Vorsicht vor Schein-Konvertiten

«Gemeinden, lasst euch nicht von 'unechten Bekehrten' täuschen!»

Regelmässig finden Einwanderer aus dem Nahen Osten und der islamischen Welt generell in der Schweiz zum christlichen Glauben. Doch längst nicht jeder, der sich als verfolgter Christ oder Konvertit bezeichnet, ist auch einer. Durch ungestümen Einsatz für Fake-Konvertiten werden christliche Gemeinden in diesem Punkt teils für Behörden unglaubwürdig.
Taufe von Flüchtlingen
Behördliche Befragung zur Taufe und dem christlichen Glauben
Daniel Zingg

In beachtlicher Zahl versuchen Asylsuchende namentlich aus dem Nahen Osten durch vorgebliches Konvertieren zum christlichen Glauben ein Bleiberecht in der Schweiz zu erschleichen. Manche machen geltend, in der Heimat verfolgt worden zu sein, eine Rückschaffung würde ihren Tod bedeuten, lautet ihre Darstellung. Nicht selten weibeln in der Folge Christen der unterschiedlichsten Gemeinden für die Betroffenen von Amt zu Amt, suchen nach Gutachten und unterstützen die Personen auf verschiedenste Art und Weise mit Zuwendungen.

Bloss: Längst nicht immer stimmt die Geschichte. In manchen Fällen hat es nie einen Glaubensübertritt gegeben, auch wenn rührselig erzählt wird, wie Jesus der Person im Traum begegnet ist und die Gebete in der Gebetsstunde auf eine tiefe Hingabe schliessen lassen. Das Ausmass ist mittlerweile so gross, dass Insider Alarm schlagen.

Wie der Enkel-Trick

Schadet nun aber dieses Publikmachen nicht den echten Konvertiten? Geraten sie nicht dadurch erst recht unter Generalverdacht? «Nein, ganz im Gegenteil», beobachtet Daniel Zingg. Der Leiter des christlichen Hilfswerks «Aseba» begleitet selbst permanent Menschen, die aus Glaubensgründen in ihrer Heimat unterdrückt werden. «Die Behörden können mittlerweile besser unterscheiden als die Christen in den Gemeinden. Dies weil sie Einblick in Papiere haben, zu denen Privatpersonen keinen Zugriff haben.»

Echte Konvertiten würden sogar darum bitten, dass gegen die wachsende Zahl von Schein-Bekehrten etwas unternommen werde, dazu gehöre auch ein öffentliches Sensibilisieren in den Gemeinden. Daniel Zingg: «Denn sie geraten durch die 'unechten Bekehrten' unter Druck, da ihnen die Machenschaften sehr wohl bekannt sind – doch sie sind selbst eingeschüchtert und halten lieber den Mund aus Angst vor Repressalien seitens ihrer Landsleute.»

Unter Asylsuchenden aus Ländern mit Christenunterdrückung hat sich herumgesprochen, dass christliche Gemeinden in Westeuropa besonders sensibel auf Glaubensverfolgte reagieren – was soweit lobenswert ist. Jedoch wird dieser Umstand nun mannigfaltig für eine Art «Enkel-Trick» ausgenutzt – bloss geht es statt um Geld um das Bleiberecht oder den roten Pass. Dies schadet nicht nur den echten Konvertiten, sondern zusehends den christlichen Gemeinden.

Gemeinden verlieren an Glaubwürdigkeit

Ein Insider (Name der Redaktion bekannt) schildert einen Fall, der für viele steht: «Eine christliche Gemeinde bat mich, dass ich mich dringlich für einen Mann aus dem Nahen Osten einsetze. Voller Inbrunst und gut gemeint stellten sie dar, wie der Mann bei der Abschiebung direkt in den sicheren Tod geschickt wird.» Er nahm sich des Falles an. Durch Recherchieren gelangte er an Informationen, über welche die Gemeinde nicht verfügte: Die Straftaten des angeblich gut Integrierten, der regelmässig in der Gemeinde auftauchte und in blumigen Worten zu beten wusste.

«Er hatte der Gemeinde zwar dargestellt, dass er wegen seinem christlichen Glauben hatte fliehen müssen. Bei den Behörden hatte er in seinem Asylgesuch etwas völlig anderes erzählt; etwas, das bei dieser besser zog. Zudem war er mittlerweile verstrickt in Drogen- und Wirtschaftskriminalität und hatte an mehreren Orten Rayon-Verbot.» Doch bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Gemeinde mit Bittschriften bei den Behörden nachgebohrt, da diese aus ihrer Sicht einfach nicht beurteilen könne, was Christenverfolgung bedeute… Durch solches Handeln verlieren Gemeinden an Glaubwürdigkeit bei den Behörden.

Der Joker

Echte Konvertiten aus dem einen und anderen Land aus dem Nahen Osten rechnen mit bis zu zwanzig oder mehr Prozent Scheinkonvertiten.

«Ein Paar bat mich, dass ich mithelfe, mich für einen Syrer zu engagieren», erinnert sich der bereits oben zitierte Insider an einen anderen Fall. «Wie üblich war die Angelegenheit äusserst dringlich. Als erstes fragte ich, woher sie wissen, dass er Syrer ist. Zunächst herrschte einen Moment lang Schweigen. Dann lautete die Antwort: 'Er hat es uns gesagt.' Bereits vor über einem Jahr hat die Presse in Österreich gezeigt, dass manche, die sich als Syrer und Iraker ausgeben, in Wirklichkeit aus Ägypten und Jordanien stammen.» Und wenn sie bei den Behörden lügen, finden sie nicht unbedingt in einer christlichen Gemeinde eine tiefe Liebe zur Wahrheit, auch wenn es von Zeit zu Zeit passieren kann.

Auch Landeskirche betroffen

Pfarrer Anders P. (Name geändert) erinnert sich an eine Familie aus Bangladesch, die sich intensiv in seiner Kirche im Berner Oberland engagiert hatte. Sie machte geltend, zum Christentum übergetreten zu sein. Eine Rückführung wäre für sie zu gefährlich, so die Asylsuchenden aus Asien. «Mein Pfarrkollege wurde persönlich vorstellig bei der zuständigen Regierungsrätin. Ich selbst habe ein Gutachten von Christine Schirrmacher organisiert.»

Letztlich erhielt die Familie Bleiberecht. Als dieses da war, zog die Familie um. Einige Zeit später traf der Pfarrkollege von Andreas P. den Mann wieder. «Der Glaube war weg, das Paar zudem getrennt. Der Mann war dermassen wütend auf die Frau, dass er meinem Kollegen eröffnete, dass das mit dem Glauben nie gestimmt hatte. Der Mann sagte dies in der Hoffnung, dass seine Ex-Frau abgeschoben würde. Dass er sich selbst in die gleiche Gefahr begeben würde, war ihm in seiner Rage egal. Er verlangte, dass der Pfarrkollege dies beim Amt publik machen würde.» Letztlich konnte die Familie bleiben, doch der Pfarrkollege wurde – nachdem er sich zuvor jahrelang für die Familie eingesetzt, dabei aber betrogen wurde – von einem Anwalt wegen Amtsgeheimnisverletzung angeklagt; und zumindest freigesprochen.

Schamkultur in den Gemeinden …

Nicht nur im Islam scheint die Schamkultur verbreitet, sondern auch bei christlichen Gemeinden in der Schweiz. Verschiedentlich deckte Daniel Zingg Fake-Konvertiten auf, die teils sogar in kriminelle Machenschaften verstrickt waren. «Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. Es gibt viele, die dankbar sind.»

Doch es gebe auch die andere Seite. «Immer wieder erlebe ich, dass Gemeindeleiter nichts von der Sachlage wissen wollen, obschon diese im Grunde klar ist. Dies, weil sie gleichzeitig zugeben müssten, dass sie sich geirrt haben. Dabei wäre das meines Erachtens weit weniger tragisch als anschliessend auf stur zu schalten.»

So kann der Enkel-Trick spielend entlarvt werden

Nun lautet die nagende Frage, wie denn echte von nur vorgeblich verfolgten Einwanderern unterschieden werden können. Als ersten Schritt empfiehlt Daniel Zingg folgendes: «Der Pastor kann die Personen jeweils ihre Geschichte erzählen lassen; das geschieht im Normalfall ohnehin. Dann verlangt er das Papier, welches er von den Behörden erhalten hat.» Ausnahmslos jeder, der ins Asylverfahren kommt, muss zunächst seine Geschichte bei den Behörden erzählen. «Das kann er in seiner Muttersprache tun. Jede Seite kann er anschliessend nachlesen und unterschreiben. Hinterher kann er eine Kopie davon verlangen. Dieses Papier kann jeder beschaffen, es ist sein wichtigstes Dokument.»

Wenn jemand wirklich wegen seinem christlichen Glauben aus seinem Herkunftsland flüchtet, dann steht dies auch in diesen Papieren. Daniel Zingg: «Wenn da eine abenteuerliche Geschichte steht, die nichts mit dem zu tun hat, was er dem Pastoren sagt, ist dies ebenso rasch geklärt, wie wenn jemand sagt, dass er ein solches Papier nicht hat – sollte er das, was über seinen Verblieb in der Schweiz entscheiden kann, tatsächlich verloren haben, kann er bei den Behörden eine Kopie verlangen.» In 80 Prozent der Fälle lasse sich eine Echtheit bereits durch das Fordern dieser Papiere überprüfen.

Ein genaueres Hinsehen von Gemeinden und engagierten Christen ist wünschenswert – insbesondere auch zum Wohle der echten Konvertiten sowie um die Glaubwürdigkeit gegenüber den Behörden, der Bevölkerung und den eigenen Mitgliedern zu wahren. Naivität ist ein schlechter Ratgeber in der Flüchtlingshilfe.

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Datum: 26.05.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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