Spaltung der evangelikalen Bewegung abgewendet
Insgesamt 65 Vertreter aus evangelischen Kirchen, Landeskirchlichen Gemeinschaften und Freikirchen haben am Samstag die evangelikalen Dachverbände zur Klärung strittiger theologischer Positionen aufgerufen. Der Theologe und langjährige ProChrist-Redner Ulrich Parzany hatte zu einem Treffen nach Kassel eingeladen. Mehrere Medien hatten über eine drohende Spaltung der evangelikalen Bewegung berichtet. Dazu kam es nicht.
Klare Haltung bezüglich Homosexualität
Die Vertreter von evangelikalen Organisationen und Gemeinden verabschiedeten jedoch einstimmig ein Kommuniqué, wie «evangelisch.de» berichtet. Darin fordern sie «die zuständigen Gremien des Gnadauer Verbandes und der Deutschen Evangelischen Allianz auf, zu diesen Irritationen klärend Stellung zu beziehen und bitten um gemeinsame Gespräche». Die Evangelikalen verfolgen zum Beispiel beim Thema Homosexualität die Leitlinie: «Wir widersprechen der falschen Lehre, gleichgeschlechtliche Beziehungen entsprächen dem Willen Gottes und dürften von den Kirchen gesegnet werden.» Weiterhin fordern sie eine konkrete Erklärung des alleinigen Weges zum Heil und der Errettung durch Jesus Christus.
«Ruf zur Mitte» nicht durch «Irrlehre» ergänzen
In dem Kommuniqué widersprechen die Evangelikalen, beim Eintreten «für zentrale biblische Wahrheiten» auch «gegensätzliche Verständnisse und Lesarten der Bibel zu akzeptieren». Ein «Ruf zur Mitte» dürfe nicht durch «Irrlehre» ergänzt werden. Zur Weiterführung der Anliegen wurde eine Fortsetzungsgruppe unter der Leitung von Parzany gebildet.
Ein Artikel der Tageszeitung «Die Welt» und ein Interview des «Christlichen Medienmagazins pro» (beide im Dezember veröffentlicht) mit dem Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener, sind Anlass einer Debatte über den Kurs der evangelikalen Bewegung in Deutschland. Diener vertritt die Auffassung, auch praktizierende Homosexuelle könnten in evangelikalen Gemeinden Mitglied und Mitarbeiter sein. Dagegen hat sich Parzany ausgesprochen, weil er darin eine falsche Lehre erkenne. Die Debatte wurde bislang vorwiegend in christlichen Zeitschriften und Internetseiten geführt, seit dieser Woche ist sie auch Thema in den säkularen Medien.
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Datum: 25.01.2016
Quelle: PRO Medienmagazin