Lisa Rudzki

Durch Zufall Pfarrerin im «Tatort»

Lisa Rudzki bei den Dreharbeiten
Im «Tatort» am Sonntag spielten eine Konfirmation und eine Pfarrerin eine Rolle. Als Schauspielerin tritt die 30-jährige Lisa Rudzki in Aktion, die auch im echten Leben Pfarrerin des Ortes St. Blasien im Schwarzwald ist.

Im Schwarzwald-Tatort am Sonntagabend ermittelten die Hauptkommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg in einem alten Fall, der bereits vor über einem Jahrzehnt unaufgeklärt blieb. In der Folge mit dem Titel «Unten im Tal» geht es um die Teenagerin und junge Mutter Rosa Winterfeld, die damals spurlos verschwand.

Nun wurde in der Nähe des Schwarzwald-Dorfs Rosas Leiche gefunden. Wie damals ermitteln Tobler und Berg gemeinsam und rekonstruieren Rosas letzten Abend und reissen mit ihren Ermittlungen alte Wunden unter den Dorfbewohnern auf. Regisseurin Julia Langhof und Autorin Nicole Armbruster erzählten «eine Geschichte von Verdrängung, unterdrückter Schuld und fehlgeleiteten Interpretationen», wie die ARD mitteilte. Der Film aus der Tatort-Reihe ist weiterhin in der ARD-Mediathek zu sehen.

Werbung für das Image der Kirche

Eine Rolle spielt im Film eine Pfarrerin, die eine Konfirmation vornimmt. Diese Rolle übernimmt Pfarrerin Lisa Rudzki, die seit 2021 selbst Pfarrerin der Evangelischen Christusgemeinde St. Blasien im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg ist. Sie wolle mit ihrem Gastauftritt auch ein wenig für das Image der Kirche werben, sagte sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). «Nicht nur männlich, alt, verstaubt, sondern auch jung und modern.»

Das versuche sie auch im Pfarramt und auf Instagram deutlich zu machen, wo sie als «@schwarzwald_pfarrerin» unterwegs ist. Unter den Hashtags #ekiba und #waspfarrerinnensomachen postet sie Szenen aus ihrem Leben und ihrer Arbeit als Pfarrerin der Evangelischen Kirche.

Richtige Liturgie mit der Regisseurin

«Wichtig war mir zu zeigen, wie Kirche sein kann», sagte die 30-Jährige, die im Schwarzwald-Tatort eine Pfarrerin während einer Konfirmation mimt. «Das war mir wichtig, dass ich ich selbst sein kann», sagt die Geistliche. An die Rolle sei sie zufällig gekommen. Eines Tages habe eine Frau des SWR sie für die Rolle angefragt. Einer anderen Kollegin, die eine passende Kirche für den Dreh suchte und dabei der Pfarrerin begegnet war, war sie offenbar sofort sympathisch.

Auch eine kleine Dokumentation über die junge Tatort-Pfarrerin wurde produziert. Die Fernsehsender Baden TV und das Evangelische Kirchenmagazin «Himmel über Baden» des Lokalsenders RNF strahlten die Reportage «Tatort-Krimi – eine Pfarrerin spielt sich selbst» am 28. Januar aus. Auch auf Bibel TV lief die Doku vor kurzem, und auf YouTube ist sie zu nun sehen.

Darin sagt die Pfarrerin, sie habe die Anfrage zunächst abgelehnt, da sie normalerweise am geplanten Drehtag Religion an der Schule unterrichten müsse. Doch sie wurde extra für den Filmdreh freigestellt. «Mein Mann hat gesagt: Bist du wahnsinnig, ein solches Angebot abzulehnen?», sagte Rudzki gegenüber dpa. «Weisst du, wie viele Menschen den ‘Tatort’ sehen?» Auf die Frage, ob sie weitere Rollen annehmen würde, antwortete die Pastorin nur: «Ich würde es nicht komplett ausschliessen.»

30 Aufnahmen in der kalten Kirche

Schon anderthalb Wochen später – im November – folgte der Drehtag, rund zwölf Stunden lang. Die Szene mit der Konfirmation sei schätzungsweise 30 Mal aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen worden, berichtet die Pfarrerin, die auch auf ihrem Instagram-Kanal Fotos vom Filmset teilte. Zudem sei es kalt gewesen, da die Kirche schlecht beheizt werde. Die 1678 erbaute ehemalige Pfarrkirche Sankt Martin, die als Drehort diente, war Ende der 70er Jahre zur evangelischen Erlöserkirche geworden und wurde 2015 entweiht; nun soll das Gebäude ein Museum werden.

Sie habe genau so zum Dreh kommen müssen, wie sie normalerweise den Gottesdienst abhält, berichtet die Pfarrerin. Ausserdem habe sie der Regisseurin bei der richtigen Durchführung der christlichen Liturgie helfen müssen. «Was wir heute drehen, sollte eigentlich relativ realistisch sein», sagt Rudzki und fügt lachend hinzu: «Das mit den Atependien (Vorhänge aus Stoff am Altar, Anm. d. R.) ist nicht ganz so richtig. Aber das sind ja nur Kleinigkeiten.»

Christliche Prägung der Hauptdarsteller

Die Darstellerin der Kommissarin Tobler, Eva Löbau, sagt in der Dokumentation über ihren eigenen Glauben: «Ich bin sehr katholisch aufgewachsen, meine Mutter war Religionslehrerin. Ich selbst bin mit 18 aus der Kirche ausgetreten. Bis dahin war ich sehr aktives Mitglied der Kirche, ich war Ministrantin. Allerdings eher aus einer Art sportlichem Antrieb – das frühe Aufstehen und schwere Kreuzetragen, das hat mich immer fasziniert.»

Hans-Jochen Wagner (Kommissar Berg) sagte: «Ich komme aus Schwaben und bin protestantisch erzogen worden. Sowohl mein Vater als auch meine Mutter sind beide Protestanten, und ich bin konfirmiert worden und so weiter. Aber mit Mitte 20 bin ich aus der Kirche ausgetreten, später bin ich wieder eingetreten, weil ich Patenonkel werden wollte. Jetzt bin ich gerade wieder ausgetreten. Aber es ist eine starke Prägung, die ich nicht als negativ empfinde.» Seit er Vater geworden ist, beschäftige er sich wieder mehr mit der Bibel und der Kirche.

Zum Originalartikel auf PRO

Datum: 16.02.2023
Autor: Jörn Schumacher
Quelle: PRO Medienmagazin

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