Keine Gefühle gezeigt

Vaterliebe gefunden!

Jack Frost, ehemaliger Kapitän in der Hochseefischerei, war als „Captain Bligh“, den Schreihals und Tyrannen, gefürchtet. Getrieben von der Angst des Versagens wollte er überall der Beste sein. Von seinem Vater hatte er gelernt, hart zu sein und keine Gefühle zu zeigen. Doch Jacks Leben ändert sich, als er eines Tages begreift, was echte Vaterliebe ist.
Jack und Trisha Frost.


Vaterliebe gefunden!

Nach einer Überdosis LSD lag ich, 19 Jahre alt, im Spital in den Armen meines Vaters. Ich war ruhig gestellt, wie in einem Koma. Mein Vater fuhr mir mit seinen Fingern durch meine langen Haare, die er mir noch zwei Jahre zuvor gewaltsam abgeschnitten hatte. Wie durch Nebel hörte ich seine zärtlichen Worte, die er mir immer wieder sagte. So viele Jahre hatte ich mich danach gesehnt, solche von ihm zu hören: «Mein Sohn, ich liebe dich. Alles kommt wieder in Ordnung.»

Er wusste nicht, dass ich ihn hörte. Und sicher war ihm nicht bewusst, dass ich seine sanften Arme, soweit ich mich erinnern konnte, zum ersten Mal spürte. Ich lebte seit Jahren in Rebellion. Ich wollte ihn niemals wieder sehen. Aber im Moment meines grössten Versagens hielt er mich in seinen Armen und sprach liebevolle Worte. Bis dahin war ich willens, nicht mehr der Sohn meines Vaters zu sein, aber mein Vater war nicht gewillt, nicht mehr mein Vater zu heissen.

Flüchtiger Blick auf bedingungslose Liebe

Seine Verpflichtung mir gegenüber war grösser als meine Verpflichtung ihm gegenüber. Dies war mein erster flüchtiger Blick auf die bedingungslose Liebe des Vatergottes und seinen Wunsch, seine Liebe mir gegenüber auszudrücken, auch wenn ich versagt hatte! Allerdings war in meinem Leben damit noch lange nicht alles in Ordnung – im Gegenteil...

Als Junge, da sehnte ich mich nach Vaters Billigung, Zuneigung und Liebe. Ich wollte einfach, dass er auf mich schaute mit seinem grossen Lachen, das mir zeigte, wie stolz er auf mich war. Aber das geschah nicht, und ich blieb leer und enttäuscht zurück. Mein Vater wusste nicht, wie er Zuneigung und Bestätigung hätte ausdrücken können.

Nie schwach sein

Er selbst war 10 Jahre lang ohne seinen Vater aufgewachsen. Später im Krieg lernte er zu überleben. Seine Vorsorge für seine Söhne war, sie zu lehren, wie man in einer gnadenlosen Welt überlebt. «Sei nie schwach, indem du Gefühle oder Tränen zeigst! Sei hart! Sei ein Mann!» Mein Vater wurde von der Gesellschaft respektiert und geehrt. Er war Athlet und Tennislehrer.

Ich versuchte so sehr, die Erwartungen meines Vaters im Sport zu erfüllen, aber ich war ungeschickt, und es schien mir nie zu gelingen. Vater strich diesen Punkt jeweils auf harsche Art und Weise heraus. Das Resultat war eine tiefsitzende Angst, zu versagen und abgelehnt zu werden. Ich merkte nicht, wie ich mich selber trieb und versuchte, meinem Vater und anderen zu beweisen, dass ich gut genug war, geliebt und akzeptiert zu werden. Ich wurde Kapitän eines Fischerbootes an der Südostküste der Vereinigten Staaten. Mein Ziel war, «Top-Hook» zu werden (die meisten Fische zu fangen).

Top-Hook

Ich wurde jähzornig, wenn einer von der Crew mich im Stich liess oder schuld war, wenn wir Fische verloren. Sie nannten mich «Captain Bligh», den Schreihals und Tyrannen. Ich riskierte unser Leben, nur um den begehrten Preis des «Top-Hook» zu bekommen. Getrieben von der Angst des Versagens musste ich der Beste sein! Ich war ein Niemand, wenn ich nicht mehr fischte als alle anderen!

Weil ich mich nicht geliebt fühlte, trieben mich Versagensängste und Zorn, und ich verletzte andauernd meine Frau, meinen Sohn und andere. Im Februar 1980, 27 Jahre alt, süchtig nach Drogen, Alkohol und Pornographie (Schmerz sucht Vergnügen), floh ich im Fischerboot hinaus, um die Liebe und Akzeptanz zu suchen, nach der ich mich schon mein ganzes Leben lang sehnte.

Am tiefsten Punkt des Lebens

Drei Tage lang schrie ich 70 Kilometer vor der Küste von North Carolina zu Gott, damit er sich mir real zeige und etwas mache mit dem Typ, der jeden verletzt hatte mit seiner Härte und Strenge. Es war genau da, am tiefsten Punkt meines Lebens, als ich die bedingungslose Liebe von Jesus zum ersten Mal erfuhr.

In einem Augenblick brach seine Liebe die Ketten von Alkohol-, Drogen- und Pornosucht; für immer. In einem einzigen Augenblick gab Gott mir ein neues Herz; aber es benötigte Jahre, um die Denk- und Verhaltensmuster zu brechen. Der tiefe, versteckte Zorn, das aggressive Kämpfen um Liebe und Anerkennung trieb mich weiter.

Religiös üeberaktiv und agressiv

Es schien mir völlig natürlich, fortan Gott und Menschen zu dienen, und ich tat dies, indem ich religiös überaktiv wurde. Als ich 1984 Pastor einer kleinen Gemeinde wurde, tat ich dies im alten aggressiven Eifer. Es galt nun, die beste Gemeinde zu haben. Der Preis war hoch – keine bleibende Freude, kein Friede, keine Ruhe, und da war nichts übrig für meine Frau und meine Kinder. Ich war getrieben vom Vergleichen, von Eifersucht und Wettstreit, von Rivalität und Kritik. Ich befand mich in einer derartigen Selbsttäuschung und sah überhaupt nicht, dass ich ein Problem hatte. Ich dachte, alle anderen lägen falsch. Ich meinte, immer alle Gefühle unter Kontrolle zu haben, besonders vor meiner Frau und meinen Kindern.

Als Ehemann - so dachte ich - gab ich meiner Frau keinerlei Anlass zu Beschwerden. Ich war ihr treu und sorgte immer für sie. Doch sie bekam eine Depression und hatte nach 20 Jahren keine Hoffnung mehr auf eine bessere Ehe.

Probleme haben die anderen

Weil ich dachte, Trisha habe das Problem, nahm ich sie Ende 1995 mit zu einer Konferenz. Das Thema war: Heilung der Gefühle. Am Freitag betete und weinte Trisha leise, als ich mich neben sie kniete. Dann begann jemand Gott zu bitten, er möge all die Männer seine Arme nehmen, die niemals von ihren Vätern umarmt worden waren, und er möge ihnen die Liebe geben, die ihre Va ter ihnen nicht geben konnten.

Ich begann heftig zu weinen wie ein kleines Kind. Das war nicht normal für mich. Jahrelang hatte ich meine Ängste und Unsicherheiten bedeckt mit einem Bild von Stärke und Selbstvertrauen, aber in diesem Moment war ich völlig zerschlagen. Mein ganzes Leben lang hatte ich gehört, dass Gott mich liebt. Aber ich hatte nie meine Schutzmauern heruntergerissen, um seine Liebe zu erfahren!

Begegnung mit dem liebenden Vater

Und nun begegnete mir Gott als liebender Vater in meiner tiefsten Herzensnot. 45 Minuten lang war es, als würde warme, flüssige Liebe durch mein Inneres strömen und alles abwaschen: Schuld, Scham, Ängste, Versagen und Ablehnung; die Angst, Liebe zu geben und zu empfangen.

Das Vergleichen, der Wettbewerb und die Rivalität sind in den folgenden Monaten verschwunden. Geistlicher Ehrgeiz ist nun nur noch ein Schatten der Vergangenheit. Die meiste Zeit motiviert mich eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass ich von meinem Vater im Himmel bedingungslos geliebt und akzeptiert werde. Mein Leben wird immer mehr geprägt vom Überfliessen dieser Liebe. Ich möchte so leben, dass ich täglich Gottes Liebe erfahre, um sie dann weiterzugeben an den nächsten Menschen, der mir begegnet.

Er war ein Mann, den man fürchten musste

Wenige Monate nach dieser Konferenz kam meine 16-jährige Tochter Sarah und gab mir ihre Englischarbeit, die sie für die Schule geschrieben hatte. Der Titel war: «Der grösste Einfluss in meinem Leben.» «Der grösste Einfluss in meinem Leben ist mein Papa! Durch ihn habe ich die Augen Jesu gesehen, und ich fühlte seine unendliche Liebe! Vor gar nicht allzu langer Zeit, da war mein Papa ein Mann, den man fürchten musste.

Er war «Captain Bligh» von der H.M.S. Bounty. Nun ist er sanft und liebevoll. Dadurch, dass ich beobachten konnte, wie sich mein Papa von einem harten Mann in einen empfindsamen verwandelte, hat er mich dazu beeinflusst, mich zu ändern. Seine neue Geduld hat mir durch ein sehr schwieriges Jahr geholfen. Meinen Vater zu sehen, wie er sich um Gott kümmert und ihn liebt wie niemals zuvor, dies hat für mich Wunder bewirkt. Statt Gott in erster Linie als Heiligen zu sehen, betrachtet er ihn nun vor allem als Vater.

Auf vielen Gebieten verändert

Und nun, statt mich vor meinem Vater zu fürchten, krieche ich auf seinen Schoss und finde einen Frieden, der mir wohl tut. Was ich am meisten an meinem Vater mag, ist sein Lachen. Ich liebe auch die Art und Weise, wie er bei mir sitzt und mir liebevoll hilft, meine Fehler zu korrigieren. Wenn immer ich etwas Gutes tue, nimmt er auch davon Notiz. Mein Vater hat sich auf so vielen Gebieten geändert. Ich bin so stolz auf ihn. Jedes Mal, wenn er mich anschaut und lacht, dann explodiere ich innerlich vor Freude. Mein Papa ist in den letzten vier Monaten mein grösster Einfluss gewesen. Ich vergebe ihm, dass er vorher «Captain Bligh» war. Ich liebe dich, Papa!»

Quelle: IVCG, Reflexionen

Datum: 23.04.2007
Autor: Jack Frost

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