Es ist schon etwas Eigenartiges mit unseren Wünschen. Da leben wir mit 40- Stundenwoche, Eigenheim und Mittelklassewagen, nett eingerichteten Wohnungen, Stereoanlage und einer Unmenge von Dingen, die uns das Leben angenehm gestalten. Aber wenn wir durch die Einkaufspassagen unserer Städte schlendern, vom Fernsehen in die Welt des Jet-Sets entführt werden oder bei der Automesse bewundernd vor dem neusten Modell der Marke XY stehen, bekommen wir glänzende Augen. Und beginnen zu träumen vom ganz grossen Geld und was wir damit alles machen könnten. Dass wir als Schweizer und Deutsche mit unseren durchschnittlichen Nettoeinkommen und einer Wirtschaftsleistung von über 13'000 Dollar pro Einwohner und Jahr zu den ohnehin privilegierten Menschen dieser Erde zählen, gerät uns dabei unversehens aus dem Blick. Mehr als zwei Drittel der Menschheit sind arm, leiden an Hunger oder chronischer Unterernährung. Die ärmsten von ihnen jobben als Tagelöhner für eine Handvoll Reis, wühlen im Müll nach verwertbarem Abfall, leben in Wellblechbaracken und Bretterbuden ohne Wasser und sanitäre Anlagen am Rande explodierender Riesenstädte. Wer ein eigenes Bett hat, ein paar Schuhe, das Feuerholz für eine einfache warme Mahlzeit, der kann sich glücklich schätzen. Analphabetismus, Arbeitslosigkeit, fehlende medizinische Versorgung, Kinder, die niemals lachen gelernt haben: die Not in der Dritten Welt hat viele Gesichter. Und nicht nur dort herrscht Not. Haben wir bei all unseren Wünschen an das Leben die Relation für den Wohlstand verloren, der uns umgibt und am dem wir teilhaben? Darf man von Reichtum und Luxus träumen angesichts der Tatsache, dass Millionen von Menschen im Elend und Todesschatten leben? Wie gehen wir damit um, dass es Reiche und Arme gibt? Und was bedeuten die urchristlichen Ideale im Umgang mit Geld und Besitz für uns Christen heute? Einige Stichpunkte sollen zum Nachdenken anregen. In der ganzen Bibel wird die Versorgung mit den Dingen, die für ein angenehmes Leben notwendig sind, als gnädige Gabe Gottes gesehen. Eigentum und Besitz dienen dem Lebensunterhalt, der sozialen Sicherung, und geben uns die Möglichkeit, unser Leben individuell zu gestalten. Volle Lohntüten und finanziell-materiellen Sicherheiten sind deshalb kein Makel, der uns als Christen schlecht ansteht (vergleiche 5. Mose 16,15 und 1. Timotheus 6,17). Wir können mit unserem Besitz nicht einfach machen, was wir wollen. Im Wort Gottes wird das auf persönliche Gewinnsteigerung ausgerichtete egoistische Sammeln und Horten von Geld scharf verurteilt, die soziale Verantwortung für den notleidenden Nächsten dagegen hervorgehoben. In entschiedener Un-Abhängigkeit vom Reichtum sollen wir unseren Besitz dazu gebrauchen, das Verhältnis zu Gott zu vertiefen, das Gute zu tun und der Liebe zum nächsten Ausdruck zu verleihen (vergleiche Jesaja 58, 7/ 2. Korinther 8,14). Das Leben in der Wohlstandsgesellschaft ist für uns Christen zu einer echten Bedrohung und Herausforderung geworden. Wir laufen Gefahr, unter Bergen von Gegenständen begraben zu werden, von denen wir nur meinen, dass wir sie brauchen. Dabei sind nicht die Dinge das Problem. Aber wo wir uns von dem, was wir haben (wollen), so faszinieren lassen, dass wir darüber Gott und sein Ziel mit unserem Leben aus den Augen verlieren, werden uns Geld und Besitz zum Fallstrick, zur Sünde. Jesus ist unerhört eindeutig, wenn er sagt: "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon" (Matthäus 6,24). Reichtum hat auch eine gefährliche Seite: Er weckt Begierde auf immer mehr. Habgier, das Habenwollen und Mehr-Habenwollen, hat sein Vorbild im Griff nach der verbotenen Frucht im Paradies und ist Ausdruck eines Lebens ohne Gotteserkenntnis, ohne Gottvertrauen und ohne Nächstenliebe. "Lasst los", sagt Jesus darum seinen Jüngern, "verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen" (Lukas 12, 33). Die Fürsorge für die Armen war ein wesentliches Merkmal der ersten Christen. Die Gaben, die zur Überwindung materieller Not zusammengetragen wurden, verstand man als ein Stück konkreter Glaubensgemeinschaft und als Möglichkeit, auf die Gnade Gottes zu antworten (Römer 15, 26 und 2. Korinther 9,11ff). Fürsorge für die Armen besteht heute darin, dass man zunächst ihre offensichtliche Not stillt: die Grundbedürfnisse auf Nahrung, Kleidung, Wohnung und soziale Absicherung. Neben aller staatlichen Hilfe können unsere finanziellen Mittel und Gaben hier wichtige Hilfe leisten. Gemeinden können Patenschaften für notleidende Christen oder sozial-missionarische Projekte in Ländern der Dritten Welt unterstützen. Jeder von uns kann es lernen, mit fröhlichem Herzen wegzugeben, solidarisch zu teilen, was Gott ihm geschenkt hat. Wer Gott das Sorgerecht in seinem Leben lässt, der wird sein Herz nicht an seinen Besitz hängen, sondern ihn für das einsetzen, wofür er da ist.Die Not hat viele Gesichter
Millionär, ein frommer Wunsch?
Gott ist der Geber aller Gaben!
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Solidarisch teilen lernen
Datum: 26.03.2002
Autor: Günther Kress
Quelle: Chrischona Magazin