Verfolgung in Nordkorea erfordert neue Strategie
Das «Database Center for North Korean Human Rights» (NKDB) präsentierte kürzlich in Seoul seinen Jahresbericht zur Religionsfreiheit in Nordkorea sowie eine öffentliche Umfrage zu Menschenrechten in Nordkorea.
Pastor Stephen Kim von der «Jericho Mission», die sich seit über 30 Jahren für die Aufklärung über Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea und die Rettung von Flüchtlingen einsetzt, berichtete über die aktuelle Situation und die zukünftige Ausrichtung der Missionen in Nordkorea.
Religiöse Aktivitäten verboten
Laut der Umfrage gaben 96,6 Prozent der Befragten an, dass religiöse Aktivitäten in Nordkorea «nicht erlaubt» seien. Auf die Frage, ob sie heimlich an religiösen Aktivitäten teilgenommen hätten, antworteten 98,8 Prozent mit «nein». Nur 4,7 Prozent gaben an, heimliche religiöse Aktivitäten anderer beobachtet zu haben. Dazu gehören neben christlichen Untergrundkirchen auch Glaubensrichtungen wie der Schamanismus.
Unter den verschiedenen Formen religiöser Verfolgung stehen «religiöse Aktivitäten» mit 64,1 Prozent an erster Stelle, gefolgt vom Besitz religiöser Gegenstände (17,9 Prozent).
Die religiöse Verfolgung hat seit den 2000er Jahren stark zugenommen, insbesondere nach der schweren Hungersnot von 1995 bis 2000, in der Nordkorea einen Systemzusammenbruch erlebte.
Etwa 40’000 nordkoreanische Flüchtlinge in China
Die Forscherin Soo-young Yang betonte, dass trotz weitgehend unveränderter Ergebnisse die fortgesetzte Existenz geheimer religiöser Aktivitäten weitere Untersuchungen erfordere. Internationale Druckmittel sollten genutzt werden, um die Menschenrechtssituation zu verbessern und den Zustrom religiöser Materialien nach Nordkorea zu sichern.
Pastor Kim wies darauf hin, dass sich die Situation der nordkoreanischen Flüchtlinge in China seit Covid-19 drastisch verschlechtert habe und betonte die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels in den Missionsstrategien. «Vor und nach Corona hat sich die Kontrolle Nordkoreas grundlegend verändert. Während der Pandemie hat das Regime die totale Kontrolle erreicht.»
Kim schätzt die Zahl der nordkoreanischen Flüchtlinge in China auf rund 40’000. Er erklärte, dass Chinas Flüchtlingspolitik strenger geworden sei. Früher seien Nordkoreaner wegen der Armut auf dem Land oft als Ehepartner akzeptiert worden. Mit dem Schulbesuch der Kinder seien jedoch soziale Probleme entstanden.
Menschenrechte und Missionsstrategien neu bewerten
Yeo-sang Yoon, Direktor des nordkoreanischen Menschenrechtsarchivs, betonte die Dringlichkeit realistischer Schritte zur Verbesserung der Menschenrechtslage in Nordkorea, insbesondere aus kirchlicher Perspektive. «Die koreanische Kirche plant oft, wo zuerst Missionen durchgeführt und wie viele Kirchen gegründet werden sollen. Aber diese Diskussionen sind realitätsfern. Gerade jetzt werden Menschen wegen religiöser Verfolgung gefoltert, in Konzentrationslager gesteckt oder öffentlich hingerichtet. Es geht nicht um zukünftige Missionen, sondern darum, die aktuelle Situation wahrzunehmen und sofort zu handeln.»
Pastor Kim warnte davor, dass die Vermischung von Wohlstandstheologie und Einheitsideologie zu einer Überschätzung der Missionsarbeit geführt habe: «Es gibt nur eine sehr kleine Zahl von Christen in Nordkorea. Die theologischen Grundlagen und Aktionspläne für die Mission müssen überdacht und die Ressourcen auf die Flüchtlinge in China konzentriert werden.»
Auf Arbeiter im Ausland zugehen
Kim betonte, wie wichtig es sei, sich aktiv mit den nordkoreanischen Arbeitnehmern auseinanderzusetzen. «Wir müssen Berührungspunkte mit Arbeitern in China schaffen und mit Institutionen und Unternehmen zusammenarbeiten, um ihr Leben zu verändern.»
Der Forscher Yang schlug vor, Dialogkanäle mit Nordkorea aufrechtzuerhalten und dabei neutrale Länder wie die Schweiz und Schweden einzubeziehen. «Missionare sitzen seit Jahren in nordkoreanischen Gefängnissen und wir wissen nicht einmal, ob sie noch am Leben sind. Internationale Zusammenarbeit ist notwendig, um ihre sichere Rückkehr nach Südkorea zu gewährleisten.»
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Datum: 09.02.2025
Autor:
Christian Daily Korea / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Daily International / gekürzte Übersetzung: Livenet