Zehn Lebensprinzipien

Kann man Zufriedenheit lernen?

Frau im Wald
Vor über 3'000 Jahren diktierte Gott Mose die zehn Gebote. Sie sind aber nicht Schnee von gestern, sondern hochaktuell. Jesus.ch betrachtet die zeitlosen Lebensprinzipien. Im zehnten und letzten Gebot wird vor Habgier gewarnt.

Wenn es um Autos oder Motorräder geht, bin ich nicht der typische Mann. Ich habe mir noch nie viel aus meinen motorisierten Untersätzen gemacht. Mein erstes Auto war ein altes Modell eines Audi 80, das zweite ein praktisch neuer Seat Leon. Ich hatte zwar Freude am Design und Fahrkomfort dieses Autos, aber fanatisch war ich nie. Ich habe andere Schwachpunkte…

«Ich will das, was du hast»

In meiner ersten Zeit als Leiter in einer Freikirche hatte ich oft die Tendenz, eifersüchtig zu reagieren, wenn meine Kollegen im Leitungsteam besonders erfolgreich waren und viel Anerkennung bekamen. Mein Selbstwert und meine Identität waren nicht stark genug, als dass ich damit umgehen konnte. So lauerte immer wieder die Gefahr, dass ich Machtspiele austrug.

Kennen Sie das auch? Wollten Sie schon einmal den Job eines anderen haben? Haben Sie sich jemals dabei ertappt, dass Sie sich wünschten, dieser Kollege würde einen wichtigen Abgabetermin verpassen oder einen Kunden verlieren, sodass Sie ihn aus seiner Position verdrängen können?

Oder haben Sie jemals den Ehepartner eines anderen Menschen begehrt? Mit Begehren ist der umfassende Zwang gemeint, etwas zu besitzen. Es ist mehr als das Bewundern einer Sache. Wenn wir etwas begehren, beschliessen wir, nicht eher zu ruhen, als bis wir es in unseren Besitz gebracht haben.

Eine gefährliche Leidenschaft

Vor dieser Leidenschaft, etwas unbedingt besitzen zu müssen, warnt uns Gott im zehnten Gebot: «Du sollst nicht begehren, was deinem Mitmenschen gehört: weder sein Haus noch seine Frau, seinen Knecht oder seine Magd, Rinder oder Esel oder irgendetwas anderes, was ihm gehört.» (2. Mose, Kapitel 20, Vers 17)

Wenn man etwas begehrt, das einem anderen gehört, ist das aus zwei Gründen ein schweres Vergehen. Erstens zeigt es unseren Mangel an Liebe für unseren Nachbarn, Arbeitskollegen, Verwandten, Freund oder wer auch immer das hat, was wir haben wollen. Auch dazu ein paar Beispiele:

  • Wenn wir unsere Zuneigung auf ein Erbe richten, nehmen wir dem Menschen unsere Liebe weg, der es uns vermacht.
  • Wenn wir die Frau unseres Nachbarn als Objekt der Begierde sehen, wird der Nachbar selbst zum Objekt unserer Geringschätzung.
  • Wenn wir Pläne schmieden, um die Stelle eines Kollegen zu ergattern, offenbaren wir unser hartes, gefühlloses Herz.
  • Wenn wir einem anderen Menschen Krankheit, Unfall oder Unglück wünschen, machen wir ganz deutlich, dass wir uns nur für einen Menschen interessieren – nämlich uns selbst.

Der habgierige Lebensstil

Das Eigentum eines anderen Menschen haben zu wollen, ist auch deshalb ein ernsthaftes Vergehen, weil es unsere Unzufriedenheit mit dem zeigt, was Gott uns schenkt. Insgeheim sagen wir: «Gott, du bist nicht fair zu mir. Ich verdiene einen netteren Ehemann oder einen besser bezahlten Job oder ein grösseres Haus oder mehr Ansehen. Du hast mich übers Ohr gehauen. Du schuldest mir noch was!»

Auch wenn wir diese Gedanken wahrscheinlich nie in Worte fassen würden und sie uns vielleicht nicht einmal bewusst sind, liegen sie jedem begehrlichen Gedanken, Wort und Tun zugrunde. Sie sind die Grundlage eines habgierigen Lebensstils.

Der zufriedene Lebensstil

Doch es geht auch anders. Die Alternative zum habgierigen Lebensstil ist das zufriedene Leben. Man kann vergleichsweise arm und trotzdem zufrieden sein. Man kann sehr reich und zufrieden sein. Und man kann irgendwo dazwischenliegen und zufrieden sein. Paulus formuliert es im Philipperbrief, Kapitel 4, Verse 11 bis 12 so: «Ich sage das nicht, um euch auf meine Not aufmerksam zu machen. Schliesslich habe ich gelernt, in jeder Lebenslage zurechtzukommen. Ob ich nun wenig oder viel habe, beides ist mir durchaus vertraut, und ich kann mit beidem zufrieden sein: Ich kann satt sein und hungern; ich kann Mangel leiden und Überfluss haben.»

Der zufriedene Mensch betet Gott an, unabhängig davon, ob dieser ihn reich oder weniger reich gesegnet hat. Der zufriedene Mensch weiss, dass er, wenn er Christus eingeladen hat, sein Herr und Erlöser zu sein, alles besitzt, was er braucht – und weit mehr, als er verdient. Wir haben in dieser Serie gesehen, dass wir schon jedes der Zehn Gebote in irgendeiner Form übertreten haben und eigentlich den ganzen Zorn Gottes verdient haben. Aber was möchte Gott uns gegeben? Er will uns Vergebung, Erlösung und die Verheissung des ewigen Lebens schenken. Und er schenkt uns Tag für Tag seine Gegenwart.

«Warum habe ich so viel?»

Angesichts dieser grossen Gnade sollte ich mich doch eher fragen, warum ich so viel habe. Es ist doch erstaunlich, dass er mich überhaupt mit etwas gesegnet hat, da ich alle seine Gebote übertreten habe, oder? Dass er es getan hat, ist darauf zurückzuführen, dass wir einen gnädigen Gott haben!

Wenn wir also versucht sind, die Faust im Zorn gegen ihn zu erheben und zu sagen: «Warum hast du Thomas oder Katharina mehr gesegnet als mich?», sollten wir besser innehalten und unser Verhalten bereuen. Immerhin ist Gott ein echter Fachmann, wenn es darum geht, seinen Kindern weitaus mehr zu geben als sie verdienen.

Der zufriedene Mensch ist frei, sich zu freuen, wenn ein anderer gewinnt – und zu weinen, wenn jemand einen Verlust erleidet. Der zufriedene Mensch freut sich, wenn er Dinge teilen kann, er hält das, was er hat, in der offenen Hand und umarmt andere.

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Neuauflage, er erschien zuerst am 13.12.2018 bei Jesus.ch.

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Datum: 16.03.2023
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Jesus.ch

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