Christustag
Im Spiegel der Medien
Was teilten die Medien mit denen, die nicht im Stade de Suisse mitfeierten? Eine Nachlese.
Die welsche Tagesschau führte den Christustag als Fest der Schweizer Protestanten ein und bildete die Freude von Teilnehmenden ab, zeigte den Lobpreis, hob den wachsenden Anteil an Jungen hervor und erwähnte das ökologische Bemühen um CO2-Neutralität. Die meisten Zeitungen der Romandie berichteten über den Grossanlass. Ein Tessiner Journalist stellte den Christustag in verschiedenen Medien dar.
„Volkstümlich und laut"
In der Deutschschweiz, wo Radio DRS vom Vormittag berichtete, stachen die sorgfältigen Artikel des „Bunds" und der NZZ („Fest des Glaubens um den Fünfliber") heraus. Der NZZ-Berichterstatter erlebte einen „Mega-Gottesdienst", eine „unbeschwerte, volkstümliche, auch laute Glaubensbekundung". Trotz vielfacher reformierter Präsenz auf der Bühne (Vormittagspredigt des Waadtländer Pfarrers Pierre Bader, mehrere Berichte) empfand er das Programm als „stark freikirchlich geprägt".Die NZZ erwähnt das Motto des Tags „Dominus providebit", den Brief an Bundesbern und dass die gesellschaftliche Verantwortung der Christen dargelegt wurde. „An die Teilnehmer erging zudem die Aufforderung, das Geldstück und seine Botschaft im Alltag an Mitmenschen weiterzugeben, Gottes Liebe wirken und Liebe zu Gott entstehen zu lassen."
Für SF kein Thema
Der Christustag findet nur alle 4-6 Jahre statt - eine TV-Übertragung klappte auch diesmal nicht. Der SF-Tagesschau, die ein Team gesandt hatte, war das grosse Fest der Protestanten keinen Bericht mehr wert, als sich in Libyen die Befreiung Göldis anbahnte. Ebenso schwieg der Zürcher Tages-Anzeiger zum Grossanlass (was wenn die Bischöfe 25‘000 Katholiken versammelt hätten?). In der Mittellandzeitung erschien am Mittwoch auf Seite 23 unten, im Regionalteil, ein Erlebnisbericht.Die gemeinsame Website des Tagi, des Berner ‚Bund‘ und der Berner Zeitung brachte deren Artikel, der die „Vielfalt des Protestantismus" hervorhob. „Im Stade de Suisse priesen sie gemeinsam den Herrn und schöpften Kraft für die Bewältigung des Alltags in Zeiten der Wirtschaftskrise", liest sich da. Und: „Verschiedene Predigten und Reden erinnern an Bedürftige und fordern die Gläubigen auf, mit ihnen zu teilen."
„Erweckungserlebnis"
Der Bericht fokussiert auf ein Muster in den Zeugnissen: „Menschen erzählen ihr Erweckungserlebnis oder davon, wie ihr Gebet dazu geführt hat, dass die blinde Nachbarin wieder sehen, der Mann im Rollstuhl gehen, die schwermütige Frau dank Gottes Segen lachen und das Leben bejahen kann." Diese Erlebnisse seien „zweifellos gemeinschaftsstiftend", kommentiert der Journalist und vermeldet den Applaus, staunt über die Begeisterungsfähigkeit der Menge.Christen aus Landes- und Freikirchen
Im „Bund" wurde zwei Tage vor dem Christustag gefragt, ob die Beteiligung des Kirchenbundes an dem Tag, dessen „evangelikaler Grundcharakter" bekannt sei, ein „allgemeines Tauwetter" bedeute. Auskunft von Kirchenbundsseite: Die reformierte Volkskirche „umfasse verschiedene theologische Strömungen und Frömmigkeitsformen".Dölf Barben erwähnte das Engagement von Evangelikalen in den Landeskirchen, machte aber bei der Mission eine Spannung aus: „Für den Programmkoordinator des Christustages, Hanspeter Nüesch, demissioniert eine Kirche, die nicht missioniert. Viele Reformierte haben dagegen Mühe mit offensiver Mission. Spätestens dann, wenn Gruppen sich aggressiv gebärden und ihr Missionieren ausgrenzende Züge annimmt, ergibt sich ein Problem - denn für Landeskirchen sind der Respekt vor den Andersgläubigen und der interreligiöse Dialog von grosser Bedeutung." Der ‚Bund‘ bediente mit der Bildlegende auch noch das Schwärmer-Klischee: An Christustagen gerieten „die Gläubigen regelmässig in Verzückung"...
Lateinische Schweiz besser informiert
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass fast alle Tageszeitungen der Romandie breit über den Grossanlass berichteten, was für die Deutschschweiz nicht zutrifft. Ausführliche Berichte finden sich im Adventistischen Pressedienst und bei idea Schweiz. Mit der Ausnahme von TSR wurden die nationalen elektronischen Medien dem Anlass nicht gerecht.
Welsche Tagesschau
idea Schweiz
Datum: 18.06.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch