Für das Leben entschieden

«Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartete»

In der 20. Schwangerschaftswoche stellen die Ärzte ein schweres Syndrom bei Lisa Smileys Sohn fest. Ihr Rat: Abtreibung. Doch für Ehepaar Smiley kommt das nicht in Frage. Zeke kommt zur Welt und entwickelt sich gut. Wenige Jahre später erleidet er einen Herzstillstand, ist gelähmt und redet nicht mehr. Der ärztliche Rat: Sterbehilfe. Lisa Smiley berichtet über ihre Krisen - und warum sie sich niemals anders entscheiden würde.
Lisa Smiley mit Sohn Zeke
Zeke Smiley, 6 Jahre alt lernt mit Pfeil und Bogen zu schiesen

Ich war 23, als ich mit unserem ältesten Sohn schwanger wurde; mein Mann und ich waren überglücklich. Doch bei der Ultraschalluntersuchung in der 20. Schwangerschaftswoche wurde ein lebensbedrohlicher Herzfehler festgestellt. Die Spezialisten erklärten, dass unser kleiner Junge am Hypoplastischen Linksherz-Syndrom litt. Sein Herz war nur zur Hälfte entwickelt und er hatte vermutlich noch weitere Defekte. Man warnte uns, dass dies normalerweise Grund für eine Abtreibung sei – wir waren fassungslos.

«Wollt ihr euch so eine Last aufladen?»

Während ich weinend im Zimmer blieb, zogen die Spezialisten meinen Mann in einen anderen Raum. Wir hatten ihnen bereits gesagt, dass eine Abtreibung für uns nicht in Frage kam, egal, wie schlimm der Zustand unseres Kindes war. Doch die Ärzte sprachen weiter auf meinen Mann ein – unser ganzes Leben läge vor uns, wir müssten uns nicht so eine Last aufladen und uns ein Leben voller Schmerz und Leid bescheren.

Ja, wir hatten keine Ahnung, was auf uns wartete. Wir waren überhaupt nicht auf die Herausforderungen vorbereitet. Aber schon lange davor hatten wir entschieden, dass Abtreibung falsch ist – und jetzt wurde unsere Überzeugung auf die Probe gestellt.

Zeke kämpft – und überlebt

Im Alter von einer Woche wurde unser Sohn Ezekiel – wir nennen ihn Zeke – zum ersten Mal am offenen Herzen operiert. Bei der zweiten OP war er ein Jahr, bei der dritten fünf Jahre alt. Weitere Operationen folgten. Das gesamte erste Lebensjahr war er 24 Stunden am Tag an eine Sauerstoffzufuhr angeschlossen. Sein Leben hing an einem seidenen Faden. Wir blieben zu Hause, mieden öffentliche Plätze, denn jede Infektion wäre für ihn tödlich gewesen. Die medizinischen Überlebenschancen waren sehr gering, aber durch Gottes Gnade überstand Zeke alle OPs und Komplikationen.

Die Ärzte hatten uns davor gewarnt, dass seine Entwicklung äusserst langsam sein würde. Aber Zeke war ein lebendiger Junge und sehr intelligent. Er machte Witze und spielte mit seinem Vater. Nach der letzten OP am offenen Herzen dachten wir, dass sich seine Gesundheit stabilisiert hätte.

Eine neue Prüfung: Sterbehilfe?

Doch dann, am 27. März 2014, geschah das Undenkbare: Zeke hatte vor den Augen meines Mannes einen Herzstillstand. James versuchte, ihn wiederzubeleben, während er auf den Notarzt wartete, und konnte das Herz wieder zum Schlagen bringen. Doch durch den Stillstand war es bereits im Hirn zu grösseren Schäden gekommen und Zeke war komplett gelähmt und stumm. 

Wieder einmal wurden unsere Überzeugungen auf die Probe gestellt. Die Ärzte legten uns nahe, unserem Sohn Sterbehilfe zu bieten. Doch wir entschieden uns, Zeke mit nach Hause zu nehmen und uns um ihn zu kümmern.

Wir hatten sein ganzes Leben lang für Zeke gekämpft und nun geschah dies mit unserem lieben Jungen – das brach uns wieder das Herz. Doch durch die intensive tägliche Therapie während der vergangenen eineinhalb Jahre und durch viel Gebet und Ermutigung geht es Zeke wie durch ein Wunder wieder besser. Er lernt erneut zu essen, zu laufen und zu sprechen.

Ich erinnere mich an die Möglichkeit, Zeke in der 20. Schwangerschaftswoche abzutreiben. Viele fragen sich jetzt vielleicht, ob ich mich heute anders entscheiden würde? Ihn aufzuziehen war zweifellos hart, herzzerreissend und hat uns unglaublich gefordert. Aber Zeke in unserer Familie zu haben, hat unser Leben mit Freude und Glück gefüllt.

«Zeke gehört nicht mir!»

Meine Erfahrung mit Zeke hat mich zu einem noch grösseren Befürworter des Lebens und Gegner von Abtreibung gemacht. Diese wunderbaren Kinder haben Gesichter, Namen, Wünsche, Emotionen. Jedes Kind hat eine Seele, eine einzigartige Persönlichkeit, einen Sinn und einen Zweck. Sie sind unsere Kinder, unser Fleisch und Blut, egal ob gesund oder nicht.

Selbst wenn ich zum Schluss kommen würde, dass sich das alles nicht gelohnt hat, würde ich niemals sagen, dass ich ein Recht habe, seinem Leben ein Ende zu setzen. Er gehört mir nicht, so wie mein Arm oder mein Herz mir gehören. Vom Augenblick seiner Empfängnis an war Zeke eine eigenständige Person, einzigartig erschaffen mit seinen eigenen Rechten. Und uns als seinen Eltern wurde allein die Verantwortung übergeben, für ihn zu sorgen und ihn aufzuziehen.

Die Pro-Life-Befürworterin Gianna Jessen sagte kürzlich treffend: «Die weisesten Dinge lernen wir oft von den Schwächsten unter uns – etwas, das unserem Land heute fehlt!» Es geht nicht um mich, es geht um das Leben meines Kindes. Das Mindeste, was ich als Mutter tun kann, ist ihm die Chance eines Lebens zu geben, das jeder haben sollte – egal, wie lang, wie schwer, wie freudig, wie erfüllend oder glücklich es ist.

Zum Bericht:
Bound4Life

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Datum: 24.09.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Bound4life.com

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