Romano Guardini – eine Stimme des Glaubens
«Geborgenheit im Letzten gibt Gelassenheit im Vorletzten» ist einer dieser Aussprüche. Ein Satz, der Leben rettete. Dies bezeugte der Christ und KZ-Überlebende Hermann Scheipers, der immer wieder unterstrich, dass dieses Wort seinen Mithäftlingen und ihm in Dachau dabei half, zu überleben.
Der sanfte Revolutionär
Der gebürtige Italiener wuchs in Mainz auf und studierte Chemie und Volkswirtschaft, bevor er sich entschloss, Priester zu werden. Als Theologe nahm Guardini mit seinem Denken viel vom erst später umgesetzten Zweiten Vatikanischen Konzil vorweg. Bis heute gehört er zu den meistzitierten katholischen Theologen – laut Domradio zitiert Papst Franziskus in seinen Lehrschreiben keinen anderen Theologen häufiger. Dabei war Guardini niemand, der laut und bestimmt auftrat. Der Religionsphilosoph Eugen Biser nannte den unscheinbaren, kleinen Mann einmal einen «sanften Revolutionär religiösen Denkens».
Der politische Denker
Bei allen philosophischen Gedanken war Guardini immer die Verwurzelung im Hier und Jetzt wichtig. Das unterstreichen seine frühen Schriften aus den 1920er-Jahren, in denen die Grenzen des Wachstums und umweltpolitische Fragen bereits eine Rolle spielten. Im Dritten Reich schrieb er sein Hauptwerk: «Der Herr». Darin stellte er klar, dass Jesus nur aus der Verwurzelung im Judentum heraus zu verstehen ist – in der damaligen Zeit waren dies gefährliche Gedanken. Kein Wunder, dass sein Lehrstuhl für christliche Weltanschauung in Berlin wegen Unvereinbarkeit mit der nationalsozialistischen Weltanschauung aufgehoben wurde. Guardini tauchte bei Freunden unter. Seine Schriften wirkten weiter: Die Widerstandsbewegung der «Weissen Rose» wurde massgeblich von ihnen beeinflusst.
Der depressive Christ
Der feine Denker, der mit seinen Aussagen vielen Menschen weiterhelfen konnte, war selbst geplagt von Krankheiten. Immer wieder suchten ihn Depressionen heim. Er versuchte, sie auch von seinem Glauben her zu bewältigen und schrieb unter anderem ein Buch darüber: «Vom Sinn der Schwermut». Seine letzten Lebensjahre verbrachte er krank und relativ allein in München, wo er nach seinem Tod 1968 auch beigesetzt wurde. Was von Romano Guardini bleibt, sind neben den Büchern seine zahlreichen Aphorismen und Gedanken.
Der wortgewaltige Schreiber
Viele Worte von Romano Guardini stehen in Bildbänden oder auf Spruchpostkarten. Wahrscheinlich hätte der Theologe sich darüber gefreut, sind so seine Gedanken doch nah bei denen, die sie brauchen:
«Gott verlangt nicht, dass wir nie schwach werden, sondern dass wir mit gutem Willen stets wieder neu anfangen.»
«Je länger man lebt, desto deutlicher sieht man, dass die einfachen Dinge die wahrhaft grössten sind.»
«Jesu ganzes Dasein ist die Übersetzung der Macht in Demut.»
«Man kann auf die Dauer kein guter Christ sein ohne zu beten – sowenig man leben kann, ohne zu atmen.»
«So wie eine Kerze an der Flamme einer anderen angezündet wird, so entfacht sich Glaube am Glauben.»
«Wir beten nicht, um Gott wissen zu lassen, was wir wollen, denn er kennt unser Herz besser als wir selbst; sondern wer betet, lebt vor ihm, zu ihm hin, von ihm her, gibt Gott, was sein ist, und empfängt, was Er geben will.»
«Das ganze Leben besteht aus Gelegenheiten, Jesus zu begegnen.»
«Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heisst.»
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Datum: 05.10.2018
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Domradio