Livenet-Talk mit Monika Riwar

Im Spannungsfeld zwischen Seelsorge und Psychologie

Monika Riwar
Monika Riwar ist seit 25 Jahren in Seelsorge und Beratung tätig. Braucht sie mehr die Psychologie oder mehr den Heiligen Geist? Das versucht Flo Wüthrich im Gespräch mit der Pfarrerin herauszufinden.

«Früher war das Verhältnis von Psychologie zu einer geistlichen Seelsorge ein Spannungsfeld», fasst Monika Riwar eine Entwicklung zusammen. «Es gab eine Grundskepsis, Psychologie war `weltliches`gegenüber `geistlichem Handeln`. Heute hat es sich deutlich entspannt.»

Seit 25 Jahren macht es der Pfarrerin und Beraterin Freude, «mit Menschen in ihren Prozessen unterwegs zu sein», wie sie es ausdrückt. Und die Verbindung von geistlichem Rat und Psychologie macht ihr keine Probleme. «Als Christen kommen, denken und arbeiten wir vom dreieinigen Gott her. Und der Schöpfer hat den Menschen Fähigkeiten gegeben, mit der Schöpfung umzugehen.» Darum kämen auch wissenschaftliche Erkenntnisse, obwohl in Generationen aufgebaut und weitergegeben, letztlich vom Schöpfer. Und dieses Wissen «gibt uns etwas in die Hand, über das wir verfügen dürfen», so Riwar.

Christen sind auch nur Menschen

Flo Wüthrich stellt dazu fest: «Als Christen sind wir auch Menschen und haben die gleichen Bedürfnisse, wenn wir ehrlich sind. Wir haben auch ähnliche Macken und Knörze – wir sind auf anderem Boden unterwegs, aber voll dem Schöpfungsmässigen ausgesetzt.» Kann denn Gott keine Wunder tun? Natürlich könne er das, so Monika Riwar. Aber erstaunlich oft greife er nicht in die schöpfungsmässigen Zusammenhänge ein und sage seinen Kindern: «Ich bin da, ich habe dich erlöst, lebe in dir – aber solange du in dieser Welt lebst, hast du Anteil an der Not dieser Welt.» Aber nicht nur an der Not, sondern auch am Segen dieser Welt: dem Schöpfungssegen (der endlich ist und allen Menschen gilt) und dem Erlösungssegen der Kinder Gottes (der ewig ist).

Zuspruch und Anspruch

Ein grundlegendes Spannungsfeld in jeder Beratung sei das Verhältnis von Zuspruch – «Du bist mein Kind, ich habe dich erlöst» – und Anspruch Gottes: «Das ist nicht das, was ich will.» Gelegentlich – wie bei der Geschichte von Ananias und Saphira, die mit ihrem Ackerverkauf betrügen wollten und beide starben – mache Gott erschreckend klar deutlich: «Ich will nicht, dass so gehandelt wird.» «Heute erleben wir das glücklicherweise nicht so, sonst müssten wir alle tot vom Stuhl fallen», sind sich Riwar und Wüthrich einig. Dennoch gehöre nicht nur der Zuspruch, sondern auch der Anspruch Gottes in die Beratung und zur Heilung. Allerdings: «Wenn es nicht Vergebung gäbe, könnte kein Mensch und vor allem die Kirche Gottes nicht bestehen.»

Die begrenzte Macht der Gedanken

Monika Riwar kennt und betont die Wichtigkeit der Gedanken, die sich auf unser Verhalten und unseren Körper auswirken; im Sport zum Beispiel sei es sehr wichtig, positiv motiviert zu sein. Kann man mit positiven Gedanken und Wünschen, wenn man sie nur immer wiederholt, alles erreichen? «Wird die Million auf meinem Konto landen, wenn ich es mir nur lange und intensiv genug vorstelle?», fragt Flo Wüthrich provokativ. Riwar: «Das ist etwas anderes, nämlich Magie. Magisches Denken will Macht über die Realität, und das ist uns Christen nicht erlaubt.» Sie warnt auch vor der Überschätzung der Gedanken. Wenn ich jemandem den Tod wünsche und er dann plötzlich stirbt, bin ich daran schuld? «Das ist nicht wahr», sagt Riwar. «Der einzige, der immer und unter allen Umständen `spricht und es geschieht`, ist Gott.»

Viele Themen rund um Seelsorge und Beratung werden im Gespräch nur kurz berührt – Monika Riwar fasst zusammen: «Sünde und Leid sind die Spannungsfelder, in denen wir auch als Christen leben. Und darin wird Gott mir begegnen; er sagt: Meine Kraft ist in aller Schwachheit mächtig. Das ist etwas, was über Psychologie hinausgeht.»

Sehen Sie sich den Talk mit Monika Riwar an:

 

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Datum: 16.01.2024
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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