Ägypter darf christliche Religion offiziell eintragen
Mehr als zehn Jahre lang hat Elias (Name geändert) in Ägypten dafür gekämpft, dass sein christlicher Glaube in seine Ausweispapiere eingetragen wird. Er ist kein Konvertit, sondern ein koptischer Christ, dessen Religionszugehörigkeit in einem offiziellen Dokument durch einen bürokratischen Fehler falsch angegeben wurde. Dort wurde er fälschlicherweise als Muslim registriert.
Diese scheinbar kleine Ungenauigkeit hatte weitreichende Auswirkungen auf sein tägliches Leben und das seiner Familie. Aufgrund des Fehlers konnte Elias nicht an christlichen Aktivitäten teilnehmen und seine Kinder durften keine christlichen Schulen besuchen. Dies bedeutete nicht nur eine Einschränkung ihrer religiösen Erziehung, sondern auch eine deutliche Diskriminierung im Alltag. Trotz zahlreicher Versuche, diesen Fehler in seinen Ausweispapieren zu korrigieren, wurden seine Anträge jahrelang ignoriert.
Ein bedeutender Sieg für die Religionsfreiheit
Dank der Unterstützung der internationalen Anwaltsorganisation «ADF International» konnte Elias seinen jahrelangen Kampf nun gewinnen. Es bedurfte der Anwälte, die einen Regierungsbeschluss erwirkten, der schliesslich die Korrektur seiner Dokumente ermöglichte.
Diese Änderung markiert einen wichtigen Sieg für die Religionsfreiheit in Ägypten und setzt ein wichtiges Zeichen für ähnliche Fälle. «ADF International»-Mitarbeiterin Kelsey Zorzi sagt, dass der Fall von Elias nur einer von vielen sei. Viele andere Christen in Ägypten werden immer noch diskriminiert und schikaniert, wenn sie versuchen, ihre Religionszugehörigkeit in offiziellen Dokumenten zu ändern.
Ausweis als Einbahnstrasse
«Trotz jahrelanger juristischer Herausforderungen und Versuche, das Gesetz an internationale Standards der Religionsfreiheit anzupassen, ist die Situation weitgehend unverändert», bilanziert Zorzi.
Wenn jemand vom Islam zum Christentum konvertiert, ist der neue Eintrag im Personalausweis auf Jahre hinaus kaum möglich. Konvertiert ein Christ hingegen zum Islam, werden die neuen Ausweise innerhalb weniger Tage ausgestellt.
Ein prominentes Beispiel war Mohammed Hegazy, der rund 3300 Tage lang vor Gericht dafür eingesetzt hatte, dass auf seiner Identitätskarte die Konfession von «muslimisch» zu «christlich» angepasst wird – unter letztlich drei Präsidenten. Von Richtern beleidigt, musste er längere Zeit untertauchen, später schmachtete er zweieinhalb Jahre in Haft. Als er zum Islam zurückkehrte, wurde er freigelassen…
Einschränkungen für Christen
Während die ägyptische Regierung positive Worte für die christliche Gemeinschaft im Land findet, bleibt es oft bei Lippenbekenntnissen. Die unzureichende Durchsetzung von Gesetzen und die mangelnde Bereitschaft lokaler Behörden, Christen zu schützen, machen sie anfällig für Übergriffe und Diskriminierung.
Kirchen und christliche NGOs stossen auf zahlreiche Hindernisse, wenn sie neue Kirchen bauen oder soziale Dienste anbieten wollen.
Neben dem Fall von Elias setzt sich «ADF International» auch für andere Christen ein, die in Ägypten wegen ihres Glaubens inhaftiert sind. Nour Girgis und Abdulbaqi Saeed Abdo, beide seit 2021 in Untersuchungshaft, wurden wegen ihrer Verbindung zu einer Facebook-Seite verhaftet, die Konvertiten vom Islam zum Christentum unterstützt. Die ägyptischen Behörden haben die Verhaftungen auf umstrittene Weise mit Terrorismusvorwürfen in Verbindung gebracht. «ADF International» fordert ihre sofortige Freilassung und verfolgt internationale Rechtsmittel, um Gerechtigkeit für sie zu erlangen.
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Datum: 28.08.2024
Autor:
Anugrah Kumar / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Post / ergänzte Übersetzung: Livenet