Das Leben wählen

Irgendwann in unserem Leben haben wir alle einmal gedacht, dass unser Glaube eine Art Geschäft wäre. Jeder Mensch wünscht sich ein glückliches Leben und einen Gott, der uns vor Unglück und Gefahr bewahrt. Und wenn wir leben wie ein gerechter Mensch, kann uns im Grunde nichts passieren, dann sind wir sicher vor Unglück und Gefahr.

Aber - wenn wir uns auf einen Weg mit Gott machen, erfahren wir, dass er uns manches zumutet. Dann werden unsere Worte und Vorstellungen von Gott brüchig und wir müssen uns ihm und dem Leben stellen. In besonderer Weise erzählt das Buch Hiob im Alten Testament von solchen Erfahrungen:

„Was ist der Mensch, von einer Frau geboren? Sein Leben ist nur kurz, doch voller Unrast. Wie eine Blume blüht er und verwelkt, so wie ein Schatten ist er plötzlich fort. Und trotzdem lässt du ihn nicht aus den Augen, du ziehst ihn vor Gericht, verurteilst ihn! Du musst doch wissen, dass er unrein ist, dass niemals etwas Reines von ihm ausgeht! Im voraus setzt du fest, wie alt er wird, auf Tag und Monat hast du es beschlossen. Du selbst bestimmst die Grenzen seines Lebens, er kann und darf sie niemals überschreiten. Darum blick weg von ihm, lass ihn in Ruhe, und gönne ihm sein bisschen Lebensfreude!“ (Hiob 14.1-6)

Hiob hadert mit Gott. Trotz seines schweren Schicksals hört er mit Gott nicht auf – bis er ihn wieder segnet!

Das will Gott, dass wir das Leben wählen – trotz allem! Unglück geschieht. Aber Gott gibt uns den Mut, uns dem zu stellen. Und durch alles hindurch werden wir den Weg finden, der zurück zu seiner Liebe und unserem Leben führt. Und sei es durch Hadern und Kämpfen, durch Anklage und Starrsinn. Gott straft uns nicht, sondern fordert uns zum Leben heraus. Unser Leben ist Unglück und Glück, Verlust und Auferstehen. Und Gott gibt uns die Freiheit, mitten darin das Leben zu wählen, indem wir lachen und weinen.

Datum: 16.11.2005
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich

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