40 Tage mit dem Auferstandenen

Jesus

Selten haben Menschen eine derartige Achterbahn der Gefühle durchlebt wie die Jünger von Jesus bei seinem Tod. Sie waren noch geschockt, vor Angst verkrümmt, völlig traumatisiert. Schlag auf Schlag waren Verrat im Park, Verhaftung, Verhöre, Folterung, Verurteilung und Hinrichtung einander gefolgt an diesem Tag vor dem Passafest.

Kurz zuvor waren sie als die stolzen Vertrauten des gefeierten Wanderpredigers aus Galiläa in Jerusalem eingezogen. Ehe sie verstanden, was ihm geschah, hing er am Kreuz. Als Aufrührer, von den Römern mit einem Schild über dem Kopf als "König der Juden" verhöhnt.

Nach dem düstersten Tag…

Und Jesus starb. Keine Stimme vom Himmel, kein Engel, kein Wunder. Jesus starb. Der Himmel wurde dunkel über Jerusalem an dem Tag.

Johannes, wenigstens er, hatte sich noch zur Hinrichtungsstätte getraut. Die anderen verkrochen sich, suchten Zuflucht in einem Haus in der Stadt, wo sie vor dem Zugriff der Tempelwächter sicher zu sein hofften. Eines war klar: Jesus war im Konflikt mit den führenden Familien Jerusalems gescheitert, und sie, seine Anhänger, hatten nichts, gar nichts ausrichten können. Petrus hatte nicht weniger als dreimal geleugnet, ihn überhaupt zu kennen! Was nun? Tief verstört sannen sie nach. Zurück nach Galiläa, wo sie hergekommen waren, zurück ins Fischerboot?

Einige Frauen, die das Wirken von Jesus nach Kräften unterstützt hatten, waren drangeblieben. Nahe beim Kreuz. Als ein vornehmer Jude vom römischen Statthalter die Erlaubnis bekam, die Leiche Jesu in ein neues Grab zu legen, gingen sie mit. Sie wollten den Leichnam nach dem Sabbat-Ruhetag einbalsamieren.

…der helle Ostermorgen

Diesen Frauen wird die Auferstehung von Jesus von den Toten zuerst kundgetan. Nicht den Männern, die er als seine engsten Mitarbeiter schulte. Den Frauen. Sie kommen bei Tagesanbruch zum Felsenhügel, sehen den schweren Stein weggewälzt, das Grab - leer: Er, der vorher da lag, der Gekreuzigte, er ist nicht mehr da. Ein Bote Gottes steht plötzlich vor ihnen: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier. Gott hat ihn vom Tod erweckt!"

Der Engel erinnert sie an die Worte von Jesus. Ja, er hat davon gesprochen, dass er zur Vollendung seiner Mission leiden und sterben müsse, und dass er vom Tod auferstehen werde. Aber wer hat das damals verstehen können, verstehen wollen? Die Frauen sind verwirrt - etwas muss geschehen sein, aber was?

Sie suchen die verängstigten Jünger auf, erzählen, was ihnen passiert ist, und provozieren nur Kopfschütteln. Leeres Geschwätz - Weiberphantasien. Immerhin: Petrus will sich selbst vergewissern, ob an dem Bericht etwas Wahres ist. Er schleicht sich hin - und tatsächlich: Das Grab im Felsen ist leer. Die Leinenbinden liegen noch da, der Leichnam ist fort.

Der Auferstandene mitten unter den Jüngern

Jesus lebt! Er selbst, von Gott auferweckt, von den Toten auferstanden, tritt unter die Jünger. Durch die verschlossene Tür. Was für ein Schock: Plötzlich steht er in ihrer Mitte. Ein Geist - was sonst? Nein, er ist es, Jesus! Sie erkennen ihn an seinen Worten: "Ich bringe euch Frieden."

Allmählich fassen sich die Männer. Vor ihnen steht ihr Meister, der Gleiche - und doch verwandelt. Er zeigt ihnen seine durchbohrten Hände, die zerschlagenen Fussknöchel - aber sie bluten nicht mehr. Derselbe Körper, durch Gottes Kraft zu ewiger Lebendigkeit verwandelt. Aber immer noch Körper: Der Auferstandene lässt sich ein Stück Fisch geben - und isst!

Jesus entschwindet wieder. Er bleibt nicht bei seinen Freunden. Nun kommt es erst mal zu langwierigen Diskussionen. Thomas, einer im gebeutelten Kreis, hat den Besuch von Jesus am Osterabend verpasst. Und er kann ihn sich nicht vorstellen. Wann ist ein Hingerichteter schon unter die Lebenden zurückgekehrt, um Fisch zu essen?

Jesus nimmt sich des Zweiflers an. Der Auferstandene ist sich nicht zu gut dafür. Er erscheint den Jüngern an einem anderen Tag erneut und ermahnt Thomas, die Auferstehung anzuerkennen, zu glauben, dass Gott ihn wirklich aus dem Tod heraus gerissen und ihm ein unzerstörbares, ewiges Leben gegeben hat.

Das Lieblingsthema von Jesus

Es folgen Wochen, über welche die Bibel nur wenige Sätze sagt. Wochen, in denen der Auferstandene seinen Freunden voran geht nach Galiläa, weg von den gefährlichen Gassen Jerusalems, in die Stille ihrer Heimat, wo ihr Weg mit ihm begann. Jesus hört sich ihre Fragen an und antwortet, der Seelsorger heilt die Wunden, welche jene schreckliche Nacht dem Petrus geschlagen hat, als er auf einen Schlag seinen ganzen Mut verlor.

In die Zukunft richtet Jesus schliesslich den Blick seiner Freunde, die er schon Jahre zuvor Apostel (Gesandte) genannt und zur Proklamation der Guten Nachricht von Gottes Eingreifen auf dieser Erde ausgeschickt hat. Er spricht mit ihnen darüber, wie Gott seine Herrschaft weiter aufrichten und schliesslich sein Werk vollenden wird. Sie sollen dabei eine wichtige Rolle spielen! Immer wieder in diesen vierzig Tagen umkreist Jesus sein Lieblingsthema - dass Gott mit seiner Herrschaft unter die Menschen kommt, sie mit sich versöhnt und sie segnet.

Und die Herrschaft über Israel? Jesus ist doch der König der Juden, sie seine vertrauten Mitarbeiter, künftige Minister - wann wird er das Regiment im Land übernehmen? Jesus winkt ab. Das ist jetzt nicht dran im Plan Gottes. Den Zeitpunkt dafür kennt er, der Vater. Minister werden sie nicht, aber sie haben etwas in die Welt hinauszutragen. "Ihr werdet vom Geist Gottes erfüllt werden", sagt Jesus, "und dann könnt ihr als Zeugen von mir zu den Menschen gehen."

Zu Gott erhöht und als Herrscher eingesetzt

Vierzig Tage nach seiner Auferstehung am Ostermorgen fährt Jesus in den Himmel auf. Wolken nehmen ihn den Blicken weg. Die Apostel fassen es noch kaum: Er wird nach seinem irdischen Weg, der im Tod endete und zur Auferstehung führte, erhöht und eingesetzt als himmlischer Herrscher. Ihnen aber ist etwas Anderes aufgegeben: mit der Botschaft von eben diesen Ereignissen zu den Menschen zu gehen und ihnen damit neue Perspektiven zu geben.

In die Welt, die im Argen liegt, ist das Licht des ewigen Lebens eingebrochen. Die Apostel erfüllt die Gewissheit, dass die Welt anders wird: Gott hat Jesus durch die Auferstehung zum Herrn, zum König der Völker gemacht, der den Frieden schafft! Das Leben hat sich Bahn gebrochen - keine Macht, niemand wird es aufhalten.

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Datum: 18.04.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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