Der Mann auf dem Baum

Wozu Neugierde führen kann

Zachäus im Baum
Eigentlich schämte er sich ein bisschen. Aber seine Neugierde war grösser, also quälte er sich auf den kleinen Baum hinauf. Von hier sah man gut. Plötzlich stockte ihm das Herz.

Die Geschäfte liefen gut, da konnte er sich nicht beklagen. Regelmässig und zuverlässig lieferten seine Mitarbeiter ihm ihre Einkünfte ab; dass sie das steuerbare Einkommen der Leute in seinem Bezirk sehr grosszügig bemassen, störte ihn nicht weiter. Sein Konto nahm zu, sein Haus war gross und seine Existenz gesichert. Keiner sollte ihn je nochmal auf den Arm nehmen, nur weil er etwas klein gewachsen war, dachte er sich. Denen hatte er es gezeigt.

Und doch – in der letzten Zeit quälten ihn Gedanken. Der ganze Reichtum machte ihn innerlich nicht zufrieden. Gesellschaftlich war er isoliert. Eigentlich hatte er sich sein Leben anders vorgestellt. Und jetzt hatte er von diesem Lehrer gehört, der die Leute in Massen anzog. Der Mann sollte so total anders sein als die Religiösen, die ihn ja nicht mehr in die Kirche liessen. «Den würde ich gern mal sehen», sagte sich Zachäus.

Die Chance packen

Als er eines Tages hörte, dass dieser Jesus durch sein Dorf kommen sollte, packte er seine Chance. Schon früh war das ganze Dorf auf den Beinen, und es war nicht daran zu denken, einen Blick auf die Strasse zu erhaschen, vor allem für einen so kleinen Mann wie ihn. Kurz entschlossen stieg er auf einen Baum, auf dessen schrägen Ästen er sich noch festhalten konnte und dessen Blätter ihn einigermassen vor den Leuten versteckten (nachzulesen in der Bibel, Lukas-Evangelium, Kapitel 19, Verse 1-10). Er wollte Jesus nur aus Distanz sehen; aber was dann geschah, veränderte das Leben dieses armen Reichen total.

Jesus wird persönlich

Jesus und die Menschen, die immer um ihn waren, kamen langsam näher. Plötzlich blieb der ganze Zug stehen. Jesus hatte angehalten, den Blick nach oben gerichtet und schaute Zachäus direkt in die Augen. Ihm stockte das Herz. Vorbei mit Verstecken. «Komm runter, Zachäus!», sagte Jesus. «Ich würde heute gern bei dir essen.» Ach du Schreck – bei mir? Und er kennt meinen Namen? Mit hochrotem Kopf rutschte Zachäus von seinem Baum, stotterte etwas von «selbstverständlich» und führte unter den Blicken der ganzen Stadt Jesus in sein Haus.

Die grosse Wende

Was Jesus und Zachäus beim Essen besprachen, wissen wir nicht. Aber die Folgen sind sensationell. Zachäus trat vor Jesus und sagte: «Herr, die Hälfte meines Vermögens werde ich den Armen geben, und wenn ich von jemand etwas erpresst habe, werde ich es ihm vierfach zurückerstatten.» Jesus hatte seine Isolation durchbrochen, und durch diese Zuwendung brach etwas wie ein Staudamm im Herzen dieses kleinen reichen Mannes. Und Jesus kommentierte: «Heute hat dieser Mann und sein ganzes Haus Rettung erfahren.» Der Reiche wurde äusserlich etwas ärmer – und innerlich endlich reich und frei. Denn Gott hatte ihn bei seinem Namen gerufen und ihn ohne Vorleistung angenommen.

Weisser Kragen, reine Weste?

Es gibt viele Menschen wie diesen Zachäus. Äusserlich erfolgreich, schönes Haus, weisser Kragen – aber innen drin eine Menge Fragen. Irgendetwas ist leer, trotz voller Kasse.

So wie Jesus den Zachäus anschaute und beim Namen nannte, will er persönlich werden – er ist «gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist» und kennt unseren Namen. Jesus sucht die persönliche Beziehung, überwindet die Isolation und will in unser Leben kommen, genau dort, wo wir uns verloren vorkommen, uns schämen oder innerlich von Fragen geplagt werden.

Wer Jesus einlädt und sich auf ihn einlässt, der erlebt, was Zachäus erlebte: Gott nimmt mich vorbehaltlos an! Das kann ein Leben auf den Kopf stellen.

Dieser Artikel erschien bereits am 27.01.2015 bei Jesus.ch.

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Datum: 25.07.2024
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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