Plädoyer für die «freche» Familie

Braucht die christliche Familie mehr Spass?

Gläubige Familien fallen nicht unbedingt durch Lockerheit und Fröhlichkeit auf. Hansjörg Forster plädiert für eine frohe, echte und freche christliche Familie. Wir sprachen mit dem Paartherapeuten und Leiter von FamilyLife.
Hansjörg Forster, Theologe, Leiter FEF und Familylife

Livenet: Hansjörg Forster, Sie plädieren für eine frohe, echte und freche christliche Familie. Fehlen diese Attribute denn in vielen christlichen Familien?
Hansjörg Forster: In den meisten. Auch in meiner eigenen! Sicherlich nicht nur in den christlichen Familien. Aber bestimmt haben wir Christen Aufholbedarf, denn «wo Glauben ist, da ist auch Lachen», wie schon Luther forderte. Wir stechen in Bezug auf die Freude und Gelöstheit in Familiendingen gesamtgesellschaftlich noch nicht besonders hervor. Im Gegenteil, manche Eltern leiden unter der Spannung zwischen ihren hohen Idealen und der oft kläglich gelebten Familienrealität.

Familien haben oft echte Probleme wie Krankheit, Geldmangel, Erziehungsprobleme… Lässt sich ihnen mit der Aufforderung helfen, ein fröhliches Familienleben zu pflegen?
Da gerade würde ich ansetzen: Statt eines «Noch Mehr's» soll ein «Weniger ist Mehr» erklingen. Auch wer nach den Prinzipien der Bibel seine Familie gestalten will, ist nicht automatisch entspannt. Stressfaktoren treffen von aussen und innen auf das System Familie. Aber wie wir damit umgehen, ist entscheidend. So ist Fröhlichkeit in der Familie schlussendlich ein Nebenprodukt eines höchst individuellen Weges, den Eltern mit ihren Kindern zusammen gehen. Ich würde daher die Betonung statt auf «froh» schon eher auf «echt» und «frech» legen, denn da sind wir näher bei den Ursachen eines gelingenden Familienlebens: aufrichtige Beziehungen und der Mut, so zu sein, wie es einem entsprichtdas schweisst eine Familie zusammen.

Auch viele Christen leben heute in Patchwork- oder andern besonderen Familienformen. Was haben Sie diesen Familien zu sagen?
Genau das Gleiche. Und vielleicht noch eindringlicher: Solange wir uns an einem vermeintlichen Ideal von Familie messen, werden wir das Eigentliche verpassen. Wir sind wie ein Witz ohne Pointe. Die Pointe ist nämlich, dass Gott mit jeder Familie Geschichte schreiben will.

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Datum: 23.08.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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