Family Force 5: «Lebe bis ins Äusserste»
Es gibt Gerüchte, dass ihr nicht alle aus den USA seid.
Ja, ich bin in der Sowjetunion geboren und Nadaddy in Helsinki. Xanadu hat keine Geburtsurkunde, aber es kursiert die Mähr, dass er von einem Rudel Wölfen aufgezogen wurde... (lacht)
Wie seid ihr so bekannt geworden?
Ich zitiere mal die Geschichte von einem Bluessänger. Als er gefragt wurde, wie es ist, über Nacht bekannt zu werden, sagte er: „Ja, es ging über Nacht, aber die Nacht war acht Jahre lang." Auch bei uns gab es keinen speziellen Moment, wo wir wussten: Jetzt haben wir's geschafft. Wir haben uns einfach Jahre lang die Seele aus dem Leib gespielt, in Tourbussen übernachtet, die Haare in Waschbecken gewaschen... Wir haben Konzerte gespielt mit nur zwei Leuten im Publikum. Haben Zeit geopfert, Energie und auch Beziehungen. Und wir haben Glück, dass wir jetzt die Früchte auch sehen dürfen.
Erinnerst du dich an einen besonderen Auftritt?
Einmal haben wir in einer Highschool gespielt, und unser Backstage-Bereich war gleichzeitig der Kostümraum der Schultheatergruppe. Als wir uns fertig machten, haben wir rumgealbert, ob Crouton, unser Schlagzeuger, nicht dieses grossartige Bären-Kostüm anziehen könnte. Er probierte es zum Spass aus und sah so toll aus, dass wir uns alle ein Kostüm geschnappt haben. Seitdem sind wir immer als Schaffner, Banditen, Katzen, Mechaniker, Hummeln oder biblische Charakter aufgetreten. Das Coolste war, als wir uns eine Nacht alle als neonpinke, lila, gelbe, grüne und blaue Gorillas verkleideten. Noch heute lachen wir uns schlapp über die Fotos!
Ihr seid Christen, eure Musik klingt aber nicht fromm.
„Christliche Musik" im herkömmlichen Sinn kann man mit einer Diät vergleichen. Wer abnehmen will, vermeidet Kekse, Schokolade und fettiges Zeug. Stattdessen isst man ganz wenig und nur spezielle Light-Produkte, eklig! Nach der Diät futtert man dann erst recht, hat sofort wieder das alte Gewicht auf den Rippen und fühlt sich schlecht. Oder man hat Gewicht verloren, aber dem Körper fehlen Vitamine, Proteine und Kohlenhydrate. Und man hatte eine grauenvolle Zeit, weil man nur fades Zeug gegessen hat und sehnt sich nach „richtigem Essen".
Als die christliche Musikindustrie entstand, war das wie so eine Diät, die „sichere Alternative". Versteht mich nicht falsch, es tut einem Menschen sehr gut, keine Musik zu hören, die einen negativen Einfluss auf einen hat. Aber christliche Musik war oft unoriginell, langweilig und total uninspirierend. Christen sollten aufhören, alles zu verteufeln und sollten sich lieber auf das Gute stürzen. Wie in unserem Diät-Beispiel: Man hat nichts davon, sich von allem, was schmeckt, zu kasteien. Lieber isst man und macht dann eben etwas Workout. Christliche Musik hat sich geändert. Sie ist keine Kopie mehr des Mainstream-Radios, sondern echte, glaubwürdige Musik, die ermutigt und den Hörer herausfordert, das Leben bis ins Äusserste zu erleben: durch die Liebe von Jesus.
Früher dachte man: „Die Kids mögen Nirvana. Lasst uns ne Art christliche Nirvana machen." Heute denkt man: „Die Kids mögen Muse. Lasst uns so kreativ und cool sein wie Muse." Es passiert was in der christlichen Szene und wir sind stolz, dabei sein zu dürfen!
Welchen Tipp gibst du jungen Bands?
Spielt jedes Konzert, als wäre es euer letztes. Behandle jeden, den du triffst mit höchstem Respekt. Sei du selbst. Macht die Fans glücklich. Legt euch sofort eine Seite auf Myspace zu und pflegt sie auch. Denkt daran, dass die Liebe von Jesus viel wichtiger ist, als eure Band jemals werden kann. Und: Schaut euch ein paar Stryper-Videos an und lernt daraus!
Datum: 29.06.2009