John Lennox: «Hat die Wissenschaft Gott begraben?»
John Lennox, Professor für Mathematik an der britischen Oxford-Universität gilt als «Verteidiger des Glaubens». So debattierte Lennox bereits dreimal öffentlich mit dem Religionskritiker Richard Dawkins, der es mit seinem Buch «Der Gotteswahn» zu Weltruhm gebracht hat.
Das Medienmagazin «Pro» schilderte die Debatte.
«Was Gläubige und Atheisten trennt, ist die gegensätzliche Weltanschauung», sagt Lennox, «nicht die Naturwissenschaft.»
Es gebe zahlreiche Wissenschaftler, die gleichzeitig Christen sind. «Denken Sie nur an den weltweit führenden Genetiker Francis S. Collins, den Leiter des Humangenomprojekts. Er ist eine Kapazität auf seinem wissenschaftlichen Gebiet und überzeugter Christ.»
Atheisten jedoch verfolgten das Ziel, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die Wissenschaft Gott längst begraben habe, so Lennox. Eines der grössten Missverständnisse der neuen Atheisten sei das nicht vorhandene Angebot von Alternativen zu deren «Gott ist tot»-Ideologie. «Gott und Wissenschaft werden als Gegensätze dargestellt und Gott gleichzeitig als Objekt der Wissenschaft gesehen.»
«Gott auch als Subjekt sehen»
Die Frage, ob Gott existiere, könne nach Ansicht der Atheisten ausschliesslich anhand wissenschaftlich-rationaler Ansätze beantwortet werden. «Gott ist jedoch nicht nur Objekt, sondern auch Subjekt. Genauso wenig, wie ich einen Menschen ausschliesslich biologisch kennenlernen kann, indem ich den Menschen medizinisch seziere, so wenig kann ich die Frage nach Gottes Existenz ausschliesslich auf wissenschaftlicher Ebene stellen», so Lennox. Dies sei einer der grundlegenden Denkfehler, die Dawkins permanent verbreite.Frage nach Autor
In der Debatte in Oxford hat er Dawkins vermittelt, dass Menschen beim Lesen seines Buches «Der Gotteswahn» - oder anderer Bücher - wie selbstverständlich nach dem Autor fragen. «Das Buch ist schon schwer verständlich, aber wie schwer verständlich ist erst der Autor», sagte Lennox. «Das ist eben auch bei den Fakten der Naturwissenschaften der Fall», so Lennox. Es sei eine Selbstverständlichkeit für den Menschen, nach dem «Autor» der Welt zu fragen.Freilich lassen Dawkins und Co. derlei Argumente nicht gelten, da sie die Frage nach dem «Autor» der Welt erst gar nicht zulassen, könne sie doch mit wissenschaftlichen Methoden nicht geklärt werden. In einer rein von der Wissenschaft geprägten Weltanschauung haben Fragen nach Gott keinen Platz.
Atheistische Offensive
Um ihre Ideologie massiver als bisher in die Öffentlichkeit zu bringen, haben sich bekannte Atheisten quasi zusammengeschlossen. Insbesondere aufgrund der islamistischen Attentate vom 11. September 2001 auf die USA gebe es in der Gesellschaft eine Angst vor Fanatismus, der den Nährboden für radikale Religionskritik bilde. «Glaube wird mit blindem Glauben verwechselt, die neuen Atheisten definieren Glauben pauschal als Fanatismus», mein Lennox. Da deren Ansicht nach Glaube per Definition keine Beweise vorbringen könne, liessen Atheisten wie Dawkins keinerlei Argumente für den Glauben zu. «Gott ist für sie eine Illusion. Darüber hinaus sind für sie alle biblischen Dokumente reine Fiktion.»Die Religion als «Fanatismus» darzustellen und gleichzeitig alle Argumente für den Glauben aus den Köpfen der Menschen zu verbannen - das sind die Ziele von Richard Dawkins, dem sich in seinem Feldzug längst Verbündete angeschlossen haben. Sie nennen sich «die vier Reiter», in Anlehnung an vier im biblischen Buch der Offenbarung erwähnte Reiter. Neben Dawkins ist das allen voran der britische Autor Christopher Eric Hitchens, dessen Buch «Der Herr ist kein Hirte. Wie Religion die Welt vergiftet». Die Religion ist für ihn eine «geistige Sklaverei», aus der die Menschen befreit werden müssten. Den Glauben solle man der Lächerlichkeit preisgeben und ihm mit «Hohn und Spott» begegnen. Auch mit ihm hat Lennox öffentlich debattiert, im schottischen Edinburgh.
Kluge Argumente
John Lennox hält ihnen mit klugen Argumenten entgegen. Er plädiert für einen Glauben, der rational begründet ist, den Christen selbst hinterfragt haben und der begründbar ist. Gründe für den Glauben gibt es viele und vielleicht kann kein anderer wie Lennox die Argumente auf den Punkt bringen, die Menschen seit ihrer Existenz nach Gott fragen lassen. «Wer einen Automotor untersucht, findet Henry Ford nicht. Will man der Frage nachgehen, wie der Automotor entstanden ist, kommt man an Henry Ford nicht vorbei.»In seinem Buch «Hat die Wissenschaft Gott begraben?» liefert er zahlreiche wissenschaftliche Argumente, die für Gott sprechen.Lesen Sie auch:
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Datum: 21.07.2009
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch / Pro Medienmagazin