Die Rizinus-Raupe, die Jona die Ruhe raubte

Olepa schleini – dieser Falter stammt direkt aus der Bibel.
Ein borstiges Vieh.
Die Olepa schleini als Falter.
«Jöööhhhh!» Olepa schleini im Baby-Stadium.
Jetzt in sie 1 Tag alt.
Und hier bereits 9 Tage.
Und so sieht die Propheten-Raupe im zarten Alter von zwölf Tagen aus.
Eine «fertige» Olepa schleini.

«Das haute uns aus den Socken», sagt Forscher Günter C. Müller. In Israel entdeckte er eine Raupenart, die die Glaubwürdigkeit der Jona-Geschichte unterstreicht.

Nein, eine Schönheit ist sie nicht, die Raupe «Olepa Schleini». Aber dieser Nachtfalter bringt Licht in die biblische Geschichte von Jona. Nachdem der biblische Künder den König von Ninive besucht hatte, liess er sich unter einer Rizinusstaude nieder. In Jona 4, Vers 7, ist zu lesen, dass ein Wurm die Pflanze befiel und diese am Morgen darauf dürr war – was Jona in Rage brachte.

Axel Hausmann von der Zoologischen Staatssammlung München kennt das Tierchen: «Früher fragte man sich, warum der Redaktor der Jonageschichte ein Tier beschreibt, das eine so giftige Pflanze frisst. Man zweifelte die Identität der Pflanze an; manche sprachen von Efeu oder Kürbis.»

Raupe frisst Rizinus

Gefunden wurde die «Propheten-Raupe» von Dr. Günter C. Müller und Professor Yosef Schlein. Zusammen mit anderen Wissenschaftlern erforschen die beiden für die «Hebrew University» und die «Zoologische Staatssammlung München» die israelischen Falter. Rund 1000 im Land bisher unbekannte Arten wurden nachgewiesen, manche davon waren neu für die Wissenschaft.

«Vor fünf bis sechs Jahren entdeckten wir diesen Bärenspinner», sagt Müller. «Wir wussten damals, dass er neu für die Wissenschaft ist. Aber wir wussten nicht, was er frisst.» Jahre später wurde eine grosse haarige Raupe auf einem Rizinusbaum gefunden. «Auf einem Baum lebten mehrere hundert. Wir brachten sie ins Labor und züchteten sie. Wir erkannten, dass sie zu den Faltern werden, die wir bereits entdeckt hatten.» Ähnliche kämen in Indien vor. Dass diese nun aber im Mittelmeerraum auftauchten, das sei spektakulär.

Sie ist die «Jona-Raupe»

Und noch etwas sei einzigartig. Axel Hausmann: «Diese Raupen können nur auf Rizinus gezüchtet werden. Das erregte Aufsehen, weil diese Pflanze sehr giftig ist. Gleichzeitig kam mir aber das Buch Jona in den Sinn. Denn dort wurde ein Rizinusfresser beschrieben.»

Müller hat im Labor schon beobachtet, «dass die Raupen im Extremfall eine Staude in kürzester Zeit kaputt machen» – so,wie im Buch Jona beschrieben. Die Tiere seien lichtscheu und frässen nur nachts. Der Baum von Jona verdorrte ebenfalls in der Nacht. «Bisher war kein Tier bekannt, das diese Pflanze frisst. Darum wurde die biblische Geschichte von Biologen nicht ernst genommen.»

Allerdings kommt diese Art in Israel nur sehr selten vor. Sie sei vom Aussterben bedroht, weiss der Raupenforscher: «Traurigerweise kann es sein, dass wir noch erleben, wie sie verschwindet.»

«Die Bibel ist präzis»

Die Raupe sei nicht seine Entdeckung, sagt Müller. «Sie wurde vor ein paar tausend Jahren gefunden. Von einem Mann mit einer sehr guten Beobachtungsgabe. Ich bin überrascht, wie genau sie in der Bibel beschrieben wurde. Das gilt auch für andere Insekten. Viele biblische Autoren schrieben präzise ökologische Sachverhalte nieder. Ich denke, da ist noch Einiges, mit dem man sich beschäftigen kann. Man sollte diesem Schriftsteller zu seiner Pionierarbeit gratulieren.»


Links zum Thema:
Die Zoologische Staatssammlung München
Infos zur Raupe Olepa schleini

Datum: 21.04.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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