Mario Brühlmann: «Es geht nicht um Geld, sondern um Lebensqualität»
Die beiden Gäste des jüngsten Talks teilen sich nicht nur ihren Vornamen Mario. Beide engagieren sich leidenschaftlich dafür, dass Leute in armen Ländern sinnvolle Arbeit finden können. Im Talk geben sie Einblick in ihre Arbeit und ihre Art andere Menschen zu unterstützen und für den Glauben an Jesus zu begeistern. Mario Mosimann, Projektleiter von AVC, leitete zuvor 13 Jahre das Hotel Paladina im Tessin. Gegenüber Livenet berichtete er bereits vor einigen Tagen, wie er sich in der Corona-Krise Gott zur Verfügung stellt und immer wieder neue Lösungen findet.
Der zweite Talk-Gast ist Mario Brühlmann, ein international tätiger Unternehmensberater und Präsident der christlichen Ostmission. Zudem ist er Autor des Buches «Die 10 Gebote für Unternehmer», welches seit seiner Ersterscheinung im Jahr 2012 in vielen Sprachen übersetzt wurde, zum Beispiel auf Vietnamesisch. Doch an Aktualität habe es nicht verloren, so Brühlmann: «Ich sehe, dass es diese Prinzipien heute genau gleich braucht.»
Grenzen überwinden
Aus seinen Erfahrungen als Bergsteiger konnte Mario Brühlmann viel für seine Businesstätigkeit mitnehmen. «Hier habe ich gelernt, Grenzen zu überwinden, Schönheit zu geniessen sowie Verantwortung und Ehrfurcht zu entwickeln.» Er sei nicht ein ausgesprochen mutiger Mensch, eher ein vorsichtiger, sagt er von sich selbst. «Aber auch mit begrenztem Mut bin ich bis auf den Mont Blanc gekommen.»
Das sind die Themen, die ihn als Berater auch beschäftigen. Denn der Start eines neuen Unternehmens brauche effektiv ein bisschen Mut. «Als Führungskräfte müssen wir an gewisse Grenzen gehen und kreativ sein.» Brühlmann weiss aus seiner Erfahrung: «Das Risiko, etwas Neues anzufangen, das man noch nicht kennt, gehen sehr wenige ein.» In den Ländern, in denen er tätig ist, fehle oft die Inspiration von aussen. «Ein neues Unternehmen soll nicht einfach den Nachbarn kopieren, sondern mit Kreativität und Mut etwas Neues versuchen.»
Geld als «Nebeneffekt»
Einigen fehle lediglich diese Inspiration. Doch die Armutsbekämpfung in unterschiedlichen Ländern betreffe verschiedene Ebenen. «Andere brauchen Finanzen, um eine neue Maschine zu kaufen.» Mit dem Bild eines Hauses zeigt er die verschiedenen Ebenen bzw. Stockwerke auf. Dabei stehe das Haus sogleich für das Ziel seines Engagements: «Was wir machen wollen, ist Geborgenheit geben.» Es drehe sich nicht darum, Unternehmer reich zu machen, sondern ganze Familien und Dörfer. «Es geht auch nicht um das Geld an sich, sondern um Lebensqualität», so Brühlmann. Das Ziel eines Unternehmens müsse sein, Geld zu verdienen, aber Geld sei immer ein positiver Nebeneffekt und nicht das Hauptziel.
Probleme lösen lassen
Gleichzeitig setzt Mario Brühlmann auf das Prinzip «Hilfe zur Selbsthilfe». «Wir möchten nicht die Menschen zu Bettlern erziehen. Wenn wir ihre Probleme lösen, dann machen wir sie erst recht zu Bettlern.» Vielmehr möchte er den Leuten beibringen, wie sie selber Problem lösen können. «Das gibt den Menschen ihre Würde», sagt der Präsident der christlichen Ostmission. «Ich liebe Business, aber das ist nur ein Teil.» Es gebe zum Beispiel auch soziale, religiöse Systeme, die ebenfalls einbezogen werden müssen. Deshalb könne man nicht überall die gleichen Instrumente gebrauchen.
Geschwindigkeit als Schlüsselfaktor
Das System des Hauses lässt sich auch auf die Schweiz übertragen, wenn es beispielsweise um Risikomanagement geht. Schweizer Unternehmen seien historisch gesehen der Mentalität gefolgt: langsam ein Schritt nach dem anderen. «Das ist gefährlich, denn wir können nicht unsere Prinzipien in Asien multiplizieren.» Heute müssen neue Unternehmen viele Schritte überspringen. Den meisten Schweizer Firmen sei noch nicht bewusst, dass Geschwindigkeit ein Schlüsselfaktor darstelle. Die zentrale Frage laute: Wie können wir mit mehr Geschwindigkeit Wettbewerbsvorteile erreichen?
«Businesssprache öffnet Türen»
Der Verantwortung seiner Tätigkeit ist sich der Berater bewusst. «Ich weiss, was es heisst, bankrott zu gehen», sagt Brühlmann, der aus einer Unternehmerfamilie kommt. «Wenn ich Leuten aus anderen Ländern helfe, Business zu machen, muss ich sie inspirieren, ermutigen und befähigen, so dass sie das Unternehmen mit einem reduzierten Risiko starten können.» Indem er Leute ausbilde, erhalte er einen besonderen Zugang zu den Menschen: «Die Businesssprache öffnet uns Türen an ganz vielen Orten.» Brühlmann gehe nicht hin, um gross zu predigen. Doch: «Alle Leute wissen, ich bin Christ.» Sie sollen ihn beobachten und «glustig» werden. Und sie sollen Fragen stellen: Warum macht er das? Was steckt dahinter? «Das ist unsere Art, das Evangelium in unsere Arbeit reinzubringen.»
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Datum: 30.01.2021
Autor: Annina Morel
Quelle: Livenet