeit. Doch das funktioniert nicht und sie entfernen sich damit nur weiter von Gott.
Es gibt viele wichtige Themen, für die man sich einsetzen kann. Doch: Bringen sie uns näher zu Gott? Entspringt unser Engagement dem Glauben an ihn oder sind wir am Ende vielleicht einer modernen Ersatzreligion aufgesessen? Wenn Jesus aus dem Mittelpunkt des Lebens gedrängt wird, verliert man am Ende alles. Es ist gut, sich nach dem Antrieb im Leben zu fragen und worin wir die letztliche Hoffnung für diese Welt sehen. Es ist Kennzeichen von Christen, dass diese Frage geklärt und die Antwort in der Person von Jesus gefunden wird.
Gemeinde: Ein bunter Haufen von Menschen
Eine Gemeinde setzt sich normalerweise aus Menschen mit unterschiedlichsten Prägungen zusammen. Einige verbinden den Glauben mit einer links ausgerichteten Politk mit dem Einsatz für schwache und bedürftige Menschen, während andere Christentum politisch rechts sehen, um sich damit gegen neue, gottlose Ideologien zu stellen. Die einen betonen die Wichtigkeit von Umweltschutz, während andere ihre Prioritäten anders legen. Bei Fragen um Corona, Weltpolitik oder Rassismus mögen Christen verschiedener Meinung sein – letztlich haben aber doch alle dieselbe Lebensmitte: Jesus Christus.
Und genau hier sollte sich die Gemeinde klar von Leuten unterscheiden, welche ihren Mitmenschen aufgrund von Meinungsverschiedenheit die Freundschaft künden. Wenn Menschen durch Ideologien das Fundament für ihre Gemeinschaft sehen, ist dies verständlich. Christen haben jedoch ein anderes Fundament und deshalb sollen in der Gemeinde Meinungsverschiedenheiten ausgehalten werden können. Wenn die Gemeinde verschiedenste Meinungen in ihren Reihen erträgt und trotzdem gemeinsam für etwas Höheres lebt, ist dies eine starke Botschaft dafür, dass es etwas Grösseres gibt als die Themen, über welche die Welt streitet.
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Datum: 12.09.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet