Am Strand in Südafrika, wo René und Nancy Baumann mit ihren zwei kleinen Kindern Urlaub machen, war auch die Ende März mit knapp 50’000 Unterschriften eingereichte Petition ein Thema. Die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) hatte gegen den Song mit seiner "verheerenden Botschaft" über Okkultismus bei der Bundeskanzlei protestiert. Er werde als Satanist bezeichnet, sagt René Baumann alias DJ Bobo (seine Frau Nancy findet das „fast schon Rufmord“) und könne sagen, was er wolle, er werde die Gegner nicht mehr überzeugen. „Das ist leider ein Teil des wahren Gesichtes der Schweiz, eine, die ich nicht vertreten wollte. Die Schweiz, die ich im Kopf habe, ist eine, die keine Angst vor Vampiren hat, weil sie sehr wohl differenzieren kann zwischen Märchen und Wahrheit.“ Er sehe den Song als Hommage an Michael Jacksons legendäres Album „Thriller“, sagte Papa Bobo. Nach Ansicht des Petitionskomitees verniedlicht der Liedtext von "Vampires Are Alive" Hölle und Teufel. Mit Berufung auf die Bundesverfassung fordern die Petitionäre vom Bundesrat, den religiösen Frieden im Land zu wahren und zu veranlassen, dass die Schweiz im Europäischen Gesangswettbewerb nicht mit Satanismus und Okkultismus, sondern mit schweizerischen Werten vertreten wird. DJ Bobo sagt, er habe überhaupt nicht gerechnet, dass „plötzlich der Glaube eine Rolle spielen würde“… Der wendige Popsänger hat weltweit über 13 Millionen Tonträger verkauft und ragt damit aus den Schweizer Tonkünstlern der Gegenwart heraus. Ob er am Finale des Eurovision Song Contest am 12. Mai im Helsinki auftreten kann, ist noch offen. Noch muss er das Halbfinale am 10. Mai überstehen. Dort treten 28 Länder an, zehn werden für die Schlussrunde ausgewählt. Wenn DJ Bobo an den (unerwarteten) Erfolg der ‚Lordi’-Schocker im letzten Frühjahr anknüpfen wollte, ist nun das Überraschungsmoment dahin: „Im Ausland lachen sie uns Schweizer bereits aus und schütteln den Kopf, weil sie nicht begreifen können, dass das bei uns überhaupt ein Thema ist. Das tut mit weh.“ In dieser Geschichte gebe es kein Happyend, nur Verlierer, sagt der Star einigermassen kleinlaut. Ein fürsorglicher Vater ist auf den Bildern vom Traumstrand im tiefsten Süden zu sehen. Das ist die eine Rolle, jene, die René Baumann alias DJ Bobo derzeit offenbar am liebsten spielt. Von seiner wunderhübschen Kayley (6 Monate) schwärmt er, „sie lacht den ganzen Tag und gibt uns Liebe, das ist unglaublich“. In Helsinki aber wollte und will er mit seinem süffig arrangierten Vampirsong auftrumpfen. Dass eine Minderheit der Schweizer an diesem Punkt keinen Spass versteht (und die Empörung geballt in Bern deponierte), legt er als finstere Intoleranz aus. Als wären die EDU-Leute daran gegangen, ihn auf den Scheiterhaufen zu hieven. Davon kann keine Rede sein. Die Petition wollte klar machen, dass der Song in einem Wettbewerb, in dem Länder gegen Länder antreten, für die Schweiz keineswegs repräsentativ ist und ihr Image beschädigt. Der Künstler fordert Toleranz – und dass man über Sätze wie „Befrei deinen Geist nach Mitternacht, verkauf deine Seele! Vom Himmel zur Hölle, geniess die Fahrt!“ lächelnd hinweggeht. Sein vierjähriger Jamiro liebe Fabelwelten und Märchen und finde den Song Klasse, sagt Papa Bobo. René Baumann wird seinem Sohn menschliche Werte vermitteln wollen. Die Ungeheuer aus Gewaltspielen und Killervideos machen sich in Kinderzimmern breit, mit blutigen Folgen wie in Erfurt. Dass Papa Bobo die Oberflächlichkeit in der Gesellschaft fördert zu einer Zeit, da im Umgang mit dem Bösen neu Ernsthaftigkeit gefordert ist, entgeht ihm offenbar. Bleibt zu hoffen, dass er nicht in Helsinki zur Höllenfahrt einladen kann. Weiterer Artikel: DJ Bobo: Vampir-Song stösst vielen sauer auf Das Böse verniedlicht?
Kommentar: „Fabelwelten und Märchen“
Datum: 13.04.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Kipa