Elektrisierend göttliche Vibrationen
Wir treffen uns bei der «Schanzenbeiz», unweit vom Arbeitsort Bruno Wiedemers. Er ist Hauswart bei der Heilsarmee im Hauptbüro Bern (heutzutage sagt man ja auch Facility-Manager, aber das Wort will auch nicht so zu Wiedemers Art passen). Er ist ein unkomplizierter Typ, der sich nicht gross um Titel und Theorie schert.
«Liebe auf den ersten Klang»
Seine Spezialität ist die elektronische Musik, die in der christlichen Soundlandschaft doch eher selten ist. Aber wie kam er dazu? «1983 standen sie alle in einer Linie im Musikgeschäft. Jupiter – Roland – Korg etc. Synthesizer um Synthesizer, eingeschaltet und spielbereit. Es war Liebe auf den ersten Klang! Das klangliche Potential, gepaart mit den Vorzügen moderner Sequenzer, war der Auslöser für ein grenzenloses musikalisches Abenteuer.»
Beim aktuellen Projekt von Bruno Wiedemer handelt es sich um Instrumentalmusik, erzeugt mit Synthesizer und Drum-Machines, welche dann live mit zusätzlichen Instrumenten wie Sansula (Lamellophon, den Zupfidiophonen zugehörig), Darbuka (Handtrommel) und dem australischen Didgeridoo ergänzt werden. Das Musik-Projekt ist eine tonale Abbildung einer gewachsenen Beziehung zum Leben, zur Musik und zu Gott. Es sei quasi ein «Old-School-Projekt, welches ebenfalls von der Präsenz fest eingebundener Instrumente lebt», so Wiedemer.
Neuanfang an der Klagemauer
Als Einzelkind in Basel aufgewachsen, flüchtete er sich immer wieder in die Musik. Wie er zum Glauben kam, erklärt der Musiker so: «Zum Glauben komme ich immer wieder neu. Jede Woche und jedes Jahr. Ein Schlüsselerlebnis habe ich im September 2018 an der Klagemauer in Jerusalem gehabt.» Festhalten und beten sei das Motto an der Klagemauer gewesen. Dort habe er Gott nochmals seine Kreativität hingegeben. «Danach öffneten sich Türen!». Seither sei viel Neues entstanden. Er habe auch ein liebe Frau, die vorangehe und ihn immer wieder im Glauben ermutige und inspiriere.
Als Künstler, der es bereits bis ins Umfeld des beliebten «Prix Walo» schaffte, weiss er heute, dass er seine Musik nicht in erster Linie für das Publikum macht. Es gehe darum, innerlich zu prüfen, «was ist und was sein soll», wie er sagt. Sein früherer Weg war gespickt mit Höhen und Tiefen und scheiterte am Ende am hohen Aufwand des Kunstprojektes.
ElektroKlassikJazz-Landschaften
Wiedemers Musik kommt ohne Text aus, jedoch wird sie beim Performen zusätzlich mit Bildern unterlegt; und dies bei jedem Stück.
Die Themen kreisen um Gott und seine Wirkung auf ihn als Mensch und Künstler. So vertont er zum Beispiel seine Gedanken und Gefühle zur Kreuzigung, was dann schnell mal in einem 7-Minuten-Lied enden kann.
Wie ein Bild wirkt seine Musik. Der Betrachter steht davor, und dann nimmt er seine Eindrücke mit: Farben, Eindrücke, Gefühle. Die Biografie Van Goghs inspiriert ihn ebenso wie ein eindrückliches Buch über ein Nahtod-Erlebnis. Dabei reichen seine Musikeinflüsse von der Klassik wie Johann Sebastian Bach oder Haendel bis hin zu jazzig-funkigen Sachen von den Brecker Brothers oder Mezzoforte. Die Elektronik-Pioniere sei er erst gerade am Entdecken, berichtet Bruno Wiedemer.
Künstlerisch-musikalischen und geistlichen Nerv berühren
So sieht er sein Projekt auch als künstlerischen Beitrag zur christlichen Gemeinde, womit er den musikalischen wie auch den geistlichen Nerv berühren will. Auch mit geistlichen Gedanken-Inputs können seine Konzerte angereichert sein, wenn vom Veranstalter gewünscht. Solche erfolgreichen Einsätze hatte er bereits mit einem Freund als Sprecher. Und dabei vermittelt er gerne Hoffnung, Freude und Neues zum Entdecken.
Bruno Wiedemer ist unter dem Künstlernamen «Avem», also Vogel, in Neuland vorgestossen. Man kann gespannt sein, wie die Reise weitergeht. Jedenfalls sind es musikalische Kreationen für Neugierige und Musikinteressierte, welche Kreatives mit viel Elektronischem lieben. Der Vogel hat abgehoben, eine neue Flugbahn hat begonnen.Zur Person
Bruno Wiedemer
Wohnort: Schliern b. Köniz
Familie: Verheiratet und 2 Töchter
Beruf: Hauswart
Alter: 51
Hobby: Synthesizer-Schrauber
Kontakt: brunoavem67@gmail.com
Zum Thema:
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Datum: 18.01.2019
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet