BewegungPlus

«Ein Ort, wo Himmel und Erde zusammenkommen»

Die BewegungPlus erlebt eine neue Dynamik bei der Mitarbeit von Ehrenamtlichen und Angestellten. Der freikirchlichen Bewegung liegt daran, dass gerade auch Frauen ihre Berufungen ausleben können. Das stellen Präsident Michael Hein und Vizepräsident Toni Nyffenegger nach einem Jahr grosser Veränderungen fest.
«Wo Himmel und Erde zusammenkommen»: Michael Hein, 40, aus Münchringen ist seit einem Jahr Präsident der BewegungPlus und leitet daneben einen KMU-Betrieb.
Toni Nyffenegger, 57, Zürich, vorher 14 Jahre Bewegungsleiter, ist heute Vizepräsident und verantwortlich für Personalentwicklung.

Wie würden Sie Ihre Bewegung gegenüber einem «Blick»-Reporter kurz vorstellen?
Toni Nyffenegger:
Die BewegungPlus ist ein Netzwerk von 35 Freikirchen. Sie fördert Menschen und Gemeinschaften durch Sinnvermittlung und sinnvolles Le­ben auf der Grundlage des biblischen Wortes. Sie regt an und auf zu mehr Gerechtigkeit im Sinn von Jesus Christus.

Michael Hein: Die BewegungPlus ist ein Ort, wo Himmel und Erde zusammenkommen. Einmal überwiegt der himmlische Anteil, ein anderes Mal der irdische.

Auch unter christlichen Bekannten sind es nur wenige, die «BewegungPlus» mit freikirchlichen Gemeinden in Verbindung bringen. Haben Sie den falschen Namen oder das falsche Image?
Michael Hein: Wir freuen uns darüber, dass der Name gerade in Bezug auf Kirche Fragen auslöst und es auch möglich ist, ihn verschieden zu füllen.

Toni Nyffenegger: Lieber ein unbekanntes Image als ein falsches! Darüber kann man diskutieren, das Gespräch finden und von Bewegungen sprechen, die eindeutig ins Plus führen. Das bildet Image.

Neuer Präsident, neue Leitungsstruktur, neue Bewegungsgeschichte, neues Logo: Fast alles wurde neu im letzten Jahr. Und die erste Bilanz?
Michael Hein: Tatsächlich erleben wir eine neue Dynamik in Bezug auf die Mitarbeit von Ehrenamtlichen und Angestellten auf Bewegungsebene. Die Verbreiterung der Leitungsgremien führt zu spannenden Ideen. Die Unterstützung der lokalen Gemeinden konnten wir dadurch wesentlich stärken.

Toni Nyffenegger: Wir wissen ein bisschen besser, dass Nachhaltigkeit mit Geschichtsbewusstsein zu tun hat. Wer seine Geschichte nicht kennt, weiss weder um seinen Reichtum noch um seine Dummheiten. Das eine wird vergessen, das andere repetiert.

Ihre Bewegung wurde vor kurzem 80 Jahre alt. Was wollen Sie heute an Bewährtem erhalten?
Toni Nyffenegger: Dass wir eine Berufungskirche bleiben. Menschen sollen ihre Berufung entdecken und leben, auch wenn sie keinen akademischen Grad haben. Dass Gottes Heiliger Geist Leben zum Guten verändert. Dass wir schrecklich gerne lachen und uns am Leben freuen. Dass wir nicht aufhören, Jesus Christus als Hoffnung für jeden Menschen auf dieser Erde zu verkündigen.

Michael Hein: Weiterhin sind wir eine Laienbewegung, eine Kirche mit vielen unkonventionellen Menschen. Und wir gründen neue Gemeinden in einzelnen Gesellschaftsschichten oder Regionen.

Wo war die Erneuerung wichtig und richtig?
Michael Hein: Die Verbreiterung der Leitungsbasis hilft uns langfristig, Leiterinnen und Leiter auszubilden und zu fördern. Die Stärkung in Bezug auf unsere Kernthemen Evangelisation/Mission, Gemeindeentwicklung und Personalentwicklung können wir heute klarer fördern.

Toni Nyffenegger: Wir mussten lernen, dass richtig leben wichtiger ist, als Recht zu haben. Dass Wahrheit sich im Lebensstil mehr manifestiert als in Dogmen und dass beides den Worten der Bibel keinen Abbruch tut.

Wohin will sich die BewegungPlus in diesem Jahr bewegen?
Toni Nyffenegger: Zu noch mehr Authentizität. Zu noch mehr Leidenschaft und Liebe. Zu neu entstehenden und sich gesund entfaltenden Gemeinden.

Michael Hein: Zur Weiterentwicklung der bestehenden Struktur, zur Förderung von Neugründungen und zur Unterstützung der bestehenden Gemeinden.

Ich ziehe an einen neuen Ort und suche mir eine attraktive Gemeinde. Warum soll ich eine BewegungPlus-Gemeinde wählen?
Toni Nyffenegger: Sie sollen nicht, aber Sie dürfen - und es könnte eine spannende Reise werden...

Charismatiker, Pfingstler, Evangelikale, Pietisten - wo soll der Besucher Ihre Bewegung einordnen?
Toni Nyffenegger: Kennen Besucher diese Kategorien? Ich hoffe, sie ordnen uns als solche ein, die tun, was sie sagen, und sagen, was sie tun, und davon begeistert sind.

Auf Ihren Podien predigen im Gegensatz zu Pfingstgemeinden auch Frauen. Was würde wohl Paulus dazu sagen?
Michael Hein: Er wäre ausgesprochen erfreut darüber, dass Menschen ihre gottgeschenkten Berufungen ausleben können!

Toni Nyffenegger: Er würde sich freuen, weil wir verstanden haben, dass der Buchstabe tötet, der Geist aber lebendig macht.

Welche Erfahrungen machen Sie mit Frauen in Ihren Leitungsgremien?
Toni Nyffenegger: Viele gute, manchmal herausfordernde - wie bei den Männern auch...

Michael Hein: Hier suchen wir nach wie vor Wege, wie Frauen besser integriert werden können. Die Lebens- und Dienstphasen unterscheiden sich oft sehr. Entsprechend braucht es diesbezüglich auch andere Modelle.

Können Sie sich einen geschiedenen Pastor vorstellen?
Toni Nyffenegger: Ja. Wir glauben an Heilung und Wiederherstellung.

Michael Hein: Scheitern gehört zu unserem diesseitigen Leben. Dieses Scheitern trägt viele Gesichter, öffentliche und verborgene. Auch ein öffentliches Scheitern darf Vergebung erfahren und einen Dienst ermöglichen.

Was darf in Ihren Gottesdiensten nicht fehlen?
Toni Nyffenegger: Begegnungen.

Michael Hein: Lachen, Gemeinschaft - alles, was das Leben fördert.

Wo sehen Sie die grossen sozialen Herausforderungen für Ihre Gemeinden?
Toni Nyffenegger: Ich gehe davon aus, dass die staatlichen Mittel für die grossen sozialen Herausforderungen in der Zukunft nicht ausreichen werden. Die Gemeinden müssen mehr über Möglichkeiten des Teilens nachdenken, über alternative Beschäftigungsprogramme, über die Integration von Menschen aus aller Welt und über Gastfreundschaft.

Michael Hein: Gemeinden müssen heute mehr Raum für Menschen in sozial herausfordernden Situationen schaffen.

Welche zwei, drei Ziele möchten Sie in zehn Jahren mit Ihrer Bewegung erreicht haben?
Michael Hein: Menschen in (Leitungs-) Berufungen wachsen sehen, neue Gemeinden in unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen bauen können.

Toni Nyffenegger: Eine neue Generation von Leitern, Inspiratoren und Inspirierten hat sich entfaltet und lebt die Liebe Gottes authentisch. Kleine Gemeinden sind erstarkt und wachsen, Gemeindegründungen gehören zum natürlichen Bewegungsleben. Tragfähige, belastbare und freundschaftliche Beziehungen werden weiter gelebt.

Welche Schlagzeile würden Sie Ende Jahr gerne über Ihre Bewegung lesen?
Toni Nyffenegger: «Wie zu urchristlichen Zeiten...»

Michael Hein: «Diese Kirchen haben etwas mit dem Leben zu tun.»

Wozu würden Sie Jesus in diesem Jahr gerne bewegen?
Michael Hein: Dass er sein Reich in Westeuropa sichtbarer macht.

Toni Nyffenegger: Dass er uns hilft, uns selber ein bisschen weniger wichtig zu nehmen, damit wir freier werden, sein Leben zu leben.

Die BewegungPlus ist eine evangelische Freikirche, die 1927 im Berner Oberland ihren Anfang nahm. 1933 schlossen sich die durch einen charismatischen Aufbruch entstandenen Hausversammlungen zur «Gemeinde für Urchristentum» zusammen. 2000 gab sich die Bewegung den neuen Namen «BewegungPlus». Gleichzeitig gründeten die Lokalgemeinden der Romandie eine eigenständige Bewegung. Heute umfasst die BewegungPlus 35 Lokalkirchen mit rund 5000 Erwachsenen und Kindern. Eine Bewegungsmission, die Jugendarbeit YouthPlus und nicht zuletzt ein breitflächiges Ausbildungsangebot unterstützen die Lokalgemeinden.

Datum: 27.01.2009
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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