Der 1. April und die Schadenfreude
Aprilscherze sind in den meisten westeuropäischen Ländern üblich, verbürgt sind sie bereits seit dem 16. Jahrhundert. Mit den europäischen Auswanderern gelangte diese Tradition auch nach Nordamerika.
In Zeitungen und Zeitschriften ist es üblich, die Leser durch glaubhaft klingende, aber erfundene Artikel "in den April zu schicken". Durch Zeitungsartikel sind Aprilscherze erst salonfähig geworden.
Lügen als Humor
Aprilscherze sind jedoch im Gegensatz zum Witz schlicht und einfach Lügen. Natürlich sind einige sehr originell und man kann darüber lachen. Dahinter steckt jedoch meistens nur Schadenfreude.
Es gibt unzählige Deutungen, wie der 1. April entstanden ist. Auch das Herumschicken Jesu «von Pontius zu Pilatus», das am 1. April stattgefunden haben soll, muss als Deutungsversuch für «in den April schicken» herhalten.
Auch weitere christliche Hintergründe werden für Erklärungsversuche herangezogen: Der 1. April gilt als der Geburts- oder Todestag des Judas und als der Tag des Engelssturzes und des Einzugs Luzifers in die Hölle - also als Unglückstag, an dem man sich generell in Acht nehmen müsse.
Praktisch weltweit, so auch in Amerika, Südafrika, Indien und Australien, werden am 1. April, am «April Fools Day» (Tag der Aprilnarren), Menschen verulkt. In islamischen Ländern allerdings hält man nichts von Aprilscherzen. Lügen gilt dort mehr als im Abendland als schwere Sünde.
Verschiedene Theorien
Beim „April's Fool“ gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen den Vereinigten Staaten und dem „alten Europa“: Denn als die „Neue Welt“ in Übersee besiedelt wurde, hatten die Pilgerväter den noch heute beliebten Brauch im Gepäck, dessen Ursprünge Forscher in Frankreich und Deutschland vermuten.
Unter den zahlreichen Erklärungsversuchen gebe es aber einen, der stichhaltig sei und von einem „Börsenkrach“ des 16. Jahrhunderts ausgehe: Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530, auf dem die protestantischen Fürsten Kaiser Karl V. ihr Glaubensbekenntnis überreichten, sollte neben dem Religionsstreit auch das Münzwesen geregelt werden. Der Reichstag fand jedoch nicht die nötige Zeit, so dass für den 1. April 1530 ein besonderer Münztag ausgeschrieben wurde, der das Ziel zahlreicher und grossartiger Gewinnpläne wurde. Als dann aber der 1. April endlich kam, wurde der verheissene Münztag doch nicht abgehalten, und es kam zu einer finanziellen Krise. Die Mehrzahl der Spekulanten, die dadurch ihr Geld verloren, wurden als „angeführte Narren“ ausgelacht. Sie waren „in den April geschickt“ worden.
Römische Narren feierten am 1. April
Auch das römische Narrenfest, die Quirinalia, wurde um den 1. April herum gefeiert. Auf der Tiberinsel feierten die Römer in den ersten Nächten des Aprils zu Ehren der lebensspendenden Göttin Venus rauschende Orgien. Mittelpunkt dieses Festes waren unter anderem jede Menge mutwilliger Streiche.
Ursprünglich vergnügten sich am ersten Tag des Aprils Erwachsene auf Kosten ihrer Kinder und Herren oder Meister auf Kosten ihrer Untergebenen. Heutzutage versucht jeder jeden in den April zu schicken, vor allem Kinder freuen sich, wenn sie anderen einen Zettel auf den Rücken heften oder die Kleider beschmieren können, ohne dass diese es merken.
Weitere Deutungen
Die Göttermutter Maja, Schöpferin allen Lebens, aus dem indischen bekannt, bedeutet beispielsweise "die Täuschende". Der alte indische Glauben besagte, dass das ganze indische Leben nur Schein war, das ganze Dasein also eine Täuschung war. So war Mja die grösste aller Täuscherinnen, da sie die Menschen in diese Scheinwelt lockte. Heute wird in Indien das Huli-Fest, ein Fest des Neckens und Täuschens gefeiert.
In der Mythologie findet man jene Geschichte von Rhea-Kybele, welche ihrem Gatten Kronos, dem "Kinderfresser", anstelle ihres neugeborenen Sohnes einen in ein Ziegenfell gehüllten Stein gibt. Dadurch, dass Kronos auf den Trick hereinfiel, wurde Zeus, der oberste der griechischen Götter, durch das mütterliche Täuschungsmanöver gerettet worden.
In germanischen Frühlingsbräuchen war der Ausdruck ungebundener Fröhlichkeit von allerlei Schabernack begleitet. Als Symbol des Winters galt beispielsweise jener, der solch einem Scherz zum Opfer gefallen war. War es soweit gekommen, so konnte der Frühling, der mit aller Macht seine Herrschaft antrat, mit dem Winter machen, was er wollte.
Possen zu reissen, sich zum Narren zu machen - das war notwendig, wenn man dem Teufel ein Schnippchen schlagen wollte. Der nämlich hatte an einem Tag - mitten in der gottgefälligen Buss- und Fastenzeit - die Macht, die Seelen zu Völlerei und Sünde zu verführen, sie dadurch vom frommen Tun abzulenken. Nur den "einfachen Menschen", den Narren und Tölpeln, konnte er nichts anhaben. So war der 1. April also ein Abwehrtag gegen die Künste des Satans: Gegen jegliche Versuchung war jener gefeit und galt als Narr, über dessen Ungeschickt alle lachten.
Besonders sinnvoll scheint der Brauch nicht zu sein, denn damit kann man niemanden abwehren.
Datum: 01.04.2010
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch