Boxer bestätigt Bestform
Vor wenigen Wochen fand die Leichtathletik-EM statt, da kommen auch Unsportlichkeiten vor. Etwa hatte der Italiener Riva im Halbmarathon beim Überholen des Konkurrenten eine «Ciao»-Geste gemacht. Er wurde dafür verwarnt.
Oleksandr Ussyk ist einer, der für Gerechtigkeits-Sinn und Coolness bekannt ist; auch wenn’s im Kampf hitzig zu und hergeht. Nicht selten sind Gegenüberstellungen zu sehen, wo ihn sein Gegner mit haufenweise Provokationen eindeckt.
Ganz menschlich meinte der frischgebackene World-Champion, er wolle jetzt nicht über das Boxen sprechen, er wolle sich jetzt mal erholen; dies auf die Frage, wie’s denn anschliessend mit seinen Zukunftsplänen und nächsten Kämpfen aussehe.
Wahrhaftes Schwergewicht
In der Königsklasse wurde der Kampf in Riad als «Ring Of Fire» gehandelt, eine Anspielung auf Johnny Cashs Lied. Die Promi-Etage war gut bestückt, da sassen der ukrainische Ex-Weltmeister Wladimir Klitschko, der Mitkonkurrent Anthony Joshua und die in Saudi-Arabien angestellten Fußball-Superstars Cristiano Ronaldo und Neymar. Und Ussyk siegte.
Der 37-Jährige steht seit Mitte Mai 2024 auf selber Höhe wie Muhammad Ali, Mike Tyson oder Max Schmeling, die sich ebenfalls «Unumstrittener Schwergewichts-Champion» hatten nennen dürfen. Für den Gegner Fury war es die erste Niederlage im 36. Profikampf und ein Rückschlag in seiner starken Karriere.
Zum ersten Mal nach Lennox Lewis vor 25 Jahren hält der Ukrainer alle bedeutenden Weltmeistertitel der schweren Gewichtsklasse der Männer.
Sieg für ihn selber, die Familie und die Ukraine
Namentlich führte Ussyk alle Kinder auf und meinte: «…ihr seid meine Kraft» und zu seiner Frau «Du bist mein Engel, ich liebe dich!» Neun Monate habe er hart gearbeitet und verzichtete aufs Zusammensein mit seinen Liebsten. Mit zerschlagenem Gesicht sprach er in die Kamera des Senders Sky: «Ich fühl mich gut, ich bin sehr glücklich», bedankte sich bei den Menschen, die für ihn beteten, das seien viele gewesen, und bei Gott, der ihm stark geholfen habe. Er sei ihm sehr wichtig.
«Es war so eine grosse Möglichkeit für mich, für meine Familie und mein Land. Ruhm der Ukraine», ergänzte er. So widmete er seinen Sieg den ukrainischen Soldaten, die an der Front sein Land verteidigen. Und seinem 2012 verstorbenen Vater: «Ich glaube, mein Vater schaut auf mich herab und ist sehr glücklich. Papa, ich liebe dich», sagte Ussyk Junior nach dem Punktesieg und zu Tränen gerührt. Er habe ihm damals gesagt: «Du kannst es» und heute bestätigte der Sohn: «Ja, ich kann es!»
Lieber nach Punkten als K.O.-Sieg
Der Boxmeister wählt seine Worte stets sehr bewusst und ist auch im Kampf nicht Freund vom Gröbsten, den Gegner mit einem K.O. niederzuschmettern. Er bevorzugt einen Punkte-Sieg. Diesmal wurde es knapp.
Ussyk selber war zu Beginn des Russland-Krieges an der Front im Einsatz. Für die Entthronung Joshuas wurde ihm das Dispens vom Militärdienst gewährt, wozu er sich damals mit dem Sieg bedankte. Nun war der Gegner Fury, der meinte, dass er dem Sieg nicht nachtrauern werde. Er zollte dem Bezwinger seinen Respekt, indem er den Ukrainer einen «guten Mann» nannte.
David gegen Goliath, den Ungeschlagenen
Der Ukrainer mit Spitznamen «die Katze» setzte auf seine Geschwindigkeitsvorteile – gegen den 15 Zentimeter grösseren Fury. Erst in der achten Runde bekam Ussyk die Oberhand, punktete mit Treffsicherheit und sorgte für eine blutige Nase. In der neunten Runde wurde es noch klarer, er brachte Fury beinahe zu Boden.
Zu seinen Lebens-Prioritäten stellte Oleksandr Ussyk schon im Triumph gegen Joshua klar: «Das Einzige, was ich mit diesem Kampf tun wollte, ist, Jesus Christus Ehre zu geben.» Und seine Familie macht er nebenbei auch noch stolz.
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Datum: 01.07.2024
Autor:
Roland Streit
Quelle:
Livenet