Neue Mission im Ruhestand

Ehemaliger EMK-Bischof über seine interimistische Aufgabe in Nigeria

Bischof Patrick Streiff an der Jährlichen Konferenz 2023 an der Lenk.
Nachdem Bischof Yohanna in Nigeria zusammen mit anderen Leitern die United Methodist Church (UMC) verlassen hat, wurde die Leitung interimistisch einem Team übergeben, zu dem auch Patrick Streiff gehört. Hier berichtet er vom schwierigen Prozess.

Bis 2023 war Patrick Streiff unter anderem für die Schweiz als Bischof zuständig. Inzwischen ist er im Ruhestand. Für die schwierige Situation nach der Richtungsentscheidung punkto Sexualethik erhielt er nun einen befristeten Auftrag: Streiff berät das Bischofskollegium in Westafrika bei den aktuellen Konflikten. Im Folgenden gibt Patrick Streiff Einblicke in den Verlauf des Konflikts in der UMC:

Konflikte und Beschwerden

In Nigeria gab es schon länger Konflikte über die Amtsführung von Bischof John Wesley Yohanna. Als er vor rund zehn Jahren gewählt wurde, hat sich eine grössere Gruppe abgespaltet und getrennt von der UMC weiter gearbeitet. Mit dieser Gruppe haben wir keine direkten Kontakte aufgenommen.

2021 kam es zu weiteren Konflikten in der UMC und als Folge davon zu Beschwerden gegen die Amtsführung von Bischof Yohanna. Das zuständige Bischofskollegium von Westafrika hat Kläger und Angeklagte zusammengeführt und mit ihnen im September 2022 eine Vereinbarung zur versöhnlichen Lösung getroffen. Allerdings fehlte leider die weitere Begleitung zur Umsetzung der Vereinbarung. So kam es zu neuen Konflikten und gegenseitigen Anklagen.

Eine neue Vereinbarung

Auf Anfrage des Bischofskollegiums von Westafrika ist unsere Dreiergruppe (Bischöfe Schol, Yemba und Streiff) im März 2024 nach Abidjan gereist, um sich nochmals mit Klägern und Angeklagten zu treffen. In den mehrtägigen Gesprächen konnte eine neue Vereinbarung getroffen werden für eine versöhnliche Lösung, mit genau definierten Umsetzungsschritten, das «Bündnis für den zukünftigen Weg» (🔗Path Forward Covenant). Kläger und Angeklagte haben zugestimmt, ihre Klagen fallen zu lassen und gemeinsam für eine Zukunft der UMC in Nigeria zusammenzuarbeiten.

Bischof Schol aus unserer Beratungsgruppe hat die Leitung der Umsetzung übernommen. Es war geplant, dass Bischof Yohanna auf Ende Jahr in den Ruhestand geht und an der 🔗Zentralkonferenz von Westafrika Anfang Dezember die Nachfolgewahl erfolgt.

Entscheid für einen Wechsel

Beide Seiten haben ihren guten Willen bekräftigt. Im Anschluss an die 🔗Generalkonferenz von Mai 2024 hat sich aber eine grosse Mehrheit der 🔗Kabinettsmitglieder von Bischof Yohanna in den vier Jährlichen Konferenzen (Kirchenparlamente) für einen Wechsel zur Global Methodist Church eingesetzt.

Bischof Yohanna selbst hat immer ausgesprochen, dass er nicht in der UMC verbleiben möchte, wenn die Ehedefinition von der Generalkonferenz geändert und Homosexualität nicht mehr als Sünde betrachtet wird. In Nigeria ist dieses Thema auch politisch brisant und Homosexualität unter Strafe gestellt.

Eigenwillige Entscheidungswege

Im Juli sollten die geplanten ausserordentlichen Jährlichen Konferenzen unter Leitung von Bischof Yohanna und im Beisein von Bischof Schol stattfinden. Die Kabinettsmitglieder wollten dies aktiv verhindern. Die ausserordentlichen Jährlichen Konferenzen konnten nicht wie geplant stattfinden.

Bischof Yohanna und seine Kabinettsmitglieder organisierten daraufhin eigene Konferenzen, in denen sie beschlossen, zur Global Methodist Church (GMC) überzutreten. Bischof Yohanna informierte den Bischofsrat offiziell am 29. Juli über seinen 🔗Übertritt zur GMC.

Die grosse Zahl von Delegierten, die bei der UMC verbleiben wollen, traten je zu einer der vier ausserordentlichen Jährlichen Konferenzen zusammen, wählten einen Vorsitzenden für die Tagung und beschlossen ihre Zustimmung zum Verbleib in der UMC und zum «Bündnis für den zukünftigen Weg».

Ein bischöfliches Leitungsteam

Nach dem Übertritt von Bischof Yohanna sowie der überwiegenden Mehrheit seiner Kabinettsmitglieder zur GMC erteilte der Bischofsrat den Auftrag an ein Team von Bischof Schol (Hauptleitung), Bischof Eben Nhiwatiwa (Bischof von Zimbabwe) und mir, die Amtsführung in Nigeria zu übernehmen bis ein neugewählter Bischof oder eine Bischöfin Anfang Januar 2025 die Amtsgeschäfte aufnehmen kann.

Die Bischöfe Schol und Nhiwatiwa werden sobald als möglich vier ausserordentliche Jährliche Konferenzen mit allen Delegierten, die bei der UMC verbleiben wollen, leiten. Ich selber werde nicht daran teilnehmen, aber bei vielen Zoom-Meetings die Arbeit begleiten.

Wahl neuer Leitungspersonen

Zur Zeit laufen die Vorbereitungen zur 🔗Ernennung von neuen Kabinettsmitgliedern und für die Neuwahlen an den ausserordentlichen Jährlichen Konferenzen. Gemeinsam mit Bischof Schol werde ich dann im Dezember an der Zentralkonferenz von Westafrika teilnehmen, an der Bischofswahlen für die 🔗Elfenbeinküste, Nigeria und 🔗Sierra Leone stattfinden werden. Im vierten Bischofsgebiet, 🔗Liberia, wird Bischof Quire seinen Dienst weiterführen.

Zum Thema:
Tag der Menschenrechte: Schutz der Religionsfreiheit nur noch Lippenbekenntnis?
Christen in Nigeria: Die Hoffnung auf ein besseres Nigeria nicht aufgeben
Blutige Weihnachten: Nigeria: Massaker an 200 Christen löst weltweit Entsetzen aus

Datum: 19.08.2024
Autor: Patrick Streiff
Quelle: EMK Schweiz

Werbung
Livenet Service
Werbung