Weg von der Besitzstandswahrung, hin zur Mission
Gemeinden und Kirchen haben einen missionarischen Auftrag, den sie allzu oft nicht erkennen oder nicht wahrnehmen. «Doch wir sind eine gesandte Kirche. Denn Jesus sagte zu denen, die ihm nachfolgten: So wie mein Vater mich gesandt hat, so sende ich euch.» Darauf wies der katholische Pfarrer James Mallon auf dem Willow Creek-Leitungskongress «Connected» vom 25. bis 27. August in Leipzig nachdrücklich hin. Kirchen und Gemeinden sollten sich entscheiden, der Evangelisation Vorrang zu geben, weg von der Besitzstandswahrung, hin zur Mission.
Kritische Worte über katholische Gemeinden
James Mallon sprach ehrlich und kritisch über die Situation in vielen katholischen Gemeinden. Er selbst habe in seiner Gemeinde keinen Ort finden können, um seinen Glauben zu leben und geistlich zu wachsen. Nach einem Glaubenserlebnis als Teenager, sei er in seiner Pfarrgemeinde nur auf Unverständnis getroffen: «Als ich es erzählte, merkte ich, dass die keinen Bezug zu dem hatten, was ich ihnen sagte.» Es gebe in seiner Kirche «wunderbare Dokumente über Evangelisation», aber es hapere an der Umsetzung und der Praxis.
«Mach es nicht aus eigener Kraft!»
Doch wer missioniere, solle den Hinweis von Jesus sehr ernst nehmen, den er seinen Jüngern gab: «Bleibt in der Stadt, bis ihr die Kraft des Heiligen Geistes empfangt.» Das sei entscheidend und gehe dem Missionsbefehl voraus, so Mallon. Wer das nicht beachte, laufe Gefahr, aus eigenen, anstatt aus Gottes Möglichkeiten und denen seines Geistes zu evangelisieren.
«Geh noch nicht. Mach es nicht aus eigener Kraft! Komm erstmal wieder zurück und warte, bis du die Kraft des Heiligen Geistes empfängst.» Die Kirche, so Mallon, habe mit Pfingsten begonnen und auch die Erneuerung einer Gemeinde und ihres missionarischen Auftrages beginne mit der Kraft des Heiligen Geistes.
Phobie gegenüber dem Heiligen Geist
Leider treffe er in Gemeinden immer wieder auf eine «Phobie gegenüber dem Heiligen Geist», weil der Geist Gottes dem Wunsch nach Sicherheit, Vorhersagbarkeit und Kontrolle entgegenstehe. Gottes Geist aber «wehe, wo er will». Dieses Bild vom Wind zeige: «Mit dem Heiligen Geist ist nichts sicher.» Entscheidend sei nicht die Theologie oder der Glaube an den Heiligen Geist, sondern die Spiritualität, mit dem Heiligen Geist zu leben.
Mallon wurde bekannt mit seinem Buch «Divine Renovation – Wenn Gott sein Haus saniert». Er selbst sagt dazu, dass das Buch einen Nerv in seiner Kirche getroffen habe. Später gründete er eine Organisation mit dem gleichen Namen, «Divine Renovation». Hier gehe es darum, Menschen zu inspirieren, auszurüsten und zu verbinden, damit Gemeinden zu einer missionarischen Orientierung finden.
«Ich träume von dem Tag», so Mallon, «an dem jede Kirche ein Schild an der Tür hat, auf dem steht: 'Achtung, Gefahr! Du trittst auf eigene Gefahr ein. Denn hier begegnest du Jesus.'»
Unternehmer Knittelfelder: «Herausfordernde Zeiten»
Unter den 14 Sprechern des Kongresses ist auch der Salzburger Unternehmer Patrick Knittelfelder. Er zeigte sich begeistert, dass der Willow Creek-Kongress auch eine Begegnungsplattform für Leitungspersönlichkeiten aus Kirche und Gemeinden sowie aus der Wirtschaft sei. Dies sei angesichts der «herausfordernden Zeiten» besonders wichtig.
Knittelfelder sprach auf dem Kongresss zum Thema «Lehren aus dem Krisenmanagement». Die jüngste Krisenzeit habe mit Corona begonnen, doch seien die Menschen nun mit neun Krisen konfrontiert, «die sich aktuell überschneiden und viele davon sind gekommen, um zu bleiben. Ich glaube, dass die Gesellschaft extrem gefordert sein wird in den nächsten Jahren.»
«Als Kirchen und Unternehmen haben wir Verantwortung»
«Ich glaube, dass wir als Kirche und als Unternehmer wirklich Verantwortung haben, jetzt gezielt grösser zu denken als unsere kleine Gemeinde, grösser zu denken als unser Unternehmen.» Kirchliche Leitungspersonen und Unternehmer sollten sich fragen: «Wie können wir mit diesen Leadership-Kapazitäten, die wir haben, pro-aktiv einen Beitrag leisten, um Gesellschaft zu bilden, zu formen, zu stärken und eine gute Zivilgesellschaft aufzubauen?»
38 Kongresse – 175'000 Teilnehmende
Seit 1996 gibt es Willow Creek Kongresse in Deutschland; an den 38 Kongressen haben rund 175'000 Menschen teilgenommen. Willow Creek Deutschland ist Mitglied der «Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste» in der EKD, versteht sich jedoch als kirchenunabhängige, überkonfessionelle Plattform. Ihren Ursprung hat die Kongressbewegung in der Willow Creek Community Church in South Barrington/Chicago, die zu den grössten Gemeinden der USA gehört.
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Willow Creek Kongress 22
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Datum: 27.08.2022
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet