54'000 Geschenke in Osteuropa verteilt
Von der Verteilung in Weissrussland kam ich tief berührt nach Hause. Tief berührt vom beschwerlichen Alltag, der oft auch versteckten Armut und den Sorgen der Menschen. Tief berührt aber auch von den strahlenden Augen und glücklichen Kindergesichtern. Es braucht so wenig, um Wertschätzung, einen Lichtblick im grauen Alltag, Anteilnahme und menschliche Wärme zu verschenken!
Weihnachten hinter Gittern
Weihnachten in der Jugenderziehungsanstalt ist nicht unbedingt das, was man sich wünscht. Weniger als ein Drittel der 126 Jungen von elf bis fünfzehn Jahren durfte über die Festtage nach Hause. Die anderen haben kein Daheim oder die Verhältnisse sind so schlimm, dass die Heimleitung die Kinder nicht den schlechten Einflüssen aussetzen will. Viele Eltern haben schwere Alkoholprobleme, einige sitzen selber im Gefängnis.
Die Jungen kamen alle mit dem Gesetz in Konflikt. Einige sind von Zuhause abgehauen, lebten auf der Strasse, andere wurden wegen Körperverletzung oder Diebstahl verurteilt. Viele haben Lebensmittel gestohlen, weil sie Hunger hatten. Viktor Delizah ist schon 17 Jahre in der Anstalt in Mogiljow tätig, zuerst als Lehrer, nun als Direktor. Während den maximal zwei Jahren, die die Jungen im Erziehungsheim verbringen, will er ihnen die Chance geben, einen Neuanfang zu schaffen.
Fördern auf eine ungewisse Zukunft hin
In der Schule werden die Kinder in kleinen Klassen individuell gefördert, auch auf Disziplin wird Wert gelegt. Wenn möglich sucht die Heimleitung den Kontakt zu den Eltern. „Wenn ein Junge nach dem Aufenthalt bei uns in seine Familie zurückkehrt, sich in die Gesellschaft integriert, ohne wieder straffällig zu werden, und glücklich ist, freut mich das sehr,“ meint Direktor Delizah.
Er freut sich auch, wenn er seine Jungen mit einem Weihnachtsgeschenk aus der Schweiz beglücken kann. Jeder von ihnen musste schon früh in seinem Leben mit Schwierigkeiten und Ablehnung fertig werden, da tut es doppelt gut, an Weihnachten ein Geschenk zu erhalten - unverdient und von Herzen!
Weihnachten zu Hause
Auch Babuschka Lena kann es kaum fassen, dass sie Besuch erhält, einen Besuch, der sogar ein Weihnachtsgeschenk vorbei bringt. Seit dem Tod ihres Mannes vor vierzehn Jahren lebt sie alleine im einfachen Häuschen. Die zwei Söhne besuchen sie ab und zu. Staunend untersucht die 72jährige Witwe den Inhalt des Pakets und freut sich besonders ab dem Notizblock. Der alte ist schon ganz zerschrieben, sogar alle Ränder sind vollgekritzelt. Lena notiert darauf, was ihr die Besucher vom Gottesdienst erzählen.
Selber kann sie zur Zeit die Gemeinde nicht besuchen. Vor zwei Monaten wurde ihr eine Brust amputiert, denn Lena hat Krebs. Geduldig wartet sie, bis es ihr hoffentlich wieder besser geht oder sie heimgehen darf zum Vater in den Himmel.
In Gefahr Christin geblieben
Seit 38 Jahren glaubt sie an Jesus Christus: „Das Leben als Christin war nicht einfach. Wir trafen uns hier zum Bibelstudium und Beten; die Kommunisten konnten uns nichts antun, immer wieder haben wir Gottes Bewahrung erlebt. Dafür bin ich sehr dankbar!“ Wären sie erwischt worden, hätten sie riskiert, in ein sibirisches Arbeitslager verschickt zu werden.
Lena dankt für die regelmässigen Besuche der in der Region tätigen Mission, die aus dem Westen unterstützt wird. Sie erhält Lebensmittel wie Mehl, Konserven und etwas Süsses. Von der mageren Rente kann sie kaum leben, wegen der Krankheit muss sie teure Medikamente kaufen. Lenas fröhliches Lachen und die tiefe Freude ab dem Geschenk bestätigen einmal mehr, wie wertvoll die Aktion Weihnachtspäckli ist!
Datum: 30.01.2004