E-Parteien beurteilen Ausstiegsfrage kontrovers
Mit einer ersten
Motion will Marianne Streiff das AKW Mühleberg bei nächster Gelegenheit vom
Netz nehmen und stilllegen, beispielsweise anlässlich der Jahresrevision im
Sommer. Seine Sicherheit habe in den letzten Jahren immer wieder zu
Diskussionen Anlass gegeben. Nun dürfe man nicht länger mit dem nuklearen Feuer
spielen und müsse den Krisenmeiler stilllegen.
Etwas mehr Zeit räumt
Marianne Streiff den Kernkraftwerken in Beznau ein, weil deren Sicherheitslage
etwas besser ist. Hier soll der Bundesrat innert dreier Jahre nach Annahme
dieser zweiten Motion die Stilllegung anordnen. Beznau I ist das drittälteste
Kernkraftwerk der Welt, das noch in Betrieb ist, und wäre dann rund 45 Jahre in
Betrieb
Nach 40 Jahren soll der Bundesrat entscheiden
Geht es nach Maja Ingold, muss künftig der Bundesrat für jedes über 40-jährige AKW alljährlich entscheiden, ob es nochmals ein weiteres Jahr am Netz bleiben darf. Heute werden die Schweizer Kernkraftwerke betrieben, bis ihnen das ENSI (Nuklearsicherheitsinspektorat) zusammen mit dem Departement die Betriebsbewilligung entzieht.
Aufsicht über die Kernkraftwerke stärken
Ebenfalls der
Aufsicht nimmt sich Maja Ingold mit einer Interpellation an. Sie will das ENSI
mit ausländischen Fachleuten verstärken, die nicht mit der Schweizer
Nuklearbranche verbandelt sind. Denkbar wäre ein Peer-Review-Prozess, wie wir
ihn von der OECD bei Amtshilfe- und Steuerfragen kennen, wo die Fachleute eines
Landes die Kernkraftwerke eines anderen Landes beurteilen und umgekehrt.
Schliesslich wollte
Marianne Streiff mit einem fünften Vorstoss die Resultate der
Sicherheitsüberprüfung in Erfahrung bringen, die von Umweltministerin Doris
Leuthard in Auftrag gegeben worden ist. Insbesondere müsse der Bundesrat zu den
Rissen im Kernmantel und dem Reaktordruckgefäss des AKW Mühleberg Stellung
nehmen.
Anti AKW-Hysterie stoppen
Für die
Eidgenössisch-Demokratische Union EDU sei es zwar selbstverständlich, dass
Erkenntnisse aus dem tragischen japanischen AKW-Unfall auch für die
schweizerische Kernenergiepolitik berücksichtigt werden müssen. Sie fordert
jedoch in einer Pressemitteilung «von allen Beteiligten und insbesondere von
der Energiewirtschaft, von Bundesrat und Parlament, eine sachbezogene,
verantwortungsbewusste, dem Gesamtinteresse von Versorgungssicherheit und
Schutz von Bevölkerung und Umwelt dienende Überprüfung der zukünftigen
Kernenergiepolitik der Schweiz.»
Als unverantwortlich bezeichnet die EDU «die gegenwärtig von Medien und
Politikern geschürte blinde Kernenergie-Ausstiegshysterie, ohne realisierbare,
langfristig bedarfsgerechte Ersatzalternativen vorzulegen.» Es dürfe «keine überhastete Abschaltung von Schweizer- AKWs aus rein politischen Gründen erfolgen.» Vielmehr müsse «im
Interesse einer Verbesserung von Schutz und Sicherheit für Mensch und Umwelt
auch ein beschleunigter Ersatz der alten AKWs durch neue Anlagen der 4.
Reaktorgeneration ernsthaft geprüft
werden.»
Datum: 23.03.2011
Autor: Fritz Imhof
Quelle: EVP / EDU