Spiritualität im Gesundheitswesen

«Ein fröhliches Herz ist die beste Medizin»

Wie wirkt der Glaube auf die Gesundheit aus? Krankenhauspatienten hätten Sehnsucht nach Nähe und Berührung. Krankenhäuser hätten jedoch ein Leck, was den seelischen Zustand der Menschen angehe, sagt Cornelia Coenen-Marx.
Cornelia Coenen-Marx: Krankenhäuser haben ein Leck, was die Seele angeht.

Eine Podiumsdiskussion auf der Leipziger Buchmesse befasste sich mit dem Thema «Spiritualität im Gesundheitswesen – Eine vergessene Dimension?» Nach Ansicht der Referentin für Sozial- und Gesellschaftspolitik im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx, haben «unsere hochtechnisch aufgerüsteten Krankenhäuser ein Leck, was den seelischen Zustand der Menschen angeht».

Jesus als Heiland entdecken

Wie Frau Coenen-Marx weiter sagte, sollte auch die Kirche ihre geistlichen Angebote verstärken. Jesus habe Kranken die Hände aufgelegt und sie umarmt: «Er hat sie nicht von Ferne geheilt.»

Sie beobachte besonders unter Krankenhauspatienten eine Sehnsucht nach Nähe und Berührung. Viele Chefärzte liessen auf ihren Stationen deshalb inzwischen auch andere Praktiken zu, an die sie selbst nicht glaubten wie Rituale von Zen- oder Reiki-Meistern.

Begleitung gewährleisten

Die Dimension von Spiritualität in der Kirche liege schon lange brach. Seit rund 150 Jahren gebe es bei der Landeskirche eine Trennung von Kirche und Diakonie, erklärte Coenen-Marx. Solange in diakonischen Einrichtungen ausschliesslich gläubige Menschen gearbeitet hätten, sei dies kein Problem gewesen. Doch das habe sich in den vergangenen Jahren stark geändert. Träger diakonischer Einrichtungen stünden deshalb neu vor der Frage, wie sie die seelsorgerliche Begleitung gewährleisten.

«Heilende Gemeinde»

Viele Kirchengemeinden hätten sich daran gewöhnt, dass sich um die Seelsorge innerhalb der Diakonie andere kümmern und sie sich auf «kulturelle Veranstaltungen» konzentrieren. Laut Coenen-Marx gilt es, das Thema «heilende Gemeinde» neu zu entdecken. Dazu könnten Heilungsgottesdienste dienen, die bislang überwiegend charismatischen Gruppen überlassen würden. Vor allem in Afrika und den USA seien solche Gottesdienste in vielen Gemeinden selbstverständlich.

«Spiritual Care»

Der Arzt und Theologe Fabian Kliesch berichtete, dass Ärzte zunehmend darüber klagten, dass das Thema spirituelle Bildung im Studium keine Rolle spiele. Es sei daher zu begrüssen, dass inzwischen am Klinikum Grosshadern in München eine Professur für «Spiritual Care» (geistliche Begleitung) gebe. Bislang empfänden viele Ärzte Religion und Glaube als etwas Privates, das im Gesundheitswesen nichts zu suchen habe. So hänge es sehr vom behandelnden Oberarzt ab, ob ein Patient seelsorgerliche Begleitung bekomme.

Ein «Lieber Gott» ist gesund

In diesem Zusammenhang verwies Kliesch auf Studien aus den USA, wonach Patienten, die religiös sind, schneller gesund würden. Allerdings hätten andere Studien gezeigt, dass sich Religiosität negativ auf die Gesundheit auswirken könne. Den entscheidenden Unterschied mache das Gottesbild des Patienten aus. Glaube er an einen liebenden, gnädigen Gott, könne das entscheidend zur Genesung beitragen. Der Glaube an einen strafenden Gott sei hingegen eher hinderlich.


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Datum: 20.03.2012
Quelle: idea.de

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