Verblasste Erinnerungen wiederherstellen
Von Jim Mathis
Als die Farbfotographie in den 50er und 60er Jahren des
letzten Jahrhunderts den Siegeszug über die Schwarz-Weiss-Fotographie antrat,
kannten die Experten ein Geheimnis, von dem wenige andere Menschen wussten: Im
Gegensatz zur Schwarz-Weiss-Fotographie sind Filme und Papier für die
Farbfotographie nicht dauerhaft. (Unter anderem aus diesem Grund bot ich viele
Jahre lang ausschliesslich Schwarz-Weiss-Fotographie an.) Heute, 30, 40 und 50
Jahre später, sind wir im Besitz von Millionen von verfärbten und verblassten
Farbfotographien.
Ich bekomme sogar stark verblasste oder verfärbte Farbdrucke
zu Gesicht, die weniger als 20 Jahre alt sind. Zum Glück können wir sie dank
der Forschung speichern und wiederherstellen. Dabei können wir sie mit
permanenten, pigmentbasierten Farben, die Hunderte von Jahren bestehen bleiben,
auf säurefreies Papier drucken.
Beim Wiederherstellen alter und verblasster Fotographien ist
es mein Herzensanliegen, Erinnerungen zu bewahren. Dabei geht es um viel mehr,
als nur dem Entschwinden visueller Bilder entgegen zu wirken. Das Bewahren von
Erinnerungen ist jedoch nicht allein der Fotographie vorbehalten. Es kann auch
für die Geschäfts- und Arbeitswelt von Bedeutung sein.
Manchmal hat ein Unternehmen beispielsweise Erfolg, indem es
sich auf einen klaren Auftrag, einen bestimmten Markt oder eine besondere
Nische innerhalb seines Industriezweiges konzentriert. Mit der Zeit können
jedoch erhöhte Erwartungen, Ehrgeiz, Fristen, ja sogar Gier dazu führen, dass
die Führungsverantwortlichen die Grundlage ihres Erfolges aus dem Blick
verlieren. Durch das Streben nach grösseren Profiten oder einem weiteren Markt
beginnen die Erinnerungen daran, wie und warum sie dorthin gelangten, wo sie jetzt
sind, zu verblassen.
Auch jedem Einzelnen von uns kann das passieren. Menschen
schlagen ihre Wunschkarrieren ein, durchdrungen von dem Gefühl, eine Bestimmung
zu haben, und mit vielen guten Ideen ausgerüstet. Diese Motive können beim
Erklimmen der Karriereleiter allerdings in Vergessenheit geraten, ja sogar
verdrängt werden. Kurzfristige Erfolge schalten langfristige Erinnerungen aus.
Deshalb kann es äusserst nützlich sein, sich gemeinsam darum
zu bemühen, für das Unternehmen oder die eigene berufliche Laufbahn wertvolle
Erinnerungen zu schützen und sie vor dem Verblassen zu bewahren. Aus diesem
Grund können Unternehmensleitbilder sehr wertvoll sein - zusammen mit regelmässigen
Treffen der Führungskräfte, bei denen solche Fragen gestellt werden können wie «Warum sind wir
hier?», «Um was geht es uns?» und «Was ist für uns wirklich von Bedeutung?».
Auch die Bibel weiss, wie wichtig es ist, Erinnerungen vor
dem Verblassen zu bewahren. Die Nation Israel war in Zeiten von Frieden und
Wohlstand besonders anfällig dafür, Erinnerungen verblassen zu lassen. Hier
sind einige biblische Prinzipien, die zeigen, wie wichtig es ist, liebgewonnene
Erinnerungen zu schützen und zu bewahren:
Denke an Siege aus
der Vergangenheit.
Wir können uns so von der Zukunft in Beschlag nehmen
lassen, dass wir die Triumphe unserer Vergangenheit - und wie es dazu kam -
nicht mehr wertschätzen. «Hütet euch
davor, etwas von dem, was ihr gesehen habt, zu vergessen! Erinnert euch euer
Leben lang daran, und erzählt es euren Kindern und Enkeln weiter!» (5. Mose 4,
9).
Denke an die Quelle
deines Erfolges. Mit der Zeit können Erinnerungen verblassen und wir
vergessen die vielfältige Hilfe, die wir auf dem Weg zu unserem jetzigen Erfolg
erhalten haben. «Hütet euch davor,
ihn zu vergessen und seine Gebote, Weisungen und Ordnungen zu missachten, die
ich euch heute weitergebe. Denn das könnte geschehen, wenn ihr genug zu essen
habt, schöne Häuser baut und bewohnt, ... Dann könntet ihr überheblich werden
und den Herrn, euren Gott, vergessen. Dabei hat er euch aus der Sklaverei in
Ägypten befreit.» (5. Mose 8, 11 - 14).