Eine Gruppe will im Berner Ortsteil Ausserholligen das «Haus der Religionen» bauen. Sechs Weltreligionen sollen darin Räume zum Beten und Diskutieren kriegen. Das Projekt landet vor dem Berner Stadtrat, weil die Gruppe wegen ihres religiös-kulturellen Ansatzes günstiger bauen will. Brisant ist dabei jedoch: Man spielt nicht mit offenen Karten. Nur ein kleiner Teil des ganzen Baus soll zum Multikulti-Tempel werden. Der grosse Rest ist als normaler Wirtschafts- und Wohnraum vorgesehen – der aber dank der Mitgift «Religionshaus» wesentlich günstiger zu stehen kommen soll. Der Berner Stadtrat diskutiert im Januar 2006 das Geschäft. Als jedoch Beat Gubser von derr Eidgenössisch-Demokratischen Union an der Reihe ist, erlebt er nur wenig religiöse Toleranz. Ausgerechnet die Grünen und die SP missachten die Redefreiheit und bringen Gubser zum Schweigen. Andreas Flückiger (SP) meinte im Rat: «Sechs Weltreligionen, unter einem Dach vereint, das ist einzigartig in der Schweiz. » Weniger Enthusiasmus kam von Gisela Vollmer (SP): «Wer die Vorlage genauer analysiert, stellt schnell fest, dass dieses Geschäft ohne diesen ideellen Hintergrund wohl keine Hürde eines Baurechtsgeschäfts nur annähernd hätte nehmen können. Fakt ist, dass die vorgesehene Nutzung für das „Haus der Religionen“ nur fünfzehn Prozent ausmachen soll.» Gubser kritisierte: «Mit dem Haus der Religionen wird ein falsches Zeichen gesetzt. Indem Allah, Buddha und Gott auf die gleiche Stufe gestellt werden, bringt der Titel etwas zum Ausdruck, was viele Menschen heute glauben: Es gibt viele Religionen, aber nur einen Gott.» So werde ein Gottesbild vermittelt, das aus seiner Sicht falsch sei. Vertreter der Grünen und SP begannen bei Gubsers Rede einen Tumult. Lachen, Johlen und Zwischenrufe bestimmten die Atmosphäre. Da schritt der Sitzungsleiter ein. Allerdings nicht gegen die Störenfriede, sondern gegen Gubser. Er solle sich zum Geschäft und nicht zur Religion äussern. Gubser erwiderte: «Beim „Haus der Religionen“ geht es aber um die Religion!» Die Ratskollegen pöbelten weiter, bis der Sitzungsleiter diesem Druck erneut nachgab und Gubser mahnte. Seine Rede konnte er nicht zu Ende führen. Zuletzt bewilligte der Stadtrat den Bau mit 45:15 Stimmen. Für Beat Gubser ist die Angelegenheit mittlerweile vom Tisch: «Sitzungsleiter Peter Bernasconi entschuldigte sich im Rat vor allen.» Den Abbruch seiner Rede hatten vorwiegend Grüne und SP-Vertreter provoziert. Livenet.ch forderte von drei Ratsmitgliedern eine Stellungnahme – die auch kam. Gabriela Bader, GFL, Mitglied der Kommission für Soziales, Bildung und Kultur: «Ich war an besagter Stadtratssitzung anwesend und erinnere mich an das Votum von Herrn Gubser. Ich selber habe nicht gelacht oder gespottet, es war mir eher unangenehm, wie von verschiedener Seite reagiert wurde. Es war mir aber auch sehr unangenehm, Herrn Gubser zuzuhören. Er hat in seinem Votum das Christentum über alles gestellt und damit einer Intoleranz das Wort geredet, die ich niemals akzeptieren kann!» Margrith Beyeler, Präsidiumsmitglied der Sozialdemokratischen Partei: «Bei diesem Geschäft ging es um eine Planungsvorlage und nicht um eine Glaubensfrage. Stadtrat Gubser hat das Geschäft abgelehnt, was sein gutes Recht ist. Seine Begründung, warum er gegen das Haus der Religionen ist, war aber nicht mehr sachlich, also planerisch, sondern nur religiös bestimmt. Übrigens hat die SP/JUSO-Fraktion nicht gelacht, wir waren „schockiert“ über das Votum, das keine Toleranz kennt und keine Minderheit respektiert.»Demaskiert
Niedergeschrien
Die Entschuldigung
Christof Berger, SP, Mitglied der Kommission für Soziales, Bildung und Kultur: «Ich habe die Debatte um das «Haus der Religionen» nicht so erlebt, wie es Ihnen offensichtlich von Beat Gubser geschildert wurde. Dem Ratskollegen Gubser wurde das Wort durch den Ratspräsidenten (einem SVP-Vertreter) entzogen, weil er nicht direkt zum Thema «Geschäft Haus der Religionen» sprach, sondern im Rat die Grundlagen seines Glaubens darlegte. Ich persönlich hätte Beat Gubser vermutlich ausreden lassen, wenn ich Ratspräsident gewesen wäre. Zum Inhalt des Votums von Beat Gubser möchte ich bemerken, dass es meines Erachtens nicht gerade von christlicher Nächstenliebe und auch nicht von einer Achtung der Meinungsfreiheit zeugt, wenn Mitmenschen anderen Glaubens diffamiert und abgelehnt werden. Aber das ist meine persönliche Meinung und sei deshalb hier nur am Rand geäussert.»
Beat Gubsers nur unvollständig gehaltene Rede
Datum: 08.04.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch